Wildkätzchen im Wald lassen – BUND: Abstand wahren und Rückzugsräume erhalten

In diesen Wochen bringen die Wildkatzen in Baden-Württembergs naturnahen Wäldern ihre Jungen zur Welt. Auch wenn sie allein und scheinbar mutterlos gefunden werden, empfiehlt der BUND dringend, die Tiere nicht anzufassen oder gar mitzunehmen. „Immer wieder erleben wir, dass besorgte Spaziergänger*innen die jungen Kätzchen auflesen und zu Tierärzten oder Schutzstationen bringen“, sagt Axel Wieland, Wildkatzenexperte beim BUND in Baden-Württemberg. Dabei ist die Mutter in der Regel gerade auf der Jagd oder versteckt sich in unmittelbarer Nähe. Deshalb raten wir unbedingt dazu, die Tiere wenn überhaupt nur kurz aus größerer Entfernung zu beobachten und in Ruhe zu lassen.“

 

Katze ist nicht gleich Katze

Die grau getigerten Wildkätzchen sind leicht zu verwechseln mit entlaufenen Hauskatzen. „Bei den jungen Wildkatzen fällt die Unterscheidung zu Hauskatzen besonders schwer“, so Wieland. „Wenn sie älter werden, verblasst die Fellzeichnung und sie sind durch ihren kräftigen Körperbau und den buschigen Schwanz mit stumpfer, schwarzer Schwanzspitze als Wildkatze erkennbar.“

 

Gutes Versteck: Holzpolter stehen lassen

Verborgen in Baumhöhlen oder im dichten Gebüsch verbringen die Kätzchen ihre ersten Lebenstage. Bereits nach kurzer Zeit ziehen sie spielerisch immer weitere Kreise. Da oftmals natürliche Wurf- und Ruheplätze fehlen, nutzen Wildkatzenmütter immer wieder auch Holzstapel, die sogenannten Holzpolter, als Versteck für ihre Jungen. „Wenn diese in der Aufzuchtzeit der Wildkätzchen abgeräumt werden, kommen immer wieder junge Wildkatzen um“, so Wieland. „Wir fordern deswegen Förster*innen und Waldbesitzer*innen auf, die Holzpolter erst im September zu entfernen.“

 

Größte Gefahr: Flächenfraß

Die Wildkatze ist eine scheue Jägerin und war einst fast ausgerottet. „Die größte Bedrohung der Wildkatze ist die Zerschneidung und Verarmung ihres Lebensraums durch Straßen, Siedlungen und großräumige Ackerflächen „, so der Wildtierexperte. „Damit die isolierten Populationen und viele andere gefährdete Tiere eine echte Überlebenschance haben, ist dringend ein Netzwerk aus miteinander verbundenen Wäldern notwendig.“ Der BUND fordert von der Politik eine bessere Vernetzung natürlicher Lebensräume in Baden-Württemberg und eine ambitionierte Umsetzung des kürzlich vorgestellten ‚Bundeskonzepts Grüne Infrastruktur‘.

 

Erster Wildtierkorridor in Baden-Württemberg

Der BUND setzt sich seit 2007 für die Wiedervernetzung von Wäldern in Baden-Württemberg ein. Im Juni 2016 hat der BUND Baden-Württemberg zum Schutz der Wildkatze und anderer Wildtiere zwischen Herrenberg und Nufringen den ersten Wildtierkorridor im Südwesten eingeweiht. Mit seinen ehrenamtlichen Helfer*innen hat der Umwelt- und Naturschutzverband Tausende einheimische Bäume und Sträucher gepflanzt. Mit einer Länge von drei Kilometern verbindet er den Lebensraum von Wildkatze & Co. Langfristig sollen sie vom Schwarzwald in den Schönbuch bis auf die Schwäbische Alb wandern.

 

Weitere Informationen:

Foto: Thomas Stephan / BUND

PM

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