Die unvermittelt entstandene Lücke zwischen 7 und 8 Uhr bei den Zügen Richtung Stuttgart wieder schließen, die Verbindungen aus Ulm arbeitnehmergerecht und schülergerecht ausweiten. bei den Buslinien den Stundentakt auf der 6er, eine Bus-Querverbindung vom mittleren Filstal ins Remstal, und endlich wieder pünktliche und zuverlässige Züge, das sind die konkreten Forderungen aus dem zurückliegenden ‚Kommunalen Forum‘ der Salacher SPD. Die gut besuchte Versammlung diskutierte lebhaft zwischen dem Realismus von Kreis-Mobilitäts-Chef Wienecke – „bis 2019, wenn der Metropolexpress kommt, haben wir noch eine Durststrecke“ – und der Perspektive von SPD-Regionalrat Jürgen Lämmle –„die Zukunft unserer Region liegt im ausgebauten ÖPNV“.
Das Thema interessiert. Alexander Gaugele und Birgit Rapp-Zeiser konnten immerhin 30 Gäste im Restaurant ‚Glashaus‘ begrüßen. Die wollten erst von Jörg Michael Wienecke wissen, was gegen Verspätungen und Zugausfälle und gegen reduzierte ÖPNV-Angebote getan wird. Wienecke offen: „Bei der Fahrplanumstellung im April 2016 , zu der die Verkehrsbehörden des Landes nur kurzfristig geladen hatten, war der Regionalexpress aplötzlich weg. Von dem hatte Salach aber profitiert. Seither ist der Fahrplan nicht nur schlechter, er funktioniert auch nicht“. Er hielt dem seine Überzeugung entgegen: „Man muss ein Angebot aufbauen, nicht nur auf Nachfrage warten !“ Ärger und Wut vieler Teilnehmer konnten diese Worte aber nicht verhindern. Dass Züge in Plochingen enden, dass zwischen 7 und 8 kein Zug nach Göppingen und Stuttgart fährt, dass von und nach Ulm Lücken gerissen sind, daß es nicht kommunizierte Verspätungen gibt, wurde vehement vorgetragen. Emag-Betriebsratsvorsitzender Ralf Fiala nahm es für die aus dem Ulmer Raum kommenden Pendler schon fast sarkastisch: „Man muss froh sein, daß wir flexible Arbeitszeiten haben“. Und GR Blessing: „Ich hätte nie gedacht, daß mein Smartphone so wichtig wird“. Selbst aus Lauterstein war ein Gast da. Er lobte die SPD für ihr Engagement und drängte, daß in Süßen Bahn und Busse besser abgestimmt sind. Wienecke, wie BM Julian Stipp und Fraktionsvorsitzender Werner Staudenmayer sagten zu, sich noch einmal kurzfristig für die gewünschten Korrekturen einzusetzen.
Dem Verkehrssprecher der SPD in der Regionalversammlung, Jürgen Lämmle aus Göppingen, gelang es, mahnend und perspektivisch zu argumentieren. Mahnend: „Auch wenn alles in der Region geplanten Strassen gebaut werden, bedeutet das lediglich, daß der Stau nicht größer wird“. Die Zukunft liege aber in einem guten ÖPNV. Die wirtschaftliche S-Bahn nicht gleich bis Göppingen und dann darüber hinaus zu führen, sei „ein Geburtsfehler“ für den Landkreis Göppingen gewesen. Der ab 2019/20 kommende Metropolexpress sei „die zweitbeste Lösung“, mit der man aber nun auf weiteres leben müsse. Die bisher schon erreichte Teilintegration des Landkreises in den VVS ( eine Fahrkarte auf der Schiene ) sei positiv aufgenommen und bringe günstigere Fahrpreise. Die Vollintegration ( eine Fahrkarte mit Schiene, Bus und Straßenbahn ) müsse kommen. Statt der bisher für die Teilintegration zu zahlenden 2,8 Mio solle die Vollintegration noch einmal 5 Mio für den Kreishaushalt obendrauf kosten, informierte Wienecke. Lämmle hielt das aber für zu hoch gegriffen, da jetzt verhandelt werde. „Ich bin zuversichtlich. Es geht doch um die Zukunft des Landkreises“. Diskussionsleiter Peter Hofelich konnte sich an der Stelle nicht die Bemerkung verkneifen: „Die Wahrheit ist doch, dass der ÖPNV im Landkreis Göppingen seit Jahrzehnten unterfinanziert ist ! Dafür gibt es im Kreistag politische Verantwortlichkeiten . Hier muss endlich der Hebel herumgelegt werden“.
Zurück zur Salacher Situation verwies die st.v. SPD-Fraktionsvorsitzende Birgit Rapp-Zeiser in der Diskussion auf den „Einpendlerüberschuss Salachs“. Das gebiete besseren ÖPNV. Interessant auch bei Lämmle: Jedes Jahr steigen die Einpendler nach Stuttgart noch um 1,1 Prozent, die Auspendler in die Region aber um 3,2 Prozent. Für den Wirtschaftsstandort Salach eine interessante Statistik. Denn man wird sich für die Zukunft auch mehr vorstellen können, dass Menschen in Stuttgart wohnen und draussen in der Region Arbeit haben. Dem Kommunalen Forum war es damit auch gelungen, bessere Mobilität auf Schiene und Strasse und Salacher Stärke bei Wirtschaft und Arbeitsplätzen in Verbindung zu bringen. Ein Kernanliegen der Kommunalpolitik der Salacher SPD, wie es Peter Hofelich am Ende formulierte. Dieser beendete dann auch nach über zweieinhalb Stunden den Abend mit launigen Dankesworten an die beiden Referenten. Alex Gaugele, Michael Jehle und er überreichten gute Tropfen als Geschenke. Und die Gäste gingen mit dem Gefühl eines guten kommunalpolitischen Abends nach Hause.
PM