Kinder fit für die digitale Welt machen

Das Internet und die neue Medien prägen unseren Alltag immer mehr – und sind aus Gesellschaft und Beruf nicht mehr wegzudenken. Die Landesregierung fördert deshalb gezielt die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen, macht Silke Krebs, Ministerin im Staatsministerium, im Interview deutlich.

Staatsanzeiger: Digital ist überall, doch überall können Eltern und Lehrer ja nicht sein, um Kinder und Jugendliche vor den Gefahren zu schützen, die im Netz lauern …

Silke Krebs: Das ist auch eine wichtige These für uns, denn die digitalen Medien sind heute ein wesentlicher Bestandteil unseres Alltags. Kernaufgabe muss daher sein, Kinder und Jugendliche dazu zu befähigen, selbst vernünftige Entscheidungen zu treffen.

Auf der Plattform Kindermedienland stehen Musterverträge für einen sicheren Medienkonsum. „Ich darf nur Kinder-Websites besuchen“, heißt es da etwa. Haben Sie Ihre Tochter so einen Vertrag unterschreiben lassen?

Krebs: Nein, das habe ich nicht. Aber meine mittlerweile volljährige Tochter hatte den entscheidenden Nachteil, dass in ihren jüngeren Jahren der Rechner bei uns in der Wohnküche stand. So dass ich ganz unauffällig im Auge behalten konnte, was sie da macht. Viele Eltern sorgen sich, dass sich ihre Kinder mit problematischen Inhalten im Internet beschäftigen. Wichtig ist, dass sie mit ihren Kindern im Gespräch bleiben und ein Vertrauensverhältnis besteht. Kinder müssen wissen, dass ihre Eltern sie unterstützen können, wenn sie auf Seiten, Gespräche oder Inhalte stoßen, die sie verwirren oder erschrecken.

Der „Safer Internet-Day“ legt nahe, dass es das sichere Internet nicht gibt, sondern bloß verschiedene Grade von Sicherheit. Was kann eine Landesregierung da tun?

Krebs: Wir müssen akzeptieren, dass das Internet als solches nicht sicher sein wird. Insofern kommt es darauf an, Kindern und Jugendlichen entsprechendes Handwerkszeug zu geben, um ihr Handeln im Internet sicherer zu machen. Hier geht es zum einen um das Wissen, wo man sich wie aufhält und wem man auch wieweit trauen kann. Dass man etwa bei einer Nachricht, die einen erreicht, erst einmal schaut, ob man die auch noch anderswo findet, ehe man sie für bare Münze nimmt. Daneben ist zu überlegen, Jugendschutzprogramme zu installieren – je nachdem, um welche Altersklasse es geht.

Die Regierung will Medienkompetenz künftig schon ab dem Kindergarten fördern. Ist das nicht arg früh?

Krebs: Unsere Wahrnehmung der Realität ist, dass die Kinder schon extrem früh Zugang zu Smartphones haben und am Computer ihrer Eltern sitzen. Deswegen wollen wir frühzeitig ansetzen. Unser Ansatz ist nicht, dass wir in die Kitas gehen, und den Kindern sagen, „nehmt die Smartphones eurer Eltern und erobert sie“. Es geht darum einen Umgang einzuüben, darauf aufmerksam zu machen, dass man bei der Internetnutzung auch etwas beachten muss. Zu Konsumenten, zu passiven Nutzern von digitalen Medien werden Kinder automatisch. Aber damit sie zu kompetenten Nutzern werden, die auch selber gestalten können, dazu brauchen sie Unterstützung. Je früher wir diese geben, desto früher fangen sie auf verantwortungsvolle Art an, Smartphone und Computer zu nutzen und werden gar nicht erst verlockt, sich bloß berieseln zu lassen.

In Thüringen gibt es den Kurs Medienkunde an den Schulen. Warum ist das kein Vorbild Baden-Württemberg?

Krebs: Das ist immer so eine Debatte: Querschnittsthema oder Unterrichtsfach. Wir haben uns für das Querschnittsthema entschieden, so wird es auch im neuen Bildungsplan verankert sein. Die Leitperspektive „Medienbildung“ ist für sämtliche Schularten fachübergreifend angelegt und über den gesamten Bildungsgang hinweg in die Bildungspläne integriert. Ich halte das für richtig. Die notwendigen Hinweise, die vielleicht gelegentlich als Ermahnungen verstanden werden, lassen sich besser unterbringen, wenn dies in einem Fach geschieht, in dem die Klasse gerade mit digitalen Medien arbeitet. Das ist besser, als eine Klassenarbeit darüber zu schreiben: Was muss ich beachten, wenn ich im Internet bin.

PM

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