Ausbildung zur Streuobst-Pädagogin/zum Streuobst-Pädagogen startet mit 82 Teilnehmern

Über 80 Streuobst-Begeisterte lassen sich zu Multiplikatoren der Streuobstlandschaft ausbilden

Früh ist es, als sich aus allen Ecken des Streuobstparadieses zwar noch etwas müde, aber motivierte Streuobst-Begeisterte in Fahrgemeinschaften auf den Weg zum Naturschutzzentrum Schopflocher Alb machen. Eine Woche nach dem Ausbildungsstart zur Streuobst-Pädagogin/zum Streuobst-Pädagogen findet bereits die dritte Ausbildungseinheit statt. Heute stehen Baumpflege, Baumpflanzung und Baumschnitt auf dem Programm. Joachim Löckelt von der Fachberatungsstelle für Obst und Gartenbau des Landkreises Tübingen erläutert den Auszubildenden anschaulich Wachstumsgesetze, Regeln für den Baumschnitt und allerhand Wissenswertes rund um die Pflege der Streuobstwiesen. Die Stimmung unter den 82 Auszubildenden ist bestens – 55 Frauen und 27 Männer haben sich angemeldet, Alter und Berufszweige sind vielfältig, aber eins haben alle gemeinsam: Die Begeisterung für die heimische Streuobstlandschaft und den Wunsch, das Wissen darüber an Kinder weiterzugeben.

„Ich bin überwältigt von dem großen Interesse an unserem Weiterbildungsangebot“, sagt Maria Schropp, die Geschäftsführerin des Vereins Schwäbisches Streuobstparadies, der die Ausbildung in Zusammenarbeit mit den Landkreisen im Vereinsgebiet anbietet. „Wir haben gehofft, dass wir 30-40 Personen für die Ausbildung gewinnen können. Dass nun doppelt so viele an der Ausbildung teilnehmen, übertrifft alle meine Erwartungen und macht Mut für die Zukunft der Streuobstwiesen“. Schön findet Sie außerdem, dass sowohl „bekannte Gesichter“ aus Obst- und Gartenbauvereinen der Region mit dabei sind, aber auch ganz neue Akteure.

Nach der Mittagspause geht es weiter den Albtrauf hinab zum Freilichtmuseum Beuren. Die Tore des Freilichtmuseums sind für Besucher zwar noch geschlossen, aber die angehenden Streuobst-Pädagogen erlernen auf dem Museumsgelände diesen Nachmittag den praktischen Baumschnitt. Insgesamt vier Stationen hat die Ausbildungseinheit, die von den Fachberatern für Obst- und Gartenbau der Landkreise Esslingen, Göppingen, Reutlingen und Tübingen durchgeführt wird. Albrecht Schützinger, Rainer Klingler, Ulrich Schroefel und Joachim Löckelt führen Untergruppen mit je ca. 20 Teilnehmern durch den Nachmittag. Jede Gruppe pflanzt einen Obstbaum, führt einen Pflanzschnitt durch, schneidet Jung- und Altbäume und bindet Büschele aus dem Schnittgut. Der Schwerpunkt liegt dabei nicht darauf, Bäume perfekt zu schneiden, sondern vielmehr das Wissen spielerisch und anschaulich für die Kinder zu verpacken. Denn die angehenden Streuobst-Pädagogen bieten ab dem nächsten Schuljahr Streuobst-Unterricht in den Grundschulen des Streuobstparadieses an.

„Wir wollen so die Jüngsten unserer Gesellschaft spielerisch und erlebnisorientiert für das Paradies vor unserer Haustüre begeistern“, erläutert Maria Schropp. Sie selbst hat die Ausbildung 2011 im Landkreis Böblingen absolviert, wo seitdem jährlich ca. 20 Streuobst-Pädagogen ausgebildet wurden. Auch im Zollernalbkreis besuchen Streuobst-Pädagogen schon seit mehreren Jahren die Grundschulen. Das Erfolgsmodell will Schropp nun in Zusammenarbeit mit allen Landratsämtern auf das Vereinsgebiet ausdehnen. Das Handwerkszeug für den Schulunterricht auf der Streuobstwiese lernen die angehenden Streuobst-Pädagogen nun in der Ausbildung. Diese setzt sich aus obstbaulichen, naturkundlichen, pädagogischen und didaktischen Inhalten zusammen. Sie qualifiziert die Streuobst-Pädagogen gemeinsam mit den Schulklassen eine Streuobstwiese im Jahresverlauf zu erforschen, zu begleiten und zu bewirtschaften.

„Wir wollen mit den Schulkindern den Lebensraum Streuobstwiese nicht im Klassenzimmer, sondern auf der Wiese erforschen“, erläutert Beate Holderied, der die fachliche Leitung der Ausbildung obliegt. Seit 2003 führt Sie Schulprojekte auf den Streuobstwiesen durch, arbeitete mit Markus Zehnder, dem Fachberater für Obst- und Gartenbau im Zollernalbkreis, Unterrichtseinheiten für Schulklassen aus und bietet seit 2011 die Ausbildung zum Streuobst-Pädagogen an. In den Landkreisen Böblingen und Zollernalbkreis wird das Angebot von den Schulen dankbar angenommen. „Damit möglichst viele Schulkinder in den Genuss des Streuobst-Unterrichts kommen, erhalten die Schulen Fördermittel von den Landkreisen und von Sponsoren oder beispielsweise im Landkreis Tübingen vom Förderprogramm PLENUM (Projekt des Landes zur Erhaltung und Entwicklung von Natur und Umwelt)“, erklärt Schropp. Denn die Streuobst-Pädagogen sollen für ihre Arbeit in den Schulen eine Aufwandsentschädigung erhalten. „So versuchen wir auch neue Einkommensmöglichkeiten mit dem Themenfeld Streuobst zu schaffen“, erklärt Maria Schropp.

Bis dahin müssen die angehenden Streuobst-Pädagogen aber erst die Ausbildung mit 72 Unterrichtsstunden absolvieren. Bis zur Prüfung im November warten nicht nur interessante Inhalte, sondern auch erlebnisreiche Ausbildungsorte: Neben dem Freilichtmuseum in Beuren und dem Naturschutzzentrum Schopflocher Alb geht es ins NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen, ins Backhaus nach Weil im Schönbuch, auf den Lehrbienenstand bei Herrenberg und natürlich in die Streuobstwiesen.

Streuobst-Pädagogen Gruppenbild

Foto (Schwäbisches Streuobstparadies e.V.): 82 Streuobst-Begeisterte nehmen an der Ausbildung zur Streuobst-Pädagogin/zum Streuobst-Pädagogen teil

PM

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://filstalexpress.de/freizeit/2702/

Schreibe einen Kommentar