Flächennutzungsplan: Nur ein Baugebiet, gewerbliche Entwicklung offen
Region pocht auf Eigenbedarf
Den endgültigen Beschluss über das laufende Änderungsverfahren zum Flächennutzungsplan (FNP) im Raum Bad Boll fällt am 17. Juli die Verbandsversammlung. Wie berichtet, hat der Gemeinderat dem Flächenlayout und der Abwägung der Anregungen durch das Stuttgarter Planungsbüro Sippel zugestimmt. Außerdem ist das Gremium damit einverstanden, wenn nach diesem Zwischenbeschluss das Verfahren erst einmal ruht.
Die Region Stuttgart und die amtlichen wie privaten Naturschützer haben grundsätzlich eine sehr kritische Haltung zum Flächenbedarf, der im Flächennutzungsplan 2030 dargestellt wird. Kleinteilige Arrondierungen, Innenentwicklung und Übernahmen aus dem rechtsgültigen FNP werden akzeptiert. Die Kritiker verweisen auf die innerörtlichen Bauflächenpotentiale. In Hattenhofen beispielsweise gibt es noch private bebaubare Grundstücke mit einer Gesamtfläche von fast 4,4 Hektar. Einer Ausweisung neuer Wohnflächen, neben dem bereits genehmigten Standort „Bäumle“ (nördlich von „Langer Morgen“) stehen neben der Eigenbedarfsentwicklung, auf die der Verband Region Stuttgart pocht, der europäische Artenschutz und das Vogelschutzgebiet entgegen. Letztere sind auch K.O.-Kriterien für die – unabhängig vom Flächennutzungsplan – Ausweisung von Wohngebietsflächen am Ortsrand nach §13 BauGB. Dieses Thema wird den Gemeinderat in einer Klausurtagung nach den Sommerferien beschäftigen.
Der Gemeinde seien beim Bauland im Rahmen des FNP enge Grenzen gesetzt, so Planer Thomas Sippel. Bürgermeister Reutter hat zwei Herzen in seiner Brust: Für die Eigenentwicklung stehe nur ein Hektar beim „Bäumle“ zur Verfügung. Nachverdichtung im Ort sei daher nötig, aber auch anstrengend.
Zu viele offene Punkte: Verfahren soll ruhen
Kritisch sieht die Region auch eine Erweiterung des Gewerbegebiets Reustadt südlich der Reustadtstraße; insbesondere bei der gewerblichen Entwicklung auf Verbandsebene gibt es noch viele Fragezeichen. Im Moment warten Verband und Planer auf ein Signal der Region Stuttgart zum geplanten interkommunalen Gewerbegebiet auf Markung Aichelberg. Mehrere Sprecher im Gremium kritisierten den Umstand, dass das bestehende Gewerbegebiet „Wängen“ in Zell unter Aichelberg wegen einer früheren Wachtelbeobachtung nicht erweitert werden kann. Die Beobachtung eines Wachtelhabitats, angrenzend an das Gewerbegebiet Wängen, durch ehrenamtliche Naturschützer sei belastbar, so Thomas Sippel. Eine einmalige Beobachtung reiche aus, man komme hier nicht weiter.
Diese offenen Punkte sind mit ein Grund dafür, dass das Verfahren ab Juli ruhen soll. Weitere offene Punkte beziehungsweise fehlende Gutachten gibt es zur Nahversorgung im Vor-Alb-Gebiet, zum Landschaftsplan mit Mähwiesen-Kartierung und auch zur Zukunft der Boller Bahn mit einem Ringschluss nach Weilheim.
Private Anregungen abgewiesen, Grünzäsur bleibt wie gehabt
Aus der Öffentlichkeit, also von Privatleuten, ging nur eine Anregung zum Flächennutzungsplan ein. Eigentümer eines Grundstückes in der Ledergasse beantragen, dass die bebaubare Fläche entsprechend eines früheren Verfahrenstandes des Bebauungssplans „Ledergasse/Ortsmitte“ Richtung Grünfuge erweitert wird. In einem sehr detailliertem „Gebietssteckbrief“ hat sich das Planungsbüro mit diesem Vorschlag auseinander gesetzt. Im Rahmen der Änderung des Flächennutzungsplans müsste eine neue Baufläche ausgewiesen werden. Sowohl in städtebaulicher als auch in landschaftlicher Sicht rät Thomas Sippel jedoch von der beantragten Bauflächenerweiterung ab. Hohes Konfliktpotential gebe es bei den Biotopstrukturen, bei der Belüftungsschneise, beim Artenschutz, beim ortsnahen Naturerlebnis und durch den Verlust von landwirtschaftlicher Nutzfläche. Die Beeinträchtigung dieser Funktionen an dieser Stelle wäre nicht ausgleich – oder ersetzbar, so der Planer.
Fazit: Die Gemeinde solle diese prägende Grünzäsur erhalten und auch nicht kleinteilig arrondieren. Dieser Haltung folgte der Gemeinderat einstimmig. Ein Sprecher wies darauf hin, dass es bei einer weiteren Bebauung gegenüber des landwirtschaftlichen Betriebes in der Ledergasse zu Abstands- und Emissionsproblemen kommen würde.
PM Gemeindeverwaltung Hattenhofen