Eine kleine Maßnahme – ein großer Schritt in Richtung Selbsthilfe: 13 der 49 Flüchtlinge aus Syrien und dem Kosovo, die derzeit in Hattenhofen leben, wurden von engagierten Rot-Kreuz-Mitarbeitern mit den Grundlagen der Ersten Hilfe vertraut gemacht.
Von Andrea Maier
Die Idee überzeugte sofort: Anstatt von Hilflosigkeit und Unsicherheit getrieben, bei vielen, auch kleinen Verletzungen, den Notarzt zu rufen, können Asylbewerber die Grundlagen der Ersten Hilfe lernen – und damit sich selbst und anderen besser helfen.
Bettina Merten lebt in Hattenhofen und engagiert sich im Arbeitskreis Asyl für die derzeit 49 Flüchtlinge in ihrer Heimatgemeinde. Und sie arbeitet für den Kreisverband des Deutschen Roten Kreuz (DRK). Zusammen mit Marianne Fuchs, der Hauptkoordinatorin des Freundeskreis Asyl in Hattenhofen, und Silke Grupp, Leiterin der interkulturellen DRK-Projekte, organisierte sie den Kurs in Erster Hilfe. Schon bald waren der Unterrichtsraum und ein Fahrzeug von der Bereitschaft Hattenhofen organisiert, mit dem die 13 interessierten Menschen aus Syrien und dem Kosovo in die DRK-Zentrale am Eichert gebracht werden konnten. Markus Hörger, der aus seiner Ausbildungsarbeit mit Schülern weitreichende Erfahrung mitbringt, war sofort dabei, ebenso der langjährige Rettungsassistent Simon Hartley. Als gebürtiger Engländer wurde er gebeten, notfalls als Übersetzer für eventuell englisch gestellte Fragen und Antworten zu fungieren. Doch das war gar nicht nötig: Sabah, Alaiddin, Rayan, Arbenita, Enis, Naime, Selma, Gjyla, Albini, Zelije, Gjyljeta, Arben und Hazym waren mit allen Sinnen aufmerksam. Die vier Erwachsenen, vier Kinder und fünf Jugendlichen schauten genau hin, probierten selbst und schlossen aus Gestik, Mimik und einzelnen bekannten Worten, was zu tun ist. Mit viel Humor, unmissverständlichen Angaben und realitätsnahen Vorführungen unterrichteten die beiden Erste-Hilfe-Experten Wissenswertes um den europaweiten Notruf unter der Rufnummer 112, zeigten wie ein bewegungsloser Mensch auf Lebenszeichen hin untersucht werden kann, wie ein Verletzter transportiert und gelagert werden soll, wie Pflaster und Verbände anzubringen sind und schlussendlich sogar die notfalls lebensrettende Herzdruckmassage. Jede und jeder in der bunt gemischten Schülergruppe zeigte neben lebhaftem Interesse auch großen Ehrgeiz, alles „sehr gut und richtig“ zu machen. Während der 46-jährige Alaiddin immer wieder einbrachte, wie dies oder jenes in Syrien üblich ist, begeisterten sich die älteren Jungs vor allem für die Motorradhelme und das richtige Abnehmen derselben bei einem Unfall. Der erst fünfjährige Rayan zeigte stolz ein perfektes Fingerpflaster, Selma, Naime und Gjyla bewiesen großes Geschick in Anlegen von Verbänden und Arbenita war die Meisterin der Herzdruckmassage. Nach zwei Stunden Unterricht war längst noch nicht alles gezeigt und probiert, doch der Grundstock für mehr aktive Selbsthilfe ist gelegt.