Zu den heute auf der Bilanz-Pressekonferenz vorgestellten Bilanzzahlen 2017 der Deutschen Bahn AG erklärt Matthias Gastel (Grüne), Mitglied des Bundestages und Sprecher für Bahnpolitik der Grünen-Bundestagsfraktion:
„Es ist grundsätzlich zu begrüßen, wenn die Deutsche Bahn wieder mehr Umsatz und Gewinn ausweisen kann. Das steht auf jeden Fall schon einmal auf der Haben-Seite dieses neuen, in einem für die Deutsche Bahn sehr turbulenten Jahr gestarteten Vorstandes.
Problematisch wird es allerdings, wenn man genauer hineinschaut, woher diese Mehrerlöse bei der Deutschen Bahn kommen. Es sind im Wesentlichen die Infrastruktursparte und die Auslandsgeschäfte wie etwa Schenker-Lkws in Australien oder Minenlogistik auf dem afrikanischen Kontinent. Mit dem klassischen Bahngeschäft in Deutschland haben diese ganzen Gewinnbringer bei der Deutschen Bahn nicht viel zu tun. Die Fahrgäste auf deutschen Bahnsteigen haben mit den besseren Bilanzzahlen der Deutschen Bahn nicht viel zu tun. Für ein deutsches Bahnunternehmen ist das geradezu paradox.
Im sogenannten „Brot-und-Butter-Geschäft“, der Eisenbahn in Deutschland, hat die Deutsche Bahn nach wie vor die alten und bekannten Probleme: Der Fernverkehr in Deutschland ist trotz verbesserter Fahrgastzahlen kein wirklich gutes Geschäft, der Schienengüterverkehr steckt tief in den roten Zahlen. Immerhin der von den Ländern mit Bundesmitteln bestellte Schienenpersonennahverkehr liefert verlässlich seine Einnahmen. Damit hängt im Personenverkehr viel an den Mitteln aus dem Staatssäckel.
Die verbesserten Fahrgastzahlen im Fernverkehr sind zu begrüßen. Verkehrspolitisch ist das gut, für das Klima ebenso. Dennoch kann man im Schienenfernverkehr nicht wirklich von „Fahrgastrekorden“ sprechen, denn die Fahrgastzahlen im Fernverkehr kommen nunmehr in einen Bereich, wo Deutschland schon einmal in den 90er Jahren war, bevor das Interregio-Netz massiv geschrumpft und anschließend komplett eingestellt worden ist. Inzwischen erholen sich die Fahrgastzahlen von diesem tiefen Einschnitt in den Bahnfernverkehr.
Daher gilt für uns Grüne: Wenig Licht und noch viele alte Probleme begleiten die Deutsche Bahn. Der Bahn-Vorstand musste bei der Präsentation der Geschäftszahlen selbst eingestehen, dass Qualität und Pünktlichkeit nach wie vor verbesserungswürdig sind. Das alles funktioniert nur, wenn die Große Koalition endlich bessere politische Rahmenbedingungen für einen Aufbruch bei der Bahn schaffen würde.“
PM