Der Kleinkunstpreis Baden-Württemberg geht in diesem Jahr an das Comedy-Duo „Chaos-Theater OROPAX“, die Pantomimen „Habbe & Meik“ sowie den Liedermacher Martin Herrmann. Einen Förderpreis gewann Tino Bomelino.
Der Kleinkunstpreis Baden-Württemberg geht in diesem Jahr an das Freiburger Comedy-Duo „Chaos-Theater OROPAX“, die Pantomimen „Habbe & Meik“ sowie den Heidelberger Liedermacher Martin Herrmann. Einen Förderpreis gewann der Mannheimer Tino Bomelino. Die drei Hauptpreise sind mit je 5.000 Euro dotiert, der Förderpreis mit 2.000 Euro. Das Land Baden-Württemberg und Toto-Lotto finanzieren sie zu gleichen Teilen. Den Wettbewerb gibt es seit 1986. Unter den Kleinkunstpreisen in Deutschland genießt die Auszeichnung einen Sonderstatus.
Kunststaatssekretärin Petra Olschowski und Georg Wacker, neuer Geschäftsführer von Lotto Baden-Württemberg, werden die Preise am 24. April 2018 im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld überreichen.
„Kleinkunst ist aktuell, überraschend, politisch, witzig. Und sie greift in besonderem Maß regionale Identitäten auf, verstärkt oder karikiert sie und beflügelt dabei eine kulturelle Meinungsvielfalt, die uns allen guttut. Die besondere Nähe zum Publikum macht jeden Auftritt zu einem einzigartigen Erlebnis. Der baden-württembergische Kleinkunstpreis spiegelt die Vielfalt, die experimentelle Offenheit und Aktualität der Kleinkunstszene im Land wider und ist inzwischen unverzichtbarer Bestandteil unserer Kulturszene“, so Kunststaatssekretärin Petra Olschowski.
„Der Kleinkunstpreis hat sich toll entwickelt. Baden-Württemberg lebt von seiner aktiven und vielfältigen Kleinkunstszene. Mit dem Preis erreichen die Gewinner neues Publikum und steigern ihre Bekanntheit. Lotto steht zu seinem langjährigen Engagement für die Kultur und für den Kleinkunstpreis“, sagte Georg Wacker, der Chef der Landeslotteriegesellschaft.
In Pforzheim wird außerdem ein Ehrenpreis in Höhe von 5.000 Euro verliehen, dessen Gewinner erst am Abend der Preisverleihung bekannt gegeben wird. Den Ehrenpreis stiftet Lotto Baden-Württemberg. Er soll eine Persönlichkeit würdigen, die sich um die Kleinkunst in Baden-Württemberg verdient gemacht hat.
Eine elfköpfige Jury ermittelte sämtliche Preisträger ebenso wie den Gewinner des Ehrenpreises. Zur Jury gehören der Stuttgarter Kabarettist Christoph Sonntag, Christoph Mohr und Lothar Hasl vom SWR, die Musik-Kabarettistin Annette Postel aus Karlsruhe sowie Sabine Bartsch vom Kulturzentrum Dieselstraße in Esslingen.
Preisträger
Seit über 30 Jahren verblüfft und begeistert das Chaos-Theater OROPAX sein Publikum. „Wie kann man so hochintelligent albern sein, wie so feinsinnig grob daherkommen?“, staunt die Jury. Die Shows der Freiburger Brüder Volker und Thomas Martins unterhielten auf „allerhöchstem Nonsens-Niveau“. Der hochgeistige Tief- und Schwachsinn käme verpackt in exzellenter Körper-Comedy und skurril-absurden Spontaneinlagen daher. Gerade wenn das Duo improvisiere, „ist es pointierter und gagreicher als manch anderer in der Zunft, der wochenlang an seinen Texten schraubt.“
Mit ihren fantasievollen Masken, beeindruckender Körperpräzision, viel Slapstick und Musik, aber ohne ein Wort zu verlieren, überzeugten Habbe & Meik die Jury. Die beiden diplomierten Pantomimen böten mit ihrer „La Grande Comédie des Masques“ eine Clownshow der Extraklasse und Akrobatik in Perfektion. Als herausragend wurden die „Spielplatzsteppkes“ gewürdigt, die den Betrachter in die Kindheit zurückversetzen und Tränen lachen lassen. Die Nischenkunst von Hartmut Ehrenfeld (geboren in Calw) und Michael Aufenfehn sei großartig und berührend, die Szenen sind künstlerisch perfekt überlegt und umgesetzt.
„So muss Kleinkunst sein“, befindet die Jury und zeichnet Martin Herrmann für sein satirisches Musikkabarett aus. Mit kleinsten Mitteln und spitzer Zunge würde der Heidelberger Liedermacher größtmögliche Tabus brechen. Mit Wort-Jonglage, sprühender Intelligenz und zurückhaltendem Auftreten zöge er das Publikum auf seine Seite. Er sei Stand-up-Comedian, Troubadour, Philosoph und Frauenflüsterer und präsentiere seine abwechselnd gereimten und vertonten Texte mit sehr viel Feingeist sowie höchster Treffsicherheit.
„Hallo, ich bin der Tino!“, so harmlos-schüchtern kommt Tino Bomelino auf die Bühne. Aber hinter dieser freundlichen Fassade verbirgt sich ein ganz ausgebuffter Comedian, der es faustdick hinter den Ohren hat, urteilt die Jury und zeichnet Tino Bomelino aus Mannheim mit einem Förderpreis aus. Da müsse man immer auf der Hut sein. Seine Gags, mitunter verpackt in musikalischen Einlagen an der Loop-Station, würden sich anschleichen und ihre Wirkung mit Verzögerungseffekt entfalten – dafür umso überraschender und eindringlicher.
Kleinkunstpreis
Der Kleinkunstpreis Baden-Württemberg ist der einzige Landespreis für Kleinkunst in Deutschland. Er wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst ausgelobt. Einige der ausgezeichneten Künstler, unter ihnen Bülent Ceylan, Florian Schröder und Christoph Sieber konnten den Preis als Sprungbrett in eine nationale Karriere nutzen. Zu den Gewinnern zählten auch die Füenf, Eure Mütter, Martina Brandl, Topas, Bernd Kohlhepp und Christine Prayon. Den Ehrenpreis erhielten bisher die Kabarettisten Thomas Freitag, Georg Schramm, Mathias Richling, das Musiktrio Grachmusikoff, Matthias Deutschmann, Maren Kroymann, der Liedermacher Christof Stählin und zuletzt der Kabarettist Uli Keuler aus Kirchheim/Teck. Insgesamt wurden bisher 142 Preisträger aller Kleinkunstgenres ausgezeichnet. Betreut wird der Kleinkunstpreis für das Land durch die Akademie Schloss Rotenfels bei Gaggenau. Die Staatliche Toto-Lotto GmbH unterstützt die Kleinkunstpreisträger seit Jahren mit landesweiten Auftritten bei Festivals oder auf renommierten Kleinkunstbühnen.
PM