Vor kurzem hat der Geislinger Mittelalterverein „Die Helfensteiner e.V.“ zu einem Vortrag über und mit Fledermäusen eingeladen. Hierzu konnte der Verein Frau Ilona Bausenwein vom „Freundeskreis Tübinger Schlossfledermäuse e.V.“ gewinnen.
Im Mittelalter wurde die „vledermus“ als bedrohlich empfunden. Frau Bausenwein erläuterte einleitend, dass Sie durch Vorträge um Verständnis für diese Tiere werben und auch bestehende Vorurteile oder Ängste abbauen wolle. Durch eine Vielzahl von Aktivitäten versuche ihr Verein, der sich um kranke, verletzte, invalide und verwaiste Tiere kümmert, die Lebensräume der Fledermäuse zu erhalten und, wenn möglich, zu verbessern. Für den Vortrag hatte sie natürlich auch einige Ihrer Schützlinge mitgebracht. So hatten die wenigen Teilnehmer die Gelegenheit die seidigen Fledermäuse zu streicheln und die faszinierenden Tiere aus der Nähe zu betrachten. Madame Näschen zeigte z. B. wo sich Kamm und Bürste bei einer Fledermaus befinden. King Kong, der Schreckliche, öffnete bereitwillig sein Maul und ließ alle sein scharfes Gebiss sehen. Nebenbei berichtete Frau Bausenwein von den Lebensräumen der Tiere, ihren Sommer- und Winterquartieren, deren Anatomie – z. B. wie viele Herzen sie besitzen – sowie der Echoortung, aber auch Anekdoten von ihren täglichen Erlebnissen mit den Tieren.
Den Anwesenden war beim Anblick einer Zwergfledermaus nicht bewusst, wie klein diese tatsächlich ist und dass ihr als Sommerquartier lediglich eine Spalte in der Hauswand genügt. Fledermäuse haben eine Körpertemperatur von ca. 40 Grad und einen schnellen Herzschlag – etwa 1000 Schläge in der Minute. Davon konnten sich die Fledermaus-Interessierten selbst überzeugen. Frau Bausenwein hielt jedem Besucher eine Fledermaus ans Ohr. Zu hören war ein Geräusch, das einem Turbo-Porsche-Motor gleicht. Im Winterschlaf senken Fledermäuse ihre Körpertemperatur auf die Umgebungstemperatur und benötigen fast eine Stunde um sich auf Betriebstemperatur zu zittern. Daher ist es verboten im Winter Schlafquartiere wie Höhlen zu betreten.
Fledermäuse existieren seit etwa 50 Mio. Jahren. Alle Fledermäuse Europas sind Insektenfresser. Auf ihrem Speisezettel stehen Stechmücken, Fliegen, Läuse, Falter, Käfer, Maulwurfsgrillen, Maikäfer und Heuschrecken. Eine Fledermaus frisst pro Nacht 1/3 bis 1/2 ihres Körpergewichts in Form von Insekten und ist somit das denkbar beste biologische Schädlingsbekämpfungsmittel das es gibt. Wasser wird im Flug aufgenommen. Kleinere Wasserstellen wie Eimer oder Wassertonnen sollten jedoch abgedeckt werden, da sie an glatten Wänden nicht hochklettern können.
Zur Orientierung in der Dämmerung bedarf es hoch entwickelter Sinnesorgane. Fledermäuse nutzen die Echoortung. Sie orientieren sich mittels knatternder Laute, die im Kehlkopf erzeugt und durch die Mundspalte ausgesandt und deren Echos durch die Ohren wieder aufgefangen werden. Aus der Zeitdifferenz zwischen ausstoßen des Ultraschalls und des Empfangs des Echos ermitteln die Fledermäuse die Entfernung zum Hindernis oder der Beute. Aufgrund der hohen Frequenz kann der Mensch diese Ortungs- und Jagdlaute nicht hören. Dazu benötigt man sog. „Bat-Detektoren“, die die Laute für das menschliche Ohr hörbar umwandeln. Hierzu hatte Sie eines der Geräte mitgebracht und so wurden die Laute der Fledermaus deutlich hörbar.
Abschließend hatte Sie auch Tipps, wie wir unsere Umgebung fledermausfreundlich gestalten können. Als Sommerquartier können z. B. Fledermausbretter an der Hauswand oder Nistkästen für Vögel in Bäumen aufgehängt werden. Um Fledermausbretter attraktiver zu machen, hatte Fr. Bausenwein Fledermauskot dabei. Dieser kann verdünnt als Duftlockstoff auf die Bretter aufgebracht werden.
Die begeisterten Teilnehmer dankten Fr. Bausenwein für den interessanten, aufschlussreichen und informativen Vortrag.
Ausführliche Informationen und Kontaktdaten erhält man auf der Internet-Präsenz des Vereins (www.fledermaeuseintuebingen.de).
PM