Rund 88 000 ambulante und teilstationäre Hilfen

Baden‑Württemberg: Hilfen zur Erziehung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene – Prävention durch Stärkung der Familie

Können junge Menschen unter 27 Jahren ihre Probleme nicht alleine oder mit Hilfe ihrer Familie bewältigen, bietet die Kinder- und Jugendhilfe ein breites Spektrum erzieherischer Hilfen an. Diese werden familienorientiert oder an der Problemlage des einzelnen jungen Menschen orientiert durchgeführt. Wie das Statistische Landesamt feststellt, wurden 88 114 erzieherische Hilfen 2014 ambulant oder teilstationär, unter Verbleib in der Familie, durchgeführt (beendete und am Jahresende andauernde Hilfen). Das waren 2,2 Prozent oder 1958 mehr als im Jahr 2013 mit 86 156 Hilfen.

Die Erziehungs-, Familien- und Jugendberatungsstellen öffentlicher und freier Träger stellen dabei oftmals eine erste Anlaufstelle dar. Im vergangenen Jahr haben 56 193 junge Menschen die Hilfe psychologischer Beratungsstellen allein, mit ihren Eltern oder mit ihrer Familie in Anspruch genommen. 90 Prozent der Erziehungsberatungen richteten sich an Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, 53 Prozent an Jungen und junge Männer. 32 Prozent der betroffenen jungen Menschen hatten mindestens einen Elternteil ausländischer Herkunft.

Hilfe und Unterstützung durch einen Erziehungsbeistand erhielten 4 673 junge Menschen im Jahr 2014. Der Erziehungsbeistand hat die Aufgabe, Heranwachsende bei der Bewältigung von Entwicklungsproblemen zu unterstützen und ihre Selbständigkeit zu fördern. 1 578 junge Menschen wurden durch Betreuungshelfer unterstützt. Im Gegensatz zum Erziehungsbeistand werden Betreuungshelfer in der Regel aufgrund richterlicher Weisung tätig. 72 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Einzelbetreuung waren unter 18 Jahre alt, 61 Prozent männlichen Geschlechts. 4 677 jungen Menschen wurde durch soziale Gruppenarbeit geholfen. Sie erhielten in Übungs- oder Erfahrungskursen Hilfestellungen, um Entwicklungsauffälligkeiten und Verhaltensprobleme durch soziales Lernen in der Gruppe zu überwinden. 96 Prozent der Teilnehmer waren im schulpflichtigen Alter, 70 Prozent waren Jungen und junge Männer.

Eine besonders familienorientierte Form der ambulanten Erziehungshilfen stellt diesozialpädagogische Familienhilfe dar. Zur Verbesserung der künftigen Entwicklungsmöglichkeiten der minderjährigen Kinder suchten Fachkräfte 13 305 Familien im Jahr 2014 in ihrer häuslichen Umgebung auf. Durch intensive Betreuung und Begleitung unterstützten sie die Familien mit insgesamt 28 105 Kindern in ihren Erziehungsaufgaben, bei der Bewältigung von Alltagsproblemen, bei der Lösung von Konflikten und Krisen sowie im Kontakt mit Ämtern und Institutionen. Dabei kommt dem Prinzip der »Hilfe zur Selbsthilfe« und der Bereitschaft zur Mitarbeit aller Familienmitglieder besondere Bedeutung zu. Durch die Hilfegewährung wird angestrebt, die Unterbringung von Kindern und Jugendlichen außerhalb des Elternhauses zu vermeiden. Bei der Hälfte der sozialpädagogischen Hilfen wuchsen die Kinder oder Jugendlichen bei einem allein erziehenden Elternteil auf. In 70 Prozent der unterstützten Familien lebten ein oder zwei Kinder. 2 913 Jungen und 793 Mädchen unter 18 Jahren befanden sich im Jahr 2014 in einerTagesgruppenerziehung. Sie erfuhren bei diesem teilstationären Hilfeangebot soziales Lernen und schulische Förderung in Zusammenarbeit von Familie, Schule und Tagesgruppe, ohne dass eine Trennung von der Familie erfolgte. Bei dieser Hilfeart sind die Kinder und Jugendlichen abends, am Wochenende und in den Ferien zu Hause. In vorrangig ambulanter oder teilstationärer Form wurden 3 982 flexible Hilfen (sonstige erzieherische Hilfen) durchgeführt. Sie richteten sich individuell an 2 139 junge Menschen oder erreichten als familienorientierte Maßnahme 1 843 Familien.

 

Ambulante und teilstationäre erzieherische Hilfen*) 2014 in Baden-Württemberg
Art der Hilfe Anzahl der Hilfen Prozent
*) Beendete und am 31. Dezember andauernde Hilfen
Erziehungsberatung 56.193 63,77
Soziale Gruppenarbeit 4.677 5,31
Erziehungsbeistand 4.673 5,30
Betreuungshelfer 1.578 1,79
Sozialpädagogische Familienhilfe 13.305 15,10
Tagesgruppenerziehung 3.706 4,21
Flexible Hilfen § 27 SGB VIII 3.982 4,52
Baden-Württemberg insgesamt 88.114 100,00

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2015

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