„Mit vielen Gästen und Politprominenz feierte die DRK Bergwacht Göppingen ihr 80-jähriges Jubiläum. Das Resümee der zurückliegenden acht Jahrzehnte zeigte das umfangreiche Wirken der Mitglieder, der Ausblick auf künftige Aufgaben macht deutlich, dass Flexibilität und Verlässlichkeit auch weiterhin Eckpfeiler der Bergwachtarbeit sind.
„Willkommen, liebe Freunde, seid gegrüßt vieltausendmal“.
Gleich das erste Lied des Festaktes zum 80-jährigen Bestehen der Bergwacht Göppingen könnte passender nicht sein. Mit kräftigem Gesang stimmen sich die Gäste auf diesen Nachmittag ein, der die Besucher im Veranstaltungssaal des Göppinger Rathauses mit hochsommerlichen Temperaturen ins Schwitzen bringt.
„Wir sind 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr einsatzbereit“, erklärt Uwe Strofus in seiner Begrüßung. Der Bergwachtleiter der Göppinger Bereitschaft wirft einen Blick auf die umfangreiche Ausbildung, die nach dem Erste-Hilfe-Kurs mit einem Grundlehrgang beginnt und neben Grundlagen- und praktischer Prüfung auch Wissen um den Naturschutz erfordert.
Startete die Bergwacht Göppingen vor 80 Jahren noch als Natur- und Landschaftsschutzverein, zu dessen Aufgaben auch Wegebaumaßnahmen gehörten, haben sich die Anforderungen zwischenzeitlich sehr gewandelt.
„Unsere 25 bis 30 Einsätze im Jahr sind höchst unterschiedlich“, erläutert Strofus.
Es gehe dabei um die Bergung von Wanderern ebenso wie von Motorrad- und Fahrradfahrern, die nach einem Unfall oft in unwegsames Gelände stürzen. Weitere Punkte im Leistungsspektrum der Bergwachtmitglieder sind die Vermisstensuche, die Rettung verletzter Waldarbeiter und Skifahrer, dazu auch die Totenbergung nach Unfällen oder Suiziden.
Als „klein aber fein“ beschreibt der Göppinger Bergwachtleiter Uwe Strofus die 53 Mitglieder fassende Abteilung im Deutschen Roten Kreuz Göppingen, die sich weiterhin der Verbindung zwischen den Generationen verpflichtet sieht.
Die Göppinger Bilanz von 30 unfallfreien Jahren sei eine sehr erfreuliche, so Strofus, die nicht zuletzt aufgrund der umfassenden und guten Ausbildung zustande komme. „Wir richten einen positiven Blick in die Zukunft und wollen wir auch weiterhin ein verlässlicher Partner sein“, sagt er abschließend.
Zwischen jedem Redebeitrag wird gesungen, für die musikalische Begleitung sorgen Lydia Markl an der Ziehharmonika und Karl Blum an der Gitarre.
Bergwacht-Landesleiter Armin Guttenberger schließt sich den Ausführungen seines Vorredners an und wirft einen lobenden Blick auf Kameradschaft und den Zusammenhalt der Mitglieder, ohne die die anspruchsvolle Arbeit der Bergwacht nicht zu leisten wäre.
„Wir sind rund ums Jahr im Einsatz, das ist eine Leistung, die ihresgleichen sucht“, so Guttenberger.
DRK Kreisverbandspräsident Peter Hofelich zeigt sich stolz über das breite Leistungsspektrum, das der mittelgroße Göppinger Kreisverband abdeckt. „Ein Riesenkompliment zum Jubiläum der Bergwacht, die einen ganz wesentlichen Teil innerhalb der DRK-Familie ausmacht“.
Die gesellschaftlichen Veränderungen führten laut Hofelich dazu, dass die Verletzlichkeit der Zivilisation weiter zunehme. „Hinzu kommt ein soziologischer Wandel und eine Zunahme des Gefahrenpotentials in Risikosportarten“, gibt er zu bedenken.
Göppingens Oberbürgermeister Guido Till feierte in seiner Ansprache das Wertefundament und die Nächstenliebe, für die die Bergwacht stehe. „Es gilt, weiter Kinder und Jugendliche für das Ehrenamt zu begeistern, denn die Bergwacht ist ein kleines, aber ganz wichtiges Rädchen im Gesamtsystem“, so Till und wünschte der Bergwacht auch für die Zukunft alles Gute.
In Gestalt von Staatssekretär Wilfried Klenk machte auch die Landesregierung ihre Aufwartung.
„Wir sehen einen jährlichen Anstieg der Einsätze“, beschreibt Klenk gegenwärtige Entwicklungen. Als ehemaliger Einsatzleiter einer Rettungsstelle und seinen eigenen 45 Jahren im Ehrenamt kennt er die Rahmenbedingungen, die schwieriger werden.
„Die Respektlosigkeit vieler Menschen zeigt sich auch im Umgang mit Rettungsdiensten und Polizeibeamten“. Berg- und Wasserwacht böten einen guten Bevölkerungsschutz, den es zu bewahren gelte. „Wir dürfen uns nicht zurücklehnen“, sagt er mit Blick auf das Rettungssystem in Deutschland, das auf dem Ehrenamt fußt und auf europäischer Ebene einzigartig ist.
Kreisbrandmeister Michael Reick sieht in der Bergwacht einen befreundeten Partner, der für eine gute Vernetzung mit der Feuerwehr steht. „Wenn wir bedenken, dass derzeit in unserer Region die dritthöchste Eisenbahnbrücke Deutschlands gebaut wird, sehen wir, dass wir insgesamt viele Spezialisten im Ehrenamt brauchen, um entsprechend reagieren zu können“, betont er die Wichtigkeit der Bergwacht.
Bergwacht-Bundesleiter Klemens Reindl vervollständigte den Reigen der Festredner.
„Die Bergwacht kann auf eine lange Geschichte und tiefe Wurzeln zurückgreifen“, sagt er.
Da die Schwäbische Alb eine zunehmende Bedeutung in der Freizeitgestaltung vieler Menschen bekäme, gelte es, schnelle Hilfe anzubieten.
„Wir erledigen teils hoch anspruchsvolle Aufgaben, die einen wichtigen Pfeiler im Bevölkerungsschutz innerhalb des DRK-Komplexes darstellen“, so Reindl.
Er warf in seinen Ausführungen einen kritischen Blick auf die zunehmende Bürokratie, die auch vor dem Ehrenamt nicht haltmache und gab zu bedenken, „dass wir Rettungsfachleute und keine Verwaltungsfachleute sind“.
Er sieht in der Bergwacht eine moderne, lebendige und bestens qualifizierte Gemeinschaft innerhalb des DRK. „Wir verfügen über Talente, die wir künftig noch besser vernetzen und verzahnen können“, erklärt er mit Blick in die Zukunft.
PM DRK Göppingen