Umweltschutz: 40 Jahre Offenhaltungsversuche in Baden-Württemberg

Ministerialdirektor Wolfgang Reimer: „Forschung leistet wichtigen Beitrag, die einmaligen Kulturlandschaften in Baden-Württemberg zu erhalten“

Seit 40 Jahren untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie sich wenig ertragreiche Standorte erhalten lassen, die in Baden-Württemberg die Kulturlandschaft prägen. In speziellen Offenhaltungsversuchen haben sie dazu Versuchsflächen angelegt und die Grünlandentwicklung durch Nutzung, Pflege und Brache beobachtet. Mit dieser Zeitdauer und den Ergebnissen sind sie damit bundes- und EU-weit einmalig.

„Der reizvolle Wechsel zwischen Offenland und Wald droht dort zu verschwinden, wo sich die Landwirtschaft aus den Kulturlandschaften zurückzieht. Uns ist es daher wichtig, das oft über Jahrhunderte hinweg entstandene Landschaftsbild, das Kleinklima und die Artenvielfalt zu erhalten und Brachen oder Aufforstungen zu verhindern. Die Offenhaltungsversuche sind eine unentbehrliche Grundlage dafür, attraktive Kulturlandschaften für den Tourismus und die Naherholung zu erhalten“, sagte der Amtschef des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Ministerialdirektor Wolfgang Reimer, am Dienstag (19. Mai) bei der Tagung „40 Jahre Offenhaltungsversuche Baden-Württemberg“ in Eningen unter Achalm (Landkreis Reutlingen).

Seit 40 Jahren untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Versuchsflächen zur Offenhaltung im Schwarzwald, auf der Schwäbischen Alb und im Tauberland. Sie beobachten die Auswirkungen von Pflegemaßnahmen wie Mulchen, Mähen, Beweiden und kontrolliertem Brennen auf die Entwicklung von Grünlandstandorten. Die offen gehaltenen Flächen haben unterschiedliche Entwicklungen genommen, sie haben sich jedoch nicht wie eine Brache zu verbuschten und verfilzten Flächen entwickelt. Im Gegenteil: Der Artenreichtum an Pflanzen und Tieren und eine hohe Strukturvielfalt hat sich bei den gepflegten Varianten in unterschiedlich hoher Ausprägung gehalten und teilweise sogar verbessert. Die in 40 Jahren detailliert zusammengetragenen Daten bestätigen dies deutlich. „Die Versuche haben damit zu praxisnahen Methoden geführt, um naturverträglich und effektiv unsere offene Kulturlandschaft in den steilen und waldreichen Mittelgebirgslandschaften zu bewahren“, so Reimer.

Land unterstützt Bewirtschaftung über vielfältige Förderprogramme

„Besonders für die Offenhaltung der Landschaft sind passende Lösungen notwendig. Das Land Baden-Württemberg unterstützt mit einem Bündel an Instrumenten und Programmen Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Naturschutz, um die flächendeckende und umweltverträgliche Landbewirtschaftung und Pflege trotz schwieriger Rahmenbedingungen sicherzustellen“, sagte Reimer. Der Ansatz Baden-Württembergs stütze sich deshalb auf eine breit ausgerichtete Förderlandschaft mit einer ausgewogenen Finanzierung. Hierzu gehört der Maßnahmen- und Entwicklungsplan Ländlicher Raum III (MEPL III) mit 16 verschiedenen Förderprogrammen, die aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) unterstützt werden.

Hintergrundinformationen:

Auf Initiative des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz wurden im Jahr 1975 auf 14 Versuchsanlagen im Schwarzwald, auf der Schwäbischen Alb und im Tauberland Offenhaltungsversuche in Zusammenarbeit mit den jeweils zuständigen Ämtern für Landwirtschaft eingerichtet. Die erste umfassende Untersuchung hierüber wurde 1981 vorgelegt.

Die Offenhaltungsversuche werden seit Beginn bis heute ohne Unterbrechung von Herrn Prof. Dr. (em) Schreiber betreut. Weitere Universitäten und Wissenschaftler wurden über die Jahre hinweg eingebunden, um Fragen der Bodenökologie, Zoologie, Nährstoffhaushalt zu bearbeiten.

Die Offenhaltungsversuche sind die einzigen untereinander vergleichbaren, vielgliedrigen und standörtlich verschiedenartigen Versuche – Mähen mit Abräumen, Mulchen, Brache, Beweidung, Kontrolliertes Brennen – im Hinblick auf extensive Grünlandnutzung und landschaftspflegerisches Management. Durch die im Gelände gegebene Überprüfbarkeit haben sie einen sehr hohen Anschauungs- und Informationswert für die Praxis. Für die Landschaftspflege in Baden-Württemberg lassen sich aus den Offenhaltungsversuchen mittlerweile konkrete Empfehlungen ableiten.

Die Ergebnisse der Offenhaltungsversuche aus 35 Jahren sind im Buchtitel „Artenreiches Grünland in der Kulturlandschaft“ veröffentlicht. Das Buch wurde 2010 von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Karlsruhe (LUBW) im Fachdienst Naturschutz in Zusammenarbeit mit dem Verlag regionalkultur und mit Unterstützung der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg herausgegeben. Das Buch ist im Buchhandel und beim Verlag erhältlich: verlag regionalkultur, Bahnhofstraße 2, 76698 Ubstadt-Weiher,www.verlag-regionalkultur.de.

Informationen zur Fördermöglichkeiten in Baden-Württemberg sind unter www.mlr-bw.dezu finden.

PM

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