Wiedermal rückt die Bahnverbindung von Göppingen nach Kirchheim über Bad Boll und Weilheim in den politischen Vordergrund. Das Problem dabei: Fast die Hälfte der Strecke ist noch nicht einmal geplant und die der Rest komplett verwahrlost oder gar zurückgebaut.
Außer Betrieb gesetzt wurde die Verbindung zwischen Bad Boll und Göppingen auf Grund geringer Fahrgastzahlen bereits in den Achtzigern. Dass sich diese Zahlen bei einer „Reaktivierung“ kaum verbessern lassen, liegt allein schon an der Lage der Trasse – immer am Ortsrand der jeweiligen Gemeinden. Die Wohnbebauung hat sich in den letzten 30 Jahren nicht um die jeweiligen Bahnhöfe, sondern eher davon weg entwickelt. Um also sinnvoll den Schienenverkehr nutzen und die wirtschaftlich notwendigen Fahrgastzahlen generieren zu können, müssten die Fahrgäste erst einmal zum Bahnhof gebracht werden. Dazu wiederum bräuchte es in jeder Kommune innerörtliche Verkehrsmittel und Verbindungen. Denn nicht nur Bad Boll hat mittlerweile eine eher weitläufige Siedlungsstruktur. Auch diese Aspekte müssen in einer Wirtschaftlichkeitsprüfung untersucht und Lösungen dazu entwickelt werden.
Warum aber sollen diese Untersuchungen der Landkreis Göppingen oder die angrenzenden Kommunen in Auftrag geben und bezahlen, wie es aus einem Antrag der Freien Wähler zu lesen ist?
Für den Bahnverkehr ist in erster Linie der Verband Region Stuttgart zuständig. Dieser Verband untersucht bereits entsprechende Verbindungen zwischen Stuttgart und Göppingen, bzw. Göppingen über Bad Boll nach Kirchheim. Eine separate Prüfung Göppingen Kirchheim ist somit vorerst nicht notwendig. Es sollten erst einmal die Erhebungen und Bewertungen der Region abgewartet werden.
Vor allem aber sehe ich das größte Problem darin, dass es zu lange dauert, bis Prüfung, Planung und Bau die Erwartungen, die in dem Antrag der Freien Wähler formuliert sind, realisiert werden können. Zudem steht eine solche Verbindung in Konkurrenz mit dringend notwendigen Strecken im Ballungsraum Stuttgart – was eine Realisierung in noch weitere Ferne rücken lässt. Ganz zu schweigen von der Finanzierung aller notwendigen Bahnlinien im Raum Stuttgart.
Das Voralbgebiet braucht eine Verbindung in Richtung Stuttgart aber jetzt! Und diese schnelle Lösung kann ausschließlich in einem ordentlich geplanten Buskonzept liegen.
Leider liest sich dazu weder in dem Antrag der Freien Wähler noch in den Stellungnahmen der Abgeordneten von Grüne und SPD etwas. Statt eigene aufwendigen Untersuchungen zu beauftragen, sollten diese Mittel in eine Expressbuslinie investiert werden und auf die Ergebnisse der Region gewartet werden.
Was Verkehre in der Zukunft angeht, glaube ich allerdings trotzdem nicht an schienengebundene Kurzstrecken, sondern eher an flexible, individuelle und mobile Lösungen. Die Technik wird in Zukunft Möglichkeiten eröffnen, die wir heute noch nicht absehen können – beispielsweise autonomes Fahren.
PM CDU Gemeinderatsfraktion Bad Boll