„Zum kommenden Schuljahr 2015/2016 können in Baden-Württemberg rund 5.750 Lehrerinnen und Lehrer neu in den öffentlichen Schuldienst eingestellt werden. Das ist die höchste Einstellungszahl in Baden-Württemberg seit den 1970er-Jahren“, sagten Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Kultusminister Andreas Stoch am Dienstag (16. Juni 2015). Auch das sehr gute Einstellungsjahr 2014 mit rund 4.600 neu eingestellten Lehrkräften werde damit deutlich übertroffen. „Wir brauchen gut ausgebildete und motivierte Lehrerinnen und Lehrer, um die Qualität unserer Schulen weiter zu stärken“, betonten Ministerpräsident und Kultusminister.
Insbesondere an den Grund-, Haupt-/Werkrealschulen sowie Gemeinschaftsschulen, den Realschulen und den beruflichen Schulen gibt es im Jahr 2015 deutlich mehr Einstellungsmöglichkeiten als im vergangenen Jahr. „Ich freue mich, dass wir den jungen Lehrerinnen und Lehrern so hervorragende Einstellungschancen bieten können“, so Stoch. Verstärkt gesucht werden auch Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen für inklusive Bildungsangebote.
Schülerzahlen nicht so stark rückläufig wie erwartet
Dem Einstellungsplan des Kultusministeriums liegen die neuen Schülerzahlprognosen basierend auf den Lehrerberichten der Schulen vom Frühjahr 2015 zugrunde. Diese zeigen, dass im kommenden Schuljahr im allgemein bildenden Bereich der Schülerrückgang mit über 4.100 Schülern deutlich geringer ausfällt als prognostiziert. Insbesondere bei den Grundschulen werde anstelle eines Schülerrückgangs ein deutlicher Schüleranstieg (Lehrerberichte: plus 3.000 Schüler) erwartet. Das liege vor allem an der aktuellen Zuwanderung nach Baden-Württemberg. „Auch für die Förderung von Flüchtlingskindern benötigen wir zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer. Deshalb habe ich mich dafür eingesetzt, dass wir im Nachtragshaushalt auf die aktuellen Herausforderungen reagieren und zusätzliche Einstellungsmöglichkeiten schaffen“, sagte Stoch.
Wodurch ist diese hohe Einstellungszahl möglich?
Möglich sei die hohe Einstellungszahl vor allem durch die Entscheidung der Landesregierung, die ursprünglich zum Schuljahr 2015/2016 zur Streichung vorgesehenen 1.829 Stellen (so genannte kw-Stellen) nicht abzubauen, sondern im System zu belassen, so Stoch. Zum Schuljahr 2015/2016 fallen deshalb keine Stellen weg. Darüber hinaus werden zusätzliche Lehrerneustellen geschaffen.
Landeshaushalt setzt Schwerpunkt auf Bildung
Die Landesregierung habe mit dem Nachtragshaushalt einen Schwerpunkt bei der Bildung gesetzt und über 700 neue Stellen bereitgestellt: Die schrittweise Aufstockung der Poolstunden an den Realschulen erfordere im kommenden Schuljahr zusätzliche 241 Stellen. Für die Umsetzung der schulischen Inklusion seien im Schuljahr 2015/2016 insgesamt 200 Stellen eingeplant. Die Grundschulen erhalten zusätzliche 180 Stellen zur gezielten Förderung von Kindern mit Schwierigkeiten im Lesen und Rechtschreiben. Für die schulische Förderung von jungen Flüchtlingen in den Vorbereitungsklassen und VABO-Klassen könne die Schulverwaltung mit 165 neuen Stellen planen. „Von den bildungspolitischen Entscheidungen der Landesregierung profitieren nicht nur die Schulen im Land, sondern auch die Absolventen der Lehramtsstudiengänge“, erläuterte Minister Stoch. „Wie in den vergangenen Jahren sorgt das Kultusministerium auch in diesem Jahr durch Abordnungen zwischen den Schularten für eine ausgewogene Unterrichtsversorgung.“
Ergänzende Informationen:
Einstellungszahlen (Personen) im Jahr 2015
Neueinstellungen im Jahr 2015
(Prognose) 1) |
Neueinstellungen im Jahr 2014
(Schlussbilanz) 1) |
|
Grund-, Haupt- und Werkrealschulen 2) | 1.900 | 1.286 |
Sonderschulen | 500 | 409 |
Realschulen 2) | 1.000 | 592 |
Fachlehrer (musisch-technische Fächer) | 150 | 151 |
Fachlehrer / Technische Lehrer an Sonderschulen | 100 | 98 |
Gymnasien 2) | 1.080 | 1.192 |
Berufliche Schulen
– wissenschaftliche Lehrer – technische Lehrer |
1.000 20 |
835 51 |
Insgesamt | 5.750 | 4.614 |
1) Einschließlich der Einstellung von Lehrkräften zur Sprachförderung an Vorbereitungsklassen und VABO-Klassen mit befristeten Verträgen.
2) Einschließlich Einstellungen an Gemeinschaftsschulen.
Informationen zum Einstellungsverfahren
Bei der Lehrereinstellung geht es letztlich darum – unter Beachtung der verfügbaren Stellen, laufbahnrechtlicher Vorgaben und bildungspolitischer Entscheidungen – jedes Jahr die passende Lehrerin und den passenden Lehrer dort einzusetzen, wo sie oder er gebraucht wird. Gleichzeitig müssen natürlich auch die persönlichen Wünsche der Lehrkräfte hinsichtlich des Einsatzortes beachtet sowie die stellenwirksamen Änderungsanträge von Lehrkräften verwaltet und gesteuert werden, wie etwa Beurlaubungen, Teilzeit, Deputatsänderungen, Ruhestand usw.. Bei rund 4.000 öffentlichen Schulen im Land und knapp 120.000 Lehrerinnen und Lehrern lässt sich erahnen, wie komplex die Lehrereinstellung, Personalplanung und Ressourcensteuerung ist.
Um frühzeitig geeignete Lehrerinnen und Lehrer zu gewinnen und zu binden sowie den schulorganisatorischen Vorsprung der Nachbarländer aufgrund der frühen Ferientermine zu begegnen sowie den Schulen Planungssicherheit bieten zu können, setzt die Schulverwaltung Baden-Württemberg auf ein mehrstufiges Einstellungsverfahren. So konnten etwa Schulen im ländlichen Raum mit Schwierigkeiten bei der Lehrergewinnung – ohne die Konkurrenz von Standorten in Ballungsgebieten – bereits im Februar vor der Hauptausschreibung Stellen direkt ausschreiben. Durch die vorgezogene Ausschreibung können jedes Jahr rund 85 Prozent der ausgeschrieben Stellen frühzeitig besetzt werden. Die Schulen haben dadurch einen zeitlichen Vorteil und die Lehrerinnen und Lehrer profitieren durch frühe Einstellungszusagen.
Eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Verfahren findet sich hier: https://www.lehrer-online-bw.de/Ueberblick-Einstellung
PM