Das Sterberisiko der Bevölkerung ist im Winter höher als im Sommer – Aber: Weniger Verkehrstote und Selbsttötungen in der kalten Jahreszeit

In Baden‑Württemberg starben im Jahr 2014 rund 100 700 Personen. Gegenüber 2013 bedeutet dies ein Rückgang der Gestorbenenzahl um etwa 1 300. Von den Verstorbenen waren 4 Prozent jünger als 50 Jahre alt, 26 Prozent starben zwischen dem 50. und 74. Lebensjahr und 70 Prozent wurden 75 Jahre oder älter.

Die meisten Todesfälle im Jahr 2014 waren im Dezember zu beklagen (9 259), gefolgt von den Monaten März (9 113), Januar (8 811) und April (8 474). Die wenigsten starben im Juni (7 783), September (7 994) und im August (7 995). Wenn berücksichtigt wird, dass die Monate unterschiedlich lang sind, waren die Monate Dezember und März ebenfalls diejenigen mit der höchsten Sterblichkeit. August und Juni wären auch dann, wenn die Monate gleich viele Tage hätten, diejenigen mit dem geringsten Sterberisiko.

Insgesamt zeigt sich, dass die Sterblichkeit der Bevölkerung nicht unerheblichen saisonalen Schwankungen unterliegt. Überdurchschnittlich viele Menschen sterben im Dezember und in den ersten Monaten eines Jahres, während im Sommer das Sterberisiko in der Regel geringer ist. Ausnahmen hiervon waren der August 2003 und – in abgeschwächter Form – der Juni und der Juli des Jahres 2006, als aufgrund der außergewöhnlich hohen Temperaturen relativ viele Sterbefälle zu verzeichnen waren.

Die höhere Sterblichkeit im Winterhalbjahr wird im Wesentlichen darauf zurückgeführt, dass der Organismus aufgrund der Kälte geschwächt sein kann und es deshalb häufiger aufgrund von Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen zu Todesfällen kommt. Davon sind insbesondere ältere Menschen betroffen. Dieser Zusammenhang könnte erklären, weshalb beispielsweise die Zahl der Sterbefälle in den ersten Monaten des Jahres 2014 deutlich unter denjenigen in 2013 lag: Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes hatte sich nämlich ab Mitte Januar 2013 bis Anfang April in ganz Deutschland winterliches Wetter durchgesetzt, während in den Monaten Januar und Februar 2014 richtiges Winterwetter praktisch völlig ausblieb. 1

Während sich auch ein starker Zusammenhang zwischen der Sterblichkeit und Grippeerkrankungen nachweisen lässt 2 , sind Verkehrsunfälle und Suizide nicht ursächlich für die Häufung der Todesfälle im Winter. Vielmehr lag in den letzten Jahren die Zahl der Selbsttötungen in den Wintermonaten leicht, die der Verkehrstoten sogar deutlich unter dem jeweiligen Jahresdurchschnitt. Letzteres könnte darauf zurückzuführen sein, dass in der kalten Jahreszeit aufgrund der ungünstigeren Straßenverhältnisse vorsichtiger und weniger gefahren wird.

1Vgl. Pressemitteilungen des Deutschen Wetterdienstes vom 30.12.2013: „Jahresrückblick: Deutschlandwetter im Jahr 2013“ sowie vom 30.12.2014: „Deutschlandwetter im Jahr 2014“.

2Vgl. Kuhn, D., Baumann, L., Zöllner, I.: Saisonale Schwankungen in der Mortalität in Baden‑Württemberg 1999 – 2006, in: Brückenschlag von Medizinischer Informatik, Biometrie und Epidemiologie zur Medizintechnik; Tagungsband zur 53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie vom 15. – 19. September 2008 in Stuttgart, S. 347 ff.

 

Gestorbene in Baden-Württemberg nach Kalendermonaten seit dem Jahr 2000
Jahr Gestorbene im Monat …. Gestorbene
insgesamt
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember
2000 10.082 8.720 8.270 7.676 7.444 7.339 7.307 7.493 7.236 7.787 7.797 8.203 95.354
2001 8.454 7.426 8.204 7.853 7.898 7.367 7.778 7.677 7.320 7.784 7.750 8.585 94.096
2002 8.842 7.522 8.371 8.036 7.975 7.797 7.513 7.273 7.124 8.057 7.822 8.778 95.110
2003 8.786 8.345 9.557 7.793 7.706 7.722 7.736 8.883 7.196 7.759 7.557 8.189 97.229
2004 8.449 7.785 8.284 7.505 7.564 7.102 7.207 7.097 7.070 7.689 7.605 8.289 91.646
2005 8.280 8.433 9.078 7.629 7.756 7.483 7.461 7.263 6.950 7.548 7.629 8.564 94.074
2006 8.535 7.567 8.230 7.649 7.558 7.672 8.013 7.365 7.161 7.470 7.617 7.825 92.662
2007 8.311 7.742 8.653 7.866 7.615 7.319 7.622 7.193 7.178 7.812 8.103 8.665 94.079
2008 9.061 8.397 8.880 8.174 8.080 7.261 7.619 7.473 7.221 8.130 7.637 8.498 96.431
2009 10.056 9.006 8.953 7.937 7.761 7.360 7.361 7.289 7.251 7.988 8.143 8.451 97.556
2010 8.964 8.114 8.951 8.115 7.973 7.677 8.139 7.767 7.580 8.328 8.100 9.099 98.807
2011 8.858 7.957 8.816 8.057 8.087 7.377 7.641 8.032 7.531 8.201 8.225 8.950 97.732
2012 8.919 9.089 9.310 8.639 8.130 7.480 7.916 7.789 7.588 8.419 8.334 8.971 100.584
2013 9.073 9.000 10.132 8.827 7.935 7.988 8.227 7.777 7.678 8.426 8.222 8.662 101.947
2014 8.811 8.021 9.113 8.474 8.141 7.783 8.144 7.995 7.994 8.470 8.458 9.259 100.663

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2015

 

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