Göppingen: Wirtschaftliches Erbe er-fahren

Grün, Blau, Braun und Orange sind die Farben der Route der Industriekultur, die durch 16 Städte und Gemeinden im Filstal führt. In Göppingen sind vier der 19 Ankerpunkte sowie weitere Zeugnisse der Industriekultur zu finden. Das „Reisebuch“ ist ab sofort auch im ipunkt im Rathaus erhältlich.

Wirtschaftliches Erbe er-fahrenDas Filstal blickt auf eine spannende industriegeschichtliche Entwicklung zurück. Mit der Route der Industriekultur im Filstal werden die industrielle Vergangenheit und Gegenwart ins Bewusstsein gerückt und erlebbar. Gemeinsam mit den 16 Städten und Gemeinden im Filstal startete der Verband Region Stuttgart 2013 die Planungen zur Route; seit 2015 wird sie baulich umgesetzt. Die Route der Industriekultur folgt dabei überwiegend dem gut ausgebauten Radwegenetz der Filstalroute von Wiesensteig bis Plochingen. Die Farben Grün, Blau, Braun und Orange im Logo stehen für die Radroute (Grün), die Fils (Blau), die Eisenbahn (Braun) und die Orte (Orange).

19 Ankerpunkte und rund 120 Stationen zur Industriekultur vermitteln Interessantes, zu Unternehmern und Unternehmen, zu Produkten und Erzeugnissen, zu Baukultur und Denkmalen, zu früheren und heutigen Arbeitswelten. Info-Stelen an den Ankerpunkten informieren über die wechselvolle Geschichte der Firmen, ihrer Gründer und Arbeitnehmer; zusätzliche Angebote wie Führungen oder Werkverkäufe lassen die Industriekultur lebendig werden. Streckenweise weicht die Route der Industriekultur von der Filstalroute ab, um – von der Fils aus gesehen – abseits liegende Ankerpunkte zu erreichen. Diese sind dann gesondert ausgeschildert. Die vier Ankerpunkte in Göppingen sind: Friederike-Wackler-Museum (die Firma Wackler gehört zu den traditionsreichsten Unternehmen im Kreis Göppingen), Märklin (im Jahr 1859 gründete Theodor Friedrich Märklin eine kleine Flaschnerei und produzierte Blechspielwaren), Schuler (eines der ersten in Göppingen gegründeten Unternehmen der Industrialisierung) und das Städtische Museum im Storchen (im Jahr 1536 als Stadthaus des Reichsfreiherren Hans von Liebenstein erbaut).

Die rund 120 ausgewählten Orte der Industriekultur repräsentieren in besonderer Weise die historische oder aktuelle industrielle und gewerbliche Entwicklung. Zu ihnen zählen Fabriken, Arbeitersiedlungen und Fabrikantenvillen, aber auch Wassermühlen, Elektrizitätswerke oder der Eisenbahn-Albaufstieg an der Geislinger Steige. Den Besuchern sollen nach und nach Geschichte(n) und Informationen zu den Orten der Industriekultur auch über Stelen und QR-Codes zugänglich gemacht werden. Die Hohenstaufenstadt Göppingen genoss schon ab Mitte des 19. Jahrhunderts als eine der führenden Industriestädte im Königreich Württemberg hohes Ansehen. Bestimmt wurde die wirtschaftliche Entwicklung durch die Textil-, Metall- und Maschinenbauindustrie. In dieser Zeit wurde der Grundstein für viele Unternehmen wie Boehringer, Märklin oder Schuler gelegt. Weltbekannt und mit großem wirtschaftlichem Know-how repräsentieren sie aber nur einen Ausschnitt der industriellen Landschaft Göppingens. Die Industrialisierung hatte neben dem technischen Fortschritt auch ihre Schattenseiten. Viele Arbeiter hausten in engen und dicht gedrängten Mietskasernen. Erst Arbeiterwohnsiedlungen, wie die Mietwohnungsbauten für Arbeiter „Colonia Alemannen-, Schillerstraße“ (1914 bis 1919) schafften Abhilfe. Viele Industrielle hingegen residierten in Fabrikantenvillen am nördlichen Stadtrand/Burgstraße. Besonders wertvoll ist die in Bahnhofsnähe gelegene und fast unveränderte Villa Gutmann mit ihren Stuckdecken und dem 150 Jahre alten Personenaufzug. Armut und Luxus, Leben und Tod lagen in dieser Zeit dicht beieinander. Das rapide Bevölkerungswachstum forderte auch neue, platzsparende und hygienische Formen der Bestattung. Im Jahr 1911 wurde deshalb eines der ersten Krematorien Deutschlands auf dem Göppinger Friedhof errichtet. Viele Gebäude der Industriezeit werden heute neu genutzt: Sitz des Technischen Rathauses ist das damals sehr moderne Fabrikgebäude der Korsettfabrik Rosenthal & Fleischer; das ehemalige Elektrizitätswerk beherbergt seit 1993 das Kulturzentrum „Odeon“. Weitere Orte der Industriekultur in Göppingen sind das Christophsbad/Mineralbrunnen, die ehemalige Dampfgerberei/Schuhfabrik Gaiser und das Emaillier-, Stanz- und Metallwerk Bellino & Cie.

Ausführliche Informationen gibt es im Internet unter http://www.industriekultur-filstal.de; dort steht unter „Publikationen“ auch ein 112-seitiges Reisebuch als pdf-Datei zum Download bereit. Erhältlich ist die kostenlose Broschüre zur Route der Industriekultur im Filstal auch im ipunkt im Rathaus.

PM

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