Datum/Zeit
Date(s) - 06/11/2024
19:00 - 20:30
Veranstaltungsort
Göppingen-Jebenhausen - Jüdisches Museum
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Bis heute wenig bekannte Opfergruppen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft stehen im Fokus des am Mittwoch, 6. November, um 19 Uhr, im Jüdischen Museum in Jebenhausen stattfindenden Vortrags von Prof. Dr. Frank Nonnenmacher.
Zunächst war Frank Nonnenmacher Lehrer für Gesellschaftslehre an hessischen Gesamtschulen, beendete ein Zweitstudium in Heidelberg und Frankfurt mit der Promotion und wurde nach der Habilitation in Kassel Professor für die Didaktik der Politischen Bildung an der Goethe-Universität in Frankfurt. Seine Schwerpunkte betrafen die Möglichkeiten und Grenzen von Gesellschaftskritik und politischem Engagement im Rahmen schulischer Lernprozesse. Er ist Nachkomme eines Mannes, der von den Nazis als genetisch verdorben galt und deshalb im KZ „ausgemerzt“ werden sollte.
Diese Menschen, die den schwarzen oder den grünen „Winkel“ tragen mussten, waren nach dem Ende des Faschismus nicht als Opfer anerkannt. Nonnenmacher war der Initiator eines Appells, der 2020 zur Anerkennung dieser so lange ignorierten NS-Opfergruppe führte. 2023 gründete er mit Ines Eichmüller und Eva Fischer zusammen den Verband für die verleugneten Opfer des Nationalsozialismus – vevon (www.dieverleugneten-opfer.de).
Im März 2024 erschien ein von Frank Nonnenmacher herausgegebener Sammelband, in dem erstmals in der Erinnerungsliteratur 20 Nachkommen der so lange Verleugneten die Verfolgungsgeschichten ihres jeweiligen Vorfahren erzählen: Die Nazis nannten sie „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ (Verfolgungsgeschichten im Nationalsozialismus und in der Bundesrepublik, Campus-Verlag, Frankfurt a. M., März 2024, 372 Seiten).
Frank Nonnenmacher wird in seinem Vortrag Ausschnitte aus dem Buch lesen und dabei Aspekte behandeln, die danach fragen, wer diese „Verleugneten“ waren, warum die Betroffenen und die Erinnerungskultur so lange schwiegen, wie es zum Bundestagsbeschluss von 2020 kam und was derselbe beinhaltet.
Auch die Frage, welchen Stellenwert eine so späte Verbandsgründung noch haben kann und welche Wirkung die im März 2024 erschienenen Erzählungen der 20 „Zweitzeugen“ entfalten können, werden diskutiert. Die Veranstaltung ist kostenlos; Spenden sind willkommen.