Schnell und umfassend informierte gestern Abend der Landkreis über die geplante Unterbringung von 120 bis 130 Flüchtlingen in die Sporthalle am Geislinger Berufsschulzentrum. Erst am vergangenen Freitag war der Gedanke gereift, die beteiligten Behörden, die Stadt Geislingen und die Berufsschulleitung informiert worden. Nicht einmal eine Woche später stellten Landrat Edgar Wolf und der Geislinger Oberbürgermeister Frank Dehmer die Pläne einer breiten Öffentlichkeit in der voll besetzten Jahnhalle vor. Es gab keine Kritik an den Plänen, aber noch viele Fragen.
OB Dehmer erläuterte in seiner Begrüßung die schwierigen Rahmenbedingungen, die aber nicht nur Geislingen sondern auch alle anderen Städte und Gemeinden träfen. Immer mehr Flüchtlinge verlassen wegen Krieg, Hunger oder einfach einer tiefgreifenden Perspektivlosigkeit ihre Heimat und hoffen in Europa auf einen Neuanfang. Wir haben Glück, dass wir hier geboren sind und nicht dort, wo die Flüchtlinge herkommen, warb Dehmer für Unterstützung.
Landrat Wolf bekräftigte noch einmal, dass es nie Ziel des Landkreises war, Flüchtlinge in der Sporthalle unterzubringen, aber die schon bestellten 150 Wohncontainer hätten inzwischen wegen der großen Nachfrage eine lange Lieferzeit, so das vorrübergehend, der Landrat hofft für längstens ein halbes Jahr, die Sporthalle genutzt werden muss. Der Landrat erinnerte an die Verpflichtung des Kreises, die Flüchtlinge unterzubringen, bedankte sich aber gleichzeitig bei den vielen ehrenamtlichen Helfern und die Kommunen, ohne deren Hilfe dies nicht zu bewältigen sei. Gesucht werden aber immer noch, große wie kleine Unterkünfte zur Unterbringung der Flüchtlinge, denn, so OB Dehmer, die Unterbringung in Sporthalle ist die zweitschlechteste, die wir anbieten können, gleich hinter der Unterbringung in Zelten. Inzwischen ist aber auch dieses im Kreis ein Thema, zumindest bemüht man sich zurzeit um die Aufstellung von sogenannten Leichtbauhallen.
Der Amtsleiter Schulen, Straßen und Gebäudemanagement, Andrea Borgia, erläuterte die Unterbringung in der Sporthallen, in der es abgetrennte Quartiere für jeweils 5 – 7 Personen gibt, mit Etagenbetten, Tisch, Stühlen und einem Kühlschrank. Außer Sichtschutz gibt es aber keine Privatsphäre. Neben der Sporthalle soll ein Küchenzelt entstehen, in dem die Flüchtlinge selbst kochen können.
Die eingeschränkte Privatsphäre führt unweigerlich zu Konflikten unter den Flüchtlingen ist sich der Leiter des Kreissozialamtes, Rudolf Dangelmayer, sicher. Ein Hausmeister und eine Sozialbetreuerin des Kreises sind deshalb wochentäglich vor Ort. Zusätzlich soll ein Sicherheitsdienst rund um die Uhr als Ansprechstelle vor Ort sein.
Der stv. Leiter des Polizeireviers Geislingen, Thomas Schmelcher, sah in den Flüchtlingsunterkünften in der Stadt bisher keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit. Die Fälle bewegen sich in Größenordnungen wie sie ihrem Anteil an der Bevölkerung entsprächen, so Polizeihauptkommissar Schmelcher.
In der anschließenden Diskussions- und Fragerunde gab es über 20 Fragen, aber auch konkrete Hilfsangebote. Die größten Probleme sehen hierbei die Vertreter der Geislinger Sportvereine, die Ersatz für eine vom Vereinssport intensiv genutzte Halle finden müssen. 25 Übungsleiter und 320 Sportler der TG müssen sich nach Ausweichmöglichkeiten umschauen, beim TV Altenstadt trifft es besonders die Handballer, da es neben der Sporthalle am Berufsschulzentrum nur noch die Michelberghalle mit Handballmaßen in Geislingen gibt. Hier wird man wohl auf Hallen in Bad Überkingen, Kuchen und Gingen ausweichen müssen. Nach Kuchen und Gingen wird auch der Sport des Schulzentrums ausgelagert.
Mehrere Anwohner ermahnten den Kreis aber, nicht neben der Sporthalle zusätzlich auch noch Container zu nutzen. 300 Flüchtliche auf dem Berufsschulgelände wären nicht mehr sozialverträglich, so ein Anwohner.
Landrat Wolf versprach, die Ehrenamtlichen in Geislingen intensiv bei ihrer Arbeit zu unterstützen. So nahm er die Anregung auf, einem Raum der Begegnungen in der Sporthalle zu schaffen und auch Möglichkeiten der Kinderbetreuung zu schaffen. Kurz vor dem Abschluss ist die Schaffung einer Koordinierungsstelle für die Ehrenamtlichen bei der Landkreisverwaltung.
Nach dem Ende der Veranstaltungen meldeten sich spontan mehrere Bürger aus Geislingen und den Umlandgemeinden, die ihre Hilfe bei der Betreuung der Flüchtlinge anboten. Weitere Interessenten können sich beim Arbeitskreis Asyl melden: Wolfgang Nordmann (wnordmann@web.de) und Christl Czermin (christl.czermin@t-online.de).