„Das Grün neben der Straße ist mehr als nettes Beiwerk. Und in der Summe bilden Straßenrandflächen ein großes grünes Potential. Durch die ökologische Pflege dieser Flächen wirken wir dem Artenrückgang aktiv entgegen und fördern die biologische Vielfalt,“ so Verkehrsminister Winfried Hermann bei einem Ortstermin im Alb-Donau-Kreis. Anlass war die zweite Runde eines Modellprojekts des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg zur Reduktion der Grünpflegekosten bei gleichzeitiger Erhöhung der biologischen Vielfalt im Straßenbegleitgrün.
Die von der Straßenbauverwaltung des Landes gepflegten straßenbegleitenden Gras- und Gehölzflächen, das sogenannte Straßenbegleitgrün, bieten ein großes Potenzial für die Artenvielfalt. Dies liegt an der Größe der Fläche von über 27.000 Hektar allein in Baden-Württemberg, der linearen Struktur und der gleichmäßigen Verteilung im ganzen Land. Zwar steht bei der Pflege des Straßenbegleitgrüns der sichere Betrieb der Straßen im Vordergrund, aber bei richtiger Anlage und Pflege können die Gras- und Gehölzflächen auch vielen Tier- und Pflanzenarten Rückzugs- und Ersatzlebensräume bieten. Dort finden zahlreiche Tierarten, wie z.B. der Goldlaufkäfer, die Haselmaus und die Heckenbraunelle, ein breites Nahrungsangebot, Deckungs- und Fluchtmöglichkeiten sowie Nist- und Brutplätze, die ihnen anderweitig zunehmend verloren gehen. Straßenbegleitende Hecken, Gräben und Mulden stellen außerdem Leitlinien und Ausbreitungskorridore dar, welche die Erschließung neuer oder Wiederbesiedlung ehemaliger Lebensräume begünstigen.
Ökologisch orientierte Pflege von Straßenbegleitgrün optimieren
Mit dem Ziel, die ökologisch orientierte Pflege von Straßenbegleitgrün weiter zu optimieren, hat das Verkehrsministerium Baden-Württemberg im letzten Jahr ein dreijähriges Modellprojekt zur Erhöhung der Artenvielfalt im Straßenbegleitgrün gestartet. Bisher nehmen die Straßenmeistereien der Landkreise Böblingen, Esslingen, Göppingen und des Hohenlohekreises an dem Modellprojekt teil. Nun kommen noch der Alb-Donau-Kreis, der Neckar-Odenwald- und der Ortenaukreis hinzu, wodurch die Vielfalt baden-württembergischen Kulturlandschaft noch besser abgebildet ist.
Besonders interessant für den Naturschutz und den Straßenbetriebsdienst sind ausgehagerte, also nährstoffarme Standorte. Dort kommen einerseits seltene und hoch spezialisierte Arten vor und andererseits ist der Pflegeaufwand für den Straßenbetriebsdienst aufgrund des geringeren Bewuchses relativ gering. Das gilt auch für die im Modellprojekt angelegten mehrjährigen Blühflächen, die darüber hinaus einen hohen naturschutzfachlichen Wert besitzen, da sie blütenbesuchenden Insekten eine wichtige Nektar- und Pollenquelle zur Verfügung stellen und einer Vielzahl anderer Tierarten einen Lebensraum bieten.
Untersuchung ökonomischer und ökologischer Auswirkungen der Maßnahmen
Die wissenschaftliche Begleitung und Betreuung des Modellprojekts erfolgt durch die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). Für die ökologische Bewertung der Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen, führt die Hochschule Untersuchungen zur Vegetation durch. Zusammen mit der Menge des Aufwuchses auf den Probeflächen und dem Pflegeaufwand für die Meistereien können Aussagen zu den ökonomischen und ökologischen Auswirkungen der Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen getroffen werden.
Am Ende des Modellprojekts wird die Hochschule Nürtingen-Geislingen empfehlen, welche der untersuchten Methoden zur Erhöhung der Artenvielfalt für die unterschiedlichen Standorte und den jeweiligen Ausgangszustand am besten geeignet sind.
„Mein besonderer Dank gilt den teilnehmenden Landkreisen, die mit ihrem Engagement die Entwicklung artenreicher Straßenränder vorantreiben und dadurch mithelfen, den Verlust der biologischen Vielfalt im Land zu stoppen. Ich danke aber auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Straßen- und Autobahnmeistereien, die mit ihrem beständigen Einsatz bei jeder Witterung, bei Sonne, Regen und Schnee, für verkehrssichere Straßen im Land sorgen und die vor Ort die Pflege des Straßenbegleitgrüns durchführen,“ so Minister Hermann.
PM Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg