Geislingen: Winfried Hermann macht sich als Minister für Verkehr und Infrastruktur dafür stark, dass Baden-Württemberg zur Pionierregion für nachhaltige Mobilität wird

Aber nicht nur dass, wo andere Parteien wieder Zäune auch an innereuropäischen Grenzen errichten wollen, spricht sich Hermann für eine grenzenlose Mobilität aus. Baden-Württemberg ist ein Autoland, 80 % des Verkehrs erfolgen auf der Straße. Nachteile des Verkehrs sind Umweltbelastungen aus Feinstaub, AOx, Flächenverbrauch und Lärm. Aber deshalb dürfe man das Auto nicht verdammen, man muss es nur sauberer machen.

Aber natürlich, so Hermann im Mehrgenerationenhaus in Geislingen, müsse man auch über Alternativen zum Auto nachdenken, den Bahnverkehr und den ÖPNV ausbauen sowie über eine vernetzte Verkehrsinfrastruktur nachdenken. Fünf Punkte hat sich der Verkehrsminister hierfür vorgenommen: Verkehr verbessern, vermeiden, verlagern, vernetzen und bei allem soll das Land Baden-Württemberg Vorreiter bzw. Vorbild werden.

Saniert werden müssen viele Straßen und Brücken im Land, hierfür gibt das Land viel Geld aus, um den Sanierungsstau der Vorgängerregierung langsam aber kontinuierlich abzubauen. Modernisiert werden müssen vor allem die Fahrzeuge der Bahn, hierfür hat die Landesregierung die Weichengestellt. Ab 2019 sind auf den Regionalstrecken nur noch Neufahrzeuge im Einsatz. Viel Potential sieht der Minister nach wie vor bei den Autos. Sie sind zu groß, zu schwer und stoßen zu viele Schadstoffe aus.

Verkehr lässt sich leicht vermeiden, so der Minister, zum Beispiel einfach dadurch, dass Autos voller werden, also nicht nur der Fahrer im Auto sitzt, sondern auch drei Mitfahrer. Bei Transporten muss gefragt werden, ob man wirklich Butter aus dem Norden in den Süden und andere Butter dann wieder vom Süden in den Norden fahren muss. Hier ist auch der umweltbewusste Verbraucher gefragt.

Verlagern kann man viele Verkehre auf die Straße. Häufigere und schnellere Verkehre in modernen Zügen mit einer optimalen Anbindung an den ÖPNV kann viele Pendler von der Straße auf die Schiene bewegen. Auch Transporte können auf die Schiene verlagert werden, allerdings hat die Bahn hier über Jahre Strecken für den Güterverkehr abgebaut.

Im Zeitalter der Digitalisierung ist eine Vernetzung der Verkehre in Echtzeit keine Utopie mehr. Wenn in Zügen und Bussen die Anschlussverbindungen in Echtzeit angezeigt, Fahrpläne abgestimmt und auch andere Verkehrsträger eingebunden werden, wird der Verkehr schneller und komfortabler.

Als Vorbild zeigte sich der Minister an diesem Abend selber: er war mit dem Zug ohne Begleitung nach Geislingen gekommen. Und er berichtete auch, dass er während des Feinstaubalarms in Stuttgart ohne Auto ausgekommen sei.

In der anschließenden Podiumsdiskussion bemängelte der Bahnexperte Korbinian Fleischer aus Deggingen, dass Zugbegleiter der Bahn keine Fahrkarten mehr verkaufen dürfen. Als Fortschritt wertete er für Geislingen den Metropolexpress im Halbstundentakt. Volker Mann vom Bündnis Pro B10 warb noch einmal vehement für den Weiterbau der B10 über Geislingen hinaus. Kreisrat Hans Zeeb aus Süßen erläuterte den vom Kreistag diskutierten neuen Nahverkehrsplan.

„Wir haben den Bedarf für die B10 erkannt, versicherte der aus Rottenburg stammende Verkehrsminister den über 80 Zuhörern im Saal, er mahnte aber auch, die Kosten nicht außer Acht zu lassen. Die B10 konkurriert mit vielen anderen Neubauplänen und wofür die Bundesregierung ihr Geld ausgibt, liegt nicht im Einflussbereich der Landesregierung. Wir haben unsere Prioritätenliste aufgestellt und da ist die B10 ganz vorne. Aber die Bundesregierung stellt ihre eigene Prioritätenliste auf, da können wir nur warten.

Die Bahn hat viel Personal abgebaut, so der Minister, deshalb werden in den Zügen auch keine Fahrkarten mehr verkauft. Aber dies wird sich mit der Neuausschreibung ändern. Zukünftig müssen in den Zügen Fahrkartenautomaten stehen. In diesem Zusammenhang verriet der Minister seinen größten Traum: es gibt keine Fahrkarten mehr und keine Nahverkehrsnetze. Alle Barrieren werden abgebaut und man landesweit einfach in den Zug einsteigen und mitfahren. Die Gebühren werden dann einfach vom Konto abgebucht.

Eine Lanze brach der Minister auch für den Rad- und Fußgängerverkehr. Dies seien die preiswertesten Verkehrsformen und werden von der Landesregierung besonders gefördert, auch wenn die Summen, 25 – 20 Mill., im Verhältnis zum Straßenverkehr. 1 Mrd., immer noch bescheiden sind.

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