Mit großer Spannung erwarten alle deutschen Landkreise ihr Abschneiden beim Ranking des Prognos-Zukunftsatlas, der alle drei Jahre veröffentlicht wird. So waren die ca. 80 Veranstaltungsteilnehmer aus Politik und Wirtschaft im Sparkassenforum am Montagabend sehr neugierig, vom Prognos-Mitarbeiter und Projektleiter des Zukunftsatlas, Peter Kaiser, zu erfahren, auf welchen Plätzen sich der Landkreis Göppingen wieder finden würde.
Bevor Kaiser auf den Landkreis Göppingen einging, machte er auf die Kernergebnisse des bundesweiten Vergleichs aufmerksam:
Es gäbe bei der Entwicklung in Deutschland immer noch ein Nord-Süd Gefälle. Das leichte Wachstum, das Prognos in seiner aktuellen Studie feststellen konnte, fand nicht überall statt und vor allem der damit verbundene Wohlstand kommt nicht überall gleich an, so dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter relativ stark geöffnet bleibt.
Für den Landkreis Göppingen präsentierte Kaiser ein überwiegend positives Bild. Der Landkreis Göppingen konnte sich im bundesweiten Ranking unter den 402 Landkreisen weiter von Platz 137 auf Platz 117 verbessern. Das ist umso bemerkenswerter, da sich der Landkreis damit im Vergleich zur Studie aus 2013, aus der er als „Shooting Star“ in Baden-Württemberg mit einer Verbesserung um 105 Plätze hervorgestochen ist, nicht nur stabil weiterentwickelt, sondern sogar nochmals verbessert hat. Was aber aus der Sicht des Experten vielmehr zählt, als diese Platzverbesserung, ist der „Klassenaufstieg“ in das „begehrte“ Feld der Regionen mit „Zukunftschancen“.
Das sei vor allem der guten Entwicklungsdynamik des Landkreises geschuldet. D.h., gegenüber dem letzten Ranking 2013 haben sich die Zahlen des Landkreises Göppingen in den Bereichen Demografie, Bruttoinlandsprodukt, Beschäftigung, Akademikeranteil und Wohlstand so stark positiv verändert, dass nochmals 74 Plätze gut gemacht werden konnten und jetzt bei diesem Teilindex bundesweit Rang 131 belegt wurde.
So konnte die bisher negative Bevölkerungsentwicklung trotz immer noch fallender Geburtenraten durch Neuzuzüge insgesamt mehr als kompensiert werden – um +50 Plätze. Auch beim Arbeitsmarkt gab es, bis auf eine hohe Schulabbrecherquote – der Landkreis Göppingen liegt hier allerdings immer noch (positiv) über dem Durchschnitt in Baden-Württemberg und der Region Stuttgart – oder den Anteil unbesetzter Lehrstellen, nur Positives zu berichten: Gegenüber 2013 konnte sich der Landkreis bei der Gesamtbeschäftigung nochmals um 88 Plätze und bei dem Anteil an Hochqualifizierten am Arbeitsort um 57 Plätze verbessern.
Obwohl das statistische Landesamt Baden-Württemberg dem Landkreis Göppingen beim Innovationsindex die zweitbeste Entwicklungsdynamik in Baden-Württemberg bescheinigt hat, musste der Landkreis bei innovationsrelevanten Faktoren leichte Verluste einstecken (-26 Plätze). Gleiches gilt auch für die zurückgegangene Gründungsintensität (-46 Plätze), die aus der Sicht des Wirtschaftsförderers des Landkreises Göppingen, Alexander Fromm, eher der hohen Sogwirkung von guten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen in Bezug auf potentielle Gründer geschuldet ist.
Ein großer Sprung bei der Platzierung gelang dem Landkreis Göppingen beim Wohlstand (+ 57 Plätze). Mit Rückgängen bei den Transferhilfeempfängern, einem gleichzeitig relativ hohen Kaufkraftniveau, einer geringen kommunalen Schuldenlast und einer im Vergleich zu Baden-Württemberg und der Region Stuttgart extrem niedrigen Kriminalitätsrate gelang hier dem Landkreis mit Platz 47, erstmals bei einem Prognos-Teilindex, der Sprung unter die Top 50 in der Bundesrepublik.
Im Fazit bedeutet das Ranking des Landkreises für Kaiser, dass im Landkreis Göppingen handfeste Standortvorteile wie Bevölkerungswachstum, geringe Arbeitslosigkeit, guter Besatz mit Zukunftsfeldern, gestiegenes Akademikerniveau in Verbindung mit einem guten F&E Personalbesatz und schlussendlich ein hohes Wohlstandniveau nur sehr wenigen Schwachpunkten wie einer geringen Fertilitätsquote, unbesetzten Lehrstellen, einer verhaltenen Gründungsintensität sowie langen Fahrzeiten zur Autobahn gegenüberstehen. Fromm zeigte sich erfreut über dieses Ergebnis, relativierte aber besonders den letzten Punkt, bei dem man sich mit durchschnittlich „17 Minuten“, nur noch um zwei Minuten von der Landeshauptstadt Stuttgart unterscheide.
In seinem Vortrag zum Stand und zu den Perspektiven der Kreisentwicklung, der sich der Präsentation von Kaiser anschloss, konnte Landrat Edgar Wolff aufzeigen, dass sechs der zwölf Schlüsselthemen, an denen sich die Kreisentwicklung orientiert, indikatorenrelevant sind und hier ein positiver Trend festzustellen ist. Hierzu gehörten unter anderem der Bereich Forschung und Entwicklung/Innovation sowie auch weitere Verbesserungen im Bereich ÖPNV sowie Verkehrsinfrastruktur. Damit könne der Landkreis Göppingen mit einer zukunftsorientierten und ganzheitlichen Strategie durchaus Einfluss nehmen. Zu einem Großteil sei er aber auch fremdbestimmt, wie zum Beispiel durch konjunkturelle Einflüsse oder unternehmerische Entscheidungen.
PM