Die Einigung der Parteispitzen von Union und SPD, das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration zu verschieben, kommentiert Friedrich Ostendorff, Sprecher für Agrarpolitik:
Mit der Fristverschiebung erweist die Bundesregierung der Landwirtschaft einen Bärendienst. Es ist unverantwortlich, dass in der fünfjährigen Übergangsfrist Däumchen gedreht wurde, und nun 20 Millionen Ferkeln pro Jahr weiterhin ohne Betäubung die Hoden entfernt werden. Die Kluft zwischen dem gesellschaftlichen Willen und der landwirtschaftlichen Realität wird immer größer. Die zuständige Fachministerin Klöckner gibt dabei ein sehr unglückliches Bild ab.
Ministerin Klöckner duckt sich weg und schiebt die Koalitionsfraktionen vor, statt sich selbst um die schwierige Frage der Ferkelkastration zu kümmern. Denn sie will im kommenden Jahr lächelnd ihr Fleischlabel als großen Wurf für den Tierschutz verkaufen. Leidende Ferkel, die bei vollem Bewusstsein operiert werden, passen nicht dazu. Es ist skandalös, dass Ministerin Klöckner nicht den Mumm hat, sich zu positionieren.
Es ist ein schmutziger Deal. Der minimalste Tierschutz, den Ferkeln eine Betäubung zu gewähren, wird für den CSU-Wahlkampf in Bayern geopfert. Doch für ein paar Wählerstimmen von verunsicherten Sauenhaltern spielt die CSU mit dem Vertrauen der Bevölkerung, die eine Landwirtschaft ohne Tierleid einfordert. Die aktuelle Bundesregierung zerstört die letzte Hoffnung, dass mit ihr eine Abkehr von der exportorientierten Turbo-Massentierhaltung zu machen ist. Statt Tierschutz, Gewässerschutz und guten Lebensmitteln ist Union und SPD die Billigproduktion für den Weltmarkt mit enormem Tierleid und Umweltverschmutzung wichtiger.
PM BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN