Die mysteriöse Maschine auf dem Tisch rattert und brummt, dann zischt es und weißer Dampf steigt auf. Sieben Kinder aus dem Gemeindekindergarten Böhmenkirch jubeln und klatschen in die Hände. „Wie bei einer Dampflok“, stellt ein Mädchen fest. Sie hat recht. Bei der Maschine, die mitten im Zimmer auf dem Tisch steht, handelt es sich tatsächlich um eine Miniatur-Dampfmaschine. Mitgebracht hat sie Brigitte Spiegler-Lang, die heute im Kindergarten das Thema „Energie“ vermittelt. Und das auf sehr anschauliche und vergnügliche Weise.
Brigitte Spiegler-Lang ist Referentin beim Verein „Deutsche Umwelt-Aktion e.V.“. In diesen Wochen ist sie nicht nur in Böhmenkirch, sondern in vielen weiteren Kindergärten unterwegs. Insgesamt sind es 41 im Landkreis Göppingen. Ihr Ziel ist es, bei den Kindern ein Bewusstsein für die Natur und Umweltschutz zu wecken. Auftraggeber ist die Kreissparkasse Göppingen, die die Mini-Seminare finanziert.
Zum Einstieg fragt Brigitte Spiegler-Lang die Kinder immer: „Was benötigen elektrische Geräte wie Fön, Bohrmaschine und Toaster, damit sie funktionieren?“ Die Antwort ist rasch gefunden: „Strom natürlich“ – das wissen fast alle. Knifflig wird es bei der nächsten Frage: „Wo kommt der Strom her?“ Das ist der Moment, in dem die Referentin die schwarzsilberne Dampfmaschine anwirft. Diese soll den Kindern verdeutlichen, wie konventionell durch Verbrennung Strom erzeugt wird. Die Kinder sind vom lauten Fauchen der Maschine begeistert. Dann aber machen sie eine wichtige Entdeckung: Die Maschine macht Lärm und stinkt, sie erzeugt Abgase. Die Abgase aber sind schlecht für Umwelt und Natur.
„Es geht auch anders“, erklärt Brigitte Spiegler-Lang und öffnet eine Tasche. Neugierig beobachten die Kinder, wie sie eine Reihe kleiner Gegenstände hervorzaubert: Ein Windrad, ein rotes Spielzeug-Auto mit einer Solarzelle auf dem Dach, eine Taschenlampe und ein kleines Wasserkraftwerk. Dann kommt die Überraschung: Sobald man das Windrad anpustet, leuchtet eine kleine Lampe am Windrad. Das Auto fährt, wenn man die Solarzelle mit dem Licht anstrahlt und das Wasserrad dreht sich, wenn das Wasser darüber fließt – und das alles ohne Qualm und Lärm. „Wind, Wasser und Sonne – das sind unsere neuen Energien mit denen man ohne Abgase, also umweltfreundlich Strom erzeugen kann“, erklärt die Referentin. Die Kinder sind begeistert. Die Dampfmaschine pufft noch leise vor sich hin – doch darauf achtet nun niemand mehr.
„Kinder sind Umweltthemen gegenüber sehr aufgeschlossen“, bringt Brigitte Spiegler- Lang ihre Erfahrungen auf den Punkt. „Die neuen Technologien begreifen sie als etwas Selbstverständliches, das sie unbedingt nutzen wollen.“ Für Thomas Wolf, stellvertretendes Vorstandsmitglied und Pressesprecher der Kreissparkasse Göppingen, ist das der Grund, weshalb sein Institut die Veranstaltung mit dem Verein initiiert hat: „Unseren Kindern gehört die Zukunft. Es liegt in unserer Verantwortung, ihnen unser bestes Wissen und Werkzeug in die Hände zu geben, damit sie diese Zukunft gestalten können.“
Am Ende der Experimentierstunde fällt es den Kindern schwer, sich von den kleinen Wind-, Wasser- und Solarkraftwerken zu trennen. Die Referentin hört dann schon mal von den Kindern den Satz: „Das muss ich meinem Papa erzählen. Vielleicht haben wir dann auch bald ein Auto, das mit Sonne fährt“.
PM