Armut, Pflege und Technik im Alter – Ein Fachgespräch mit Roland Sing

„Die Herausforderungen des demographischen Wandels können nur mit einer solidarischen Politik  gelöst werden“, betont Roland Sing.

„Die SPD spricht sich dafür aus,  grundsätzlich wieder Parität bei Sozialbeiträgen zu praktizieren,  allgemeine Sozialleistungen für alle über Steuern und nicht über Versichertenbeiträge zu finanzieren. Außerdem muss eine  engmaschigere soziale Infrastruktur aufbaut werden, die Älteren so lange wie möglich Eigenständigkeit in den eigenen vier Wänden sichert“, so MdL Peter Hofelich.

Es gebe Sorge, Unmut bis zu Wut unter unseren älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Altersarmut sei heute schon Realität, „morgen vielleicht Normalität“. Von 63 % sinke das Rentenniveau auf 43 % im Jahr 2030, wenn alles so weiterlaufe, warnte Roland Sing zu Beginn der Veranstaltung und führte weiter aus: „Die dreistufige Pyramide ‚Gesetzliche Rente‘, ‚Betriebsrente‘ und ‚Anlage‘ ist  für viele heute nicht umsetzbar. Witwen mit schmaler Rente, Getrennte im Alter in prekärer Lage, Menschen mit unterbrochener Erwerbsbiographie,  aber auch junge Familien mit engem Einkommen und ebenso Alleinerziehende sind im Armutsrisiko“. Sing verwies darauf, dass die sozialen Sicherungssysteme den Beitragszahlern  zu Gute kommen müssten. Allgemeine, politisch gewollte und benötigte Sozialleistungen sollten dagegen steuerfinanziert sei, um drohender Altersarmut entgegenzuwirken.  Alle  Stimmen aus dem Publikum bestätigten diesen  Appell.   Dieter Roitsch, Vorsitzender des Kreis-Seniorenrates:  „Die Pflegekosten werden höher. Wer kann sich noch die volle Pflege leisten?“ Friederike Kapphan, frühere Kreisrätin:  „Ältere Frauen schämen sich oft ihrer Armut. Sie müssen zudem ihr Gespartes offen legen.“ Peter Hofelich: „Für die sozialen Sicherungssysteme hat die SPD klar Position bezogen. Die Stabilisierung der gesetzlichen Rente hat aus meiner Sicht oberste Priorität.“

Im Gespräch wurde deutlich, dass auch in der Pflege mehr gesamtgesellschaftliche Solidarität wünschenswert sei.  Zwischenformen wie ambulante Pflege müssen gestärkt werden.  „Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist das Wohn- und Teilhabegesetz der SPD hier im Lande“, so Roland Sing. „Pflege braucht kein schwarz-weiß-Denken“. Die fünf neu eingeführten Pflegegrade für individuellere Pflegemöglichkeiten begrüßte er. Hofelich griff insbesondere die Forderung nach mehr Pflegestützpunkten mit erweiterten Aufgaben im Land auf.

Professor Dr. Würslin, von der Fachhochschule Esslingen am Standort Göppingen, stellte im Rahmen des Fachgesprächs ein Göppinger Projekt vor, das sich mit der Entwicklung von Technologie für Ältere beschäftigt. Umgesetzt werden könnte dies in einer Kooperation zwischen dem Standort Göppingen der Fachhochschule Esslingen und ortsansässiger Pflegeeinrichtungen. Ziel sei es, gemeinsam technische Lösungen zu entwickeln, die Menschen im Alter in ihrem Alltag unterstützen und dadurch deren Eigenständigkeit sichern. Hofelich versprach für dieses wichtige Projekt in Baden-Württemberg zu werben. „Baden-Württemberg muss bei der Technologie für Ältere führend sein. Mit ‚Smart Home und Living‘ sind wir eng an diesem Thema der Zukunft dran. Eine landesweite Ausschreibung kommt bald. Die Umsetzung für Technologien, die im Alter unterstützen, können wir in Göppingen ideal testen. Wir haben hier mit dem Standort Göppingen der Hochschule Esslingen Experten im Bereich Technik und durch die zahlreichen Pflegeeinrichtungen Fachleute in dem Bereich der Anwendung. Deshalb freue ich mich, dass Prof. Würslin in Kooperation mit Christine Schlenker, Leiterin des Pflegeheims Ursenwang der Wilhelmshilfe e.V., ein solches Projekt ins Leben gerufen haben.“ Die Göppinger Stadträtin und der Eislinger Stadtrat Peter Ritz regten an, auch die Fachkompetenz der Betriebe, die sich teilweise schon für diese Zukunftsaufgaben zertifiziert haben, im Bereich Elektrotechnik wie auch als Sanitätshaus, in das gemeinsame Projekt mit einzubeziehen. „Eine Musterwohnung mit allen erdenklichen technischen Hilfestellungen im Raum Göppingen/Eislingen sollte das Ziel sein“, so der Eislinger Stadtrat.

 

PM

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