Die Historie ist in Mühlhausen jedoch nicht auf den ersten Blick erkennbar, keine Bürgen, Schlösser, keine einsehbare Ausgrabungsstätte und auch kein Museum weisen auf die lange Geschichte der Besiedelung des Filstals auf der Mühlhausener Gemarkung hin. Nein, in Mühlhausen muss man sich die Historie erarbeiten: kleine Funde, oft auch mal zwei Meter unter der Erdoberfläche ergeben, zu einem Puzzle zusammengefügt, ein Überblick über die Geschichte Mühlhausens.
Vieles kann man inzwischen in Chroniken nachlesen, in der zum 1.100-jähigen Jubiläum der Gemeinde, in Veröffentlichen der Historiker des Landkreises aber auch in zahlreichen Büchern, in denen, oft nur am Rande, auch die Geschichte Mühlhausens Erwähnung findet.
Einzelne Fundstücke lagern im Museum in Geislingen, beim Kreisarchäologen in Göppingen oder auch im Landesmuseum in Stuttgart. Das soll sich jetzt, Stück für Stück, und auch auf lange Sicht ändern. Im alten Sitzungssaal im Rathaus soll ein kleines Heimatmuseum entstehen.
Aus dem Stadtarchiv in Geislingen wurden jetzt die ersten Ausstellungsstücke, als unbefristete Leihgabe, dem Bürgermeister der Gemeinde, Bernd Schaefer, übergeben. Bei der Übergabe der Fundstücke erläuterten Kreisarchäologe Dr. Rademacher und Stadtarchivar Hartmut Gruber die Bedeutung der Ausstellungsstücke und gaben einen fachlichen Überblick über die archäologischen Erkenntnisse der Geschichte der Gemeinde Mühlhausen im Täle.
Schon zur Bronzezeit war der Landstrick besiedelt. Im Schwemmland der Fils konnten Fundstücke dies belegen. Freigelegte Alemannengräber zeugen von einer Siedlung in Mühlhausen. Mit der Stiftungsurkunde des Klosters Wiesensteig im Jahr 861 gibt es dann auch erste schriftliche Erwähnungen der Ortschaften und der Besitzer größerer Ländereien. Aber zu Namen wie „Rudolf“, der in Mühlhausen Land besaß, fehlen weitere Fakten. Wer war er, wo hatte er seinen Wohnsitz? Was hat dieser Adlige in Mühlhausen sonst noch gemacht? Auf jeden Fall beginnt mit der Klostergründung auch die kulturelle Erschließung der Region, die mit jedem Fundstück ein wenig mehr ein „Gesicht“ bekommt.
Bürgermeister Schaefer freut sich, mit der Ausstellung der Gemeinde eine Identität zu geben. Dr. Rademacher hält es für sehr wichtig, die Historie öffentlich zu machen, auch um Verständnis für weitere Grabungen zu wecken, für deren Kosten die Grundeigentümer aufkommen müssen. Hartmut Gruber will mit seiner Leihgabe das Bewusstsein der eigenen Geschichte in der Bevölkerung steigt zum Beispiel ein gefundener Steigbügel. Von der Graböffnung, die 1956 erfolgte und damals nicht wissenschaftlich durchgeführt wurde, fehlen aber wichtige Teile, wie z. B. Sporen, Schild und auch das Skelett. Mag sein, dass einige Teile noch auf irgendeinem Dachboden in Mühlhausen schlummern.
Interessierte können sich die Ausstellung während der Öffnungszeiten der Gemeindeverwaltung anschauen. Eintritt wird nicht erhoben.
Foto v.l.: Hartmut Gruber, Dr. Rademacher, Bernd Schaefer