Im Juli 2017 erkannte die UNESCO sechs Höhlen im Ach- und Lonetal zum Welterbe „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“ an. Neben der Bedeutung der Fundstellen ältester Kunstobjekte standen die Chancen der UNESCO-Anerkennung, die Vermarktung sowie die touristische Inwertsetzung der Höhlen und ihrer Infrastruktur im Fokus des Besuchs der beiden Regierungspräsidenten aus Tübingen und Stuttgart.
Die sechs Höhlen Geißenklösterle, Sirgensteinhöhle, Hohle Fels im Achtal sowie die Vogelherdhöhle, Stadel-Höhle im Hohlenstein und die Bocksteinhöhle im Lonetal zählen zu einer weltweit einzigartigen archäologischen Fundlandschaft. Dabei hat die UNESCO bereits die dort gefundenen ältesten Kunstobjekte und Musikinstrumente der Menschheit beeindruckt, bei der Auszeichnung der Höhlen als Welterbe überzeugte jedoch auch die außergewöhnliche Konzentration von Fundstellen innerhalb einer Region.
Um sich ein Bild von der Bedeutung der Höhlen, der Funde und der Landschaft als die drei tragenden Säulen des Welterbeantrags zu machen, besuchten der Vorsitzende des Kuratoriums „Weltkultursprung“ Regierungspräsident Klaus Tappeser und Regierungspräsident Wolfgang Reimer am vergangenen Mittwoch (4.4.2018) den Archäopark Vogelherd in Niederstotzingen.
Gemeinsam mit den Landräten Heiner Scheffold und Thomas Reinhardt sowie Bürgermeister Marcus Bremer und Prof. Dr. Claus Wolf vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart sprachen sie vor Ort über die Chancen und Herausforderungen der UNESCO-Anerkennung als auch über die notwendige Balance der steigenden Anforderungen des Tourismus und die Erfordernisse des Denkmalschutzes zum Erhalt der Fundstellen. „Mit dem Archäopark Vogelherd hat Niederstotzingen eine attraktive Anlaufstelle für Besucherinnen und Besucher, die sich hier auf Spurensuche in die Vergangenheit begeben können“, so Regierungspräsident Klaus Tappeser sichtlich beeindruckt.
„Der Welterbetitel ist mit einer großen Verantwortung gegenüber dem Welterbegedanken, also der Vermittlung des Wissens über und dem Schutz des gemeinsamen Erbes der Welt verbunden“, ist sich Regierungspräsident Wolfgang Reimer bewusst. Um diesen essentiellen Aspekten gerecht zu werden, sind vor Ort verschiedene Vermittlungsangebote sowie konservatorische Maßnahmen umgesetzt, bei denen die Kommunen, die Regierungspräsidien und die mitwirkenden Informationsstandorte eng kooperieren.
Ein Informationskonzept, bei denen die verschiedenen Museen zusammenarbeiten, existiert bereits. So sind das Museum Ulm, das Urgeschichtliche Museum Blaubeuren und der Archäopark Vogelherd in Niederstotzingen zentrale Anlaufpunkte für Besucherinnen und Besucher, die Informationen zum Welterbe vor Ort bekommen und fachlich begleitet werden möchten. Darüber hinaus wird derzeit der Ausbau eines umfassenden Informationssystems, das u.a. mit Wanderwegen, einheitlicher Beschilderung und speziellen Angeboten für Familien aufwarten soll, realisiert. Dieses Erlebnis- und Informationsangebot für alle Menschen wird von den Städten und Gemeinden, den beteiligten Landkreisen, den Regierungspräsidien und dem Land Baden-Württemberg gemeinsam entwickelt und gefördert.
Das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart mit seinem Abteilungspräsidenten Prof. Dr. Claus Wolf koordiniert alle Maßnahmen im Welterbegebiet, um Besucherlenkung und Informationsinhalte denkmalverträglich zu gestalten.
Neben dem Archäopark Vogelherd standen an diesem Tag auch das Museum Ulm mit seiner Löwenmensch-Ausstellung und der Hohle Fels in Schelklingen auf dem Exkursionsprogramm.
Hintergrundinformationen Welterbe „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“:
In Höhlen der Schwäbischen Alb wurden die ältesten figürlichen Kunstobjekte und Musikinstrumente der Menschheit entdeckt. Es handelt sich um wenige Zentimeter große Elfenbeinschnitzereien, die Menschen und Tiere der Eiszeit sowie Mischwesen aus Mensch und Tier darstellen. Zudem stammen aus den Höhlen Schmuckgegenstände wie Elfenbeinperlen und durchlochte Tierzahnanhänger. Die ältesten Musikinstrumente der Welt liegen in Form von Flöten aus Vogelknochen und Mammutelfenbein vor. Die Funde sind ca. 40.000 Jahre alt und wurden in den Fundstellen Geißenklösterle, Hohle Fels und Sirgenstein im Achtal sowie Vogelherdhöhle, Hohlenstein Stadel-Höhle und Bocksteinhöhle im Lonetal entdeckt.
Lone- und Achtal stellen wegen ihrer singulären Konzentration von altsteinzeitlichen Fundplätzen außergewöhnliche Fundlandschaften eiszeitlicher Jäger und Sammler dar. Die Region war nachweislich ein zentrales Siedlungsareal der frühesten modernen Menschen in Europa.
Die Entscheidung, die Tallandschaften für die UNESCO-Welterbeliste zu nominieren, wurde 2009 getroffen. Seit 2015 standen die Höhlen der Schwäbischen Alb auf Platz 1 der deutschen Tentativliste. Das Antragsdossier wurde von einer Arbeitsgruppe beim Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart in enger Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg erstellt. Anfang 2016 wurde der Antrag von der Bundesrepublik Deutschland offiziell bei der UNESCO eingereicht. Am 09. Juli 2017 erfolgte die Einschreibung bei der Sitzung des Welterbekomitees der UNESCO in Krakau, Polen.
Hintergrundinformationen Arbeitsgemeinschaft Weltkultursprung:
Die Arbeitsgemeinschaft Weltkultursprung hat sich mit dem Ziel gegründet, das Thema eiszeitliche Kunst und die bekannten Fundstellen in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit zu rücken. Die beiden Landkreise Alb-Donau-Kreis und Heidenheim sowie die Stadt Ulm haben sich neben der Zusammenarbeit rund um das Thema Welterbe auch auf die Einrichtung einer hauptamtlichen Geschäftsstelle verständigt.
Die Arbeitsgemeinschaft Weltkultursprung setzt sich aus den Organen „Steuerungskreis“ und „Kuratorium“ zusammen. Dabei hat der Steuerungskreis die Aufgabe, über alle Maßnahmen von grundsätzlicher Bedeutung und von wesentlicher finanzieller Auswirkung zu beschließen. Das Kuratorium trägt aufgrund seiner Kenntnisse und Erfahrungen zur Erfüllung der Ziele der Arbeitsgemeinschaft bei und berät die Tätigkeit des Steuerungskreises, indem es entsprechende Empfehlungen und Anregungen gibt sowie Maßnahmen vorschlägt.
Foto: „Am Platz der Jagd“ im Archäopark Vogelherd, v.l.n.r.: Landrat Heiner Scheffold, Landrat Thomas Reinhardt, Regierungspräsident Klaus Tappeser, Regierungspräsident Wolfgang Reimer, Ewa Dutkiewicz und Bürgermeister Marcus Bremer; Foto: Regierungspräsidium Tübingen
PM