Die Luftreinhaltung bleibt in Baden-Württemberg und insbesondere in der Landeshauptstadt Stuttgart nach den Worten von Verkehrsminister Winfried Hermann eine große Herausforderung. „Der Feinstaub-Alarm in Stuttgart zielt darauf ab, die Belastung der Luft mit Schadstoffen kontinuierlich und nachhaltig zu verringern. Dafür tragen alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer Verantwortung und alle können ihren Beitrag dazu leisten, dass die Luft und damit die Lebensqualität besser wird“, erklärte der Minister am Freitag in Stuttgart.
Als großen Erfolg wertete Minister Hermann die gestiegene öffentliche Aufmerksamkeit, die der Feinstaub-Alarm ausgelöst hat. „Damit ist das Thema bedeutend stärker ins Bewusstsein vieler Menschen gerückt. Daran wollen wir künftig anknüpfen, wenn es darum geht, erheblich mehr Autofahrer zum Umsteigen auf umweltfreundliche und öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen, Fahrgemeinschaften zu bilden oder die Möglichkeit zu nutzen, an einzelnen Tagen von zu Hause aus zu arbeiten. Einige tausend Menschen haben bereits ihr Auto stehen gelassen. Das müssten in Zukunft einige zehntausend werden, damit die Schadstoffkonzentration in der Luft nicht mehr so stark ansteigt. Aber wir wissen auch, das Verhaltensänderungen Zeit und Geduld brauchen.“
Der Verkehrsminister erklärte weiter, die detaillierte Auswertung der einzelnen Maßnahmen des Feinstaubalarms sowie der aktuellen Verkehrsdaten sei sehr komplex und werde noch einige Tage in Anspruch nehmen. Klar sei aber schon jetzt, dass die Verhaltensänderungen und der Verzicht auf Pkw-Fahrten bei Weitem noch nicht ausreichen. Erste Daten anhand von Verkehrszählungen würden auf einen geringen Rückgang des Autoverkehrs von etwa 3 Prozent in der Landeshauptstadt hindeuten. Erfreulich sei es, dass beim Online-Ticketverkauf im ÖPNV eine gewisse Steigerung sowohl bei der SSB (Stuttgarter Straßenbahnen) als auch beim Anbieter moovel (die Daimler-Tochter bietet an Tagen mit Feinstaub-Alarm Einzeltickets für den Verkehrsverbund Stuttgart zum halben Preis an) und bei Car2Go (Elektrofahrzeuge) verzeichnet wurde.
Die Belastung der Luft mit Feinstaub ist in Stuttgart war auch am vierten Tag des Alarms noch deutlich zu hoch. So wurde am Mittwoch an der Messstation Stuttgart Neckartor von der Landesanstalt für Umwelt und Messungen (LUBW) ein vorläufiger Tagesmittelwert von rund 95 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen. Damit war die Feinstaubkonzentration fast doppel so hoch wie der EU-Grenzwert von 50 Mikrogramm je Kubikmeter Luft. Die Europäische Kommission schreibt aus Gründen des Gesundheitsschutzes vor, dass der Grenzwert nicht öfter als an 35 Tagen pro Jahr überschritten werden darf.
An der Stuttgarter Messstation Neckartor wurde der EU-Feinstaub-Wert im vergangenen Jahr 2015 an insgesamt 72 Tagen überschritten. Auch in den Jahren davor lag die Zahl der Überschreitungstage jeweils deutlich über 35. Deshalb hat die Europäische Kommission gegen die Bundesrepublik Deutschland ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet, in dessen Folge dem Land unter Umständen Strafzahlungen in sechsstelliger Höhe je Überschreitungstag drohen.
Ergänzende Information:
Am vergangenen Wochenende wurde für Stuttgart der Feinstaub-Alarm ausgelöst, weil der Deutsche Wetterdienst (DWD) für die kommenden Tage besonders schadstoffträchtige Wetterlagen vorhersagte. Die Behörden haben deshalb die Bevölkerung in Stuttgart und in der Metropolregion aufgerufen, das Auto in der Umweltzone Stuttgart möglichst nicht zu nutzen und auf den Betrieb von Komfort-Kaminen zu verzichten. Der Alarm wird solange aufrechterhalten, wie die Inversionswetterlage – eine Wetterlage mit nur wenig Luftaustausch – über Stuttgart anhält. Am Montag hatte der Tagesmittelwert für Feinstaub PM-10 am Stuttgarter Neckartor mit 89 Mikrogramm je Kubikmeter Luft bereits deutlich über dem EU-Grenzwert gelegen. Es handelt sich dabei um vorläufige Ergebnisse, die sich nach Auswertung durch das europäische Referenzmessverfahren noch verändern können.
Der vorläufige Tagesmittelwert für Feinstaub PM-10 am Stuttgarter Neckartor kann abgerufen werden unter:
http://mnz.lubw.baden-wuerttemberg.de/messwerte/aktuell/spotverlDEBW118PM10DAVGT8.htm
PM