Beim zweiten Talk im Roth im SPD-Bürgerbüro haben vor wenigen Tagen Experten zur Zukunft der Krankenversicherung diskutiert. Unter dem Titel „Gute Gesundheitsversorgung für alle“ haben Heike Kallfass, stellvertretende Geschäftsführerin der AOK Neckar-Fils, und die SPD-Bundestagsabgeordnete Heike Baehrens unter Moderation des Göppinger SPD-Landtagsabgeordneten Peter Hofelich über Konzepte für mehr Gerechtigkeit in der Krankenversicherung gesprochen.
Heike Kallfass stellte dazu das Konzept der AOK Baden-Württemberg für eine integrierte Einwohnerversicherung vor. Diese, so Kallfass, schaffe einen einheitlichen Krankenversicherungsmarkt und gebe Versicherten die Möglichkeit, von ihrem Wohnort abhängig eine Versicherung zu wählen. Zudem müsse das Versicherungssystem dahingehend weiterentwickelt werden, dass ein Wettbewerb um die beste Leistung entstehen könne. Im Gegensatz zur bisherigen Situation, in der zwischen den Kassen eher ein Wettstreit um junge, gesunde Gutverdiener entbrannt sei, würde eine integrierte Einwohnerversicherung einen Wettbewerb um die beste Qualität und Wirtschaftlichkeit der Gesundheitsversorgung ermöglichen. Diese Veränderungen kämen allen Versicherten zugute, zeigte sich Heike Kallfass überzeugt.
Im Gespräch mit Peter Hofelich berichtete die Bundestagsabgeordnete Heike Baehrens dann aus bundespolitischer Perspektive über Konzepte für mehr Gerechtigkeit im Gesundheitswesen. So sehe die SPD die Bürgerversicherung als wichtigen Baustein für eine solidarischere Gesundheitspolitik. Diese sei jedoch keine Einheitsversicherung, sondern belasse die Wahl der konkreten Versicherung bei den Versicherten. „Die Bürgerversicherung ist das genaue Gegenteil einer Einheitsversicherung und schafft mehr Gerechtigkeit“, betonte Baehrens und verwies auf gegenwärtig bestehende Ungerechtigkeiten, etwa bei der Unterscheidung zwischen privat und gesetzlich versicherten Patienten. Unabhängig von Geschlecht, Alter, Erwerbsstatus oder Gesundheitszustand solle die Bürgerversicherung dagegen allen Menschen offen stehen – auch Selbständigen und Beamten. Dass deren Integration in eine Bürgerversicherung trotz Hindernissen gelingen könne, zeigten Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern. Der Beitrag richte sich dabei nach dem Einkommen. Auch der Satz für Arbeitnehmer und Arbeitgeber solle wieder angeglichen werden. „Wir gehen davon aus, dass wir die Versicherten deutlich entlasten können. Außerdem ist es wichtig, die Zuzahlungen für Zahnersatz, Brillen und Hörgeräte wieder zurückzufahren“, unterstrich die Bundestagsabgeordnete.
Wie sehr das Thema die Besucher interessierte, zeigte sich in der anschließenden Diskussion. Ob zur Rolle der privaten Versicherungen, den Altersrückstellungen oder zu ganz konkreten Fallbeispielen: Viele nutzten die Gelegenheit und stellten den Experten ihre Fragen. „Der Weg zur Bürgerversicherung ist nicht ohne Hindernisse und auch nicht kurzfristig“, sagte der Landtagsabgeordnete Peter Hofelich – umso wichtiger sei es deshalb gewesen, bei Talk im Roth einen „Abend der Zwischentöne mit vielen Informationen“ zu gestalten. Auch in Zukunft soll das Talkformat in kurzen Abständen aktuelle politische Themen aufgreifen und Raum zur Diskussion geben.