In diesem Jahr jährt sich zum 80. Mal die Pogromnacht des Jahres 1938

Datum/Zeit
Date(s) - 04/11/2018
17:00 - 18:30

Veranstaltungsort
Göppingen - Museum "Storchen"

Kategorien


In diesem Jahr jährt sich zum 80. Mal die Pogromnacht des Jahres 1938. Wie in vielen Orten in Deutschland und Österreich wurde auch in Göppingen in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 die Synagoge angezündet und zerstört. Nach der Brandstiftung durch einen SA-Trupp aus Geislingen wurden in der Stadt ein jüdisches Kaufhaus und ein Hotel demoliert, danach alle jüdischen Männer zwischen 16 und 65 Jahren verhaftet und in den Tagen danach in das KZ Dachau gebracht.

Am Sonntag, 4. November, um 17 Uhr hält Stadtarchivar Dr. Karl-Heinz Rueß im Museum im Storchen einen Vortrag über die Ereignisse, die sich vor 80 Jahre in Göppingen in dieser denkwürdigen Nacht abspielten. Ilona Abel-Utz wird im Kontext des Vortrags Berichte von Zeitzeugen lesen. Dabei kommen auch die couragierten Zeitgenossen wie Amtsrichter Dr. Gebhard Müller – der spätere Staatspräsident und Ministerpräsident Baden-Württembergs – und Feuerwehrkommandant Karl Keuler zu Wort. Die Ereignisse in dieser Nacht waren ein Wendepunkt in der „Judenpolitik“ der Nationalsozialisten. Während es in den ersten Jahren ihrer Herrschaft um die Diffamierung und Entrechtung der jüdisch-gläubigen Bürger ging, wurde jetzt ihr Leben bedroht und die Vernichtungspolitik eingeleitet

Der Vortrag behandelt auch die Verfolgung der Straftaten durch die Justiz in der Nachkriegszeit. In den Jahren 1948/49 wurde in Ulm gegen zehn Personen wegen des Tatbestands der Brandstiftung und des Landfriedensbruchs verhandelt. Am Ende wurden acht Angeklagte verurteilt, die höchste Strafe mit zwei Jahre Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte für drei Jahre erhielt der ehemalige Kreisleiter der NSDAP. Er betonte im Schlussplädoyer seine Unschuld und insistierte auf sein Unwissen und seine Befehlsohnmacht. Nur einer der Angeklagten war geständig und sagte, aus: „„Ich habe mich seinerzeit mit meinen übrigen Kameraden in der Absicht nach Göppingen begeben, um befehlsgemäß an der Brandstiftung der Göppinger Synagoge mitzuwirken, d. h. sie sogar unter Umständen selbst in Brand zu stecken.“

Ein abschließender Aspekt des Vortrags ist die Entwicklung einer Gedenk- und Erinnerungskultur. Erstmals fand 1978 am Synagogenplatz eine öffentliche Gedenkfeier statt, die mit rund 700 Teilnehmern eine starke Resonanz hatte.

Eintritt fünf Euro. Bis 18 Jahre frei.

Foto: Die Brandruine der zerstörten Synagoge an der Freihofstraße nach dem 10. November 1938.

 

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://filstalexpress.de/events/in-diesem-jahr-jaehrt-sich-zum-80-mal-die-pogromnacht-des-jahres-1938/