Der Landkreis Göppingen und die Stadt Ebersbach haben sich auf Schließung der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in der Strutstraße in Ebersbach (das sogenannte „Ebercamp“) geeinigt. Damit sind die Tage der Flüchtlingsunterkunft gezählt.
Die Belegung wurde bereits in der Vergangenheit von im Maximum über 130 Personen auf derzeit noch 38 Personen reduziert. Die aktuell noch in der Einrichtung untergebrachten Flüchtlinge sollen auf andere Einrichtungen im Landkreis verteilt werden.
Mit dem Rückgang der Flüchtlingszahlen wird die in der Flüchtlingskrise im Dezember des Jahres 2015 innerhalb von nur drei Wochen aus Leichtbauhallen errichtete Unterkunft nicht mehr benötigt. Die Leichtbauhallen sind nur durch Sichtschutzwände unterteilt, die wenig Privatsphäre zulassen. Die Stimmung unter den Flüchtlingen war zuletzt deutlich angespannt, was auch immer wieder zu Polizeieinsätzen dort führte.
Die Unterbringungssituation der noch verbliebenen Bewohner wird sich nun wesentlich verbessern, da sie in feste Unterkünfte der vorläufigen Unterbringung des Landkreises bzw. direkt in die Anschlussunterbringung in die Gemeinden kommen.
Der Erste Landesbeamte Jochen Heinz zur Schließung der Unterkunft: „Dank gebührt zunächst der Stadt Ebersbach, die den Landkreis in Krisenzeiten pragmatisch mit der Bereitstellung des Grundstücks für die Unterkunft unterstützt hat und auch stets in die angrenzende Anwohnerschaft hinein vermittelnd tätig wurde. Zusammen mit den in der Strutstraße tätigen Beschäftigen des Landkreises und dem Sicherheitsdienst ist es gelungen, unter schwierigen Umständen eine funktionierende Unterbringung der Flüchtlinge zu gewährleisten. Maßgeblich mitgewirkt hat hieran sicherlich auch die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe Ebersbach, der ebenfalls mein Dank gilt.“
Der Bürgermeister der Stadt Ebersbach, Eberhard Keller, begrüßte die Entscheidung des Landkreises. „Es ist gut, dass die zunehmend schwierigen Zustände im Ebercamp nun beendet werden können. Ich danke den Sportvereinen in der Strut und den Anwohnern für ihre Geduld und ihr Verständnis auch für die Turbulenzen in den vergangenen Wochen. Ich freue mich, dass so schnell eine für alle Seiten positive und einvernehmliche Lösung gefunden werden konnte.“ Keller lobte die gute und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Landkreis Göppingen und dankte dem Ersten Landesbeamten für die angekündigte vorzeitige Räumung der Gemeinschaftsunterkunft.
Die Flüchtlinge, die eine Beschäftigung oder eine Ausbildungsstelle in Ebersbach in Aussicht haben, sollen in der Stadt bleiben können. Die Stadt Ebersbach arbeitet hier intensiv an einer Lösung, um diesen Menschen ihre Zukunftschancen nicht zu beschneiden und erfolgreiche Integration nicht zu verhindern.
Hintergrundinformation:
Mit der Unterkunft in der Strutstraße in Ebersbach wird jetzt die letzte Notunterkunft des Landkreises für Flüchtlinge geschlossen. Die Turnhallenunterbringungen bei den Berufsschulzentren in Geislingen und Göppingen bzw. die Zeltunterbringung auf dem Parkplatz des Landratsamts mit insgesamt ca. 500 Personen wurden bekanntlich bereits vor geraumer Zeit beendet.
Derzeit besteht die Bewohnerschaft der Gemeinschaftsunterkunft aus insgesamt 38 volljährigen Männern aus neun Ländern (Afghanistan, Iran, Irak, Syrien, Somalia, Nigeria, Algerien, Türkei und Russische Föderation). In der Vergangenheit waren in der Gemeinschaftsunterkunft phasenweise über 130 Personen untergebracht. In der Unterkunft ist zudem rund um die Uhr an sieben Tagen der Woche ein Sicherheitsdienst tätig. In den letzten Wochen ist es zu vereinzelten Auseinandersetzungen innerhalb der Bewohnerschaft der Gemeinschaftsunterkunft gekommen, welche zu Polizeieinsätzen führten. Anwohner waren in diese Auseinandersetzungen aber dank der guten Arbeit des Sicherheitsdienstes in Kooperation mit der Polizei nicht involviert.
Der Landkreis passt die Anzahl der Plätze in seinen Gemeinschaftsunterkünften den rückläufigen Flüchtlingszahlen laufend an. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass ab dem 1.1.2018 den Flüchtlingen eine durchschnittliche Wohn- und Schlaffläche von 7 m² pro Person anstatt aktuell 4,5 m² zur Verfügung zu stellen ist. Gerade kleine Gemeinschaftsunterkünfte wurden zum Zwecke der Anschlussunterbringung teilweise bereits an die Städte und Gemeinden im Landkreis zurückgegeben.
Das Landratsamt hat die aktuelle Situation in der Gemeinschaftsunterkunft in Ebersbach und das mögliche weitere Vorgehen am vergangenen Dienstag (17.10.) gemeinsam mit der Stadtverwaltung Ebersbach, der Flüchtlingshilfe Ebersbach und der Polizei ausführlich erörtert. Es bestand Einvernehmen darüber, die Gemeinschaftsunterkunft Strutstraße so bald als möglich zu räumen. Personen, die derzeit noch in die Zuständigkeit des Landkreises im Rahmen der vorläufigen Unterbringung fallen, sollen sukzessive in andere Gemeinschaftsunterkünfte verlegt werden. Personen, die in die Anschlussunterbringung in der Zuständigkeit der Gemeinden fallen, sollen schnellstmöglich in die Städte und Gemeinden kommen, zumal der Landkreis angesichts des derzeit angespannten Wohnungsmarkts im Landkreis aktuell etwa 800 Personen in seinen Unterkünften der vorläufigen Unterbringung „puffert“, die eigentlich in die Zuständigkeit der Städte und Gemeinden für die Anschlussunterbringung fallen.
Von den im „Ebercamp“ noch untergebrachten 38 Personen erfüllen 23 Bewohner aktuell oder in Kürze die Voraussetzungen für den Übergang in die Anschlussunterbringung nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz. Von diesen haben bereits 15 schriftlich die Erlaubnis erhalten, sich nach einer Privatunterkunft umzusehen. Das Landratsamt hofft, dass deren Suche nach einer Unterkunft – auch mit Unterstützung durch den Sozialdienst und ehrenamtlich tätige Personen – trotz des sehr angespannten Wohnungsmarktes alsbald erfolgreich sein wird. Sollte dies bis zur endgültigen Räumung nicht der Fall sein, wird auch den anschlussunterzubringenden Personen im Rahmen der Möglichkeiten des Landratsamts Plätze in anderen Gemeinschaftsunterkünften angeboten.
PM