Polizeipräsidium Ulm – Erfreuliche Bilanz der Verkehrssicherheit 2017 in der Region: Deutlicher Rückgang der Verkehrstoten sowie Rückgang der Verletzten.

Der Wermutstropfen: Erneuter Anstieg bei Kleinstunfällen.

Die Ulmer Polizei zieht eine positive Bilanz zum Thema Verkehrsunfälle in der Region. Sie sieht darin  ihr Konzept bestätigt. Dennoch beklagt sie Ablenkung und Rücksichtslosigkeit am Steuer – diese hinterlassen  Spuren in der Unfallbilanz. Das Rezept des Polizeipräsidiums Ulm: Die Polizei steuert dieser Entwicklung mit gezielter Aufklärungsarbeit und hohem Kontrolldruck entschieden entgegen.

Die positive Entwicklung der Unfallzahlen für den Bereich des Polizeipräsidiums Ulm, die Landkreise Alb-Donau, Biberach, Göppingen und Heidenheim sowie die Stadt Ulm, zieht sich nahezu durch  die ganze Statistik. „Weniger Menschen sind verunglückt, damit haben die Anstrengungen der Polizei Früchte getragen“, sagte Polizeivizepräsident Reinhold Hepp am Montag bei der Präsentation des Verkehrssicherheitslagebilds des Polizeipräsidiums Ulm.

Die gute Nachricht: Weniger Verletzte auf den Straßen Die Zahl der Verunglückten war in den beiden Jahren zuvor angestiegen. Jetzt ist

2017  bei den Verletzten im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang um 65 Personen von 3.949 auf 3.884 Personen zu verzeichnen, das bedeutet eine Verringerung um 2 Prozent. Gleichzeitig reduzierte sich 2017 die Zahl der Verkehrsunfälle, bei denen Menschen zu Schaden kamen, um 19 Unfälle auf 2.904 Unfälle, was einen Rückgang um 1 Prozent bedeutet.

Das ist umso erfreulicher, als die Zahl der Verkehrsunfälle insgesamt im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr um 1.296 Unfälle auf 23.816 anstieg, eine Zunahme um 6 Prozent. Dieser Anstieg ist vor allem auf die Zunahme der Unfälle mit Sachschaden zurückzuführen. Diese Unfälle stiegen um 1.315 auf 20.912 und damit um 7 Prozent. Etwas mehr als die Hälfte davon sind so genannte Kleinstunfälle, bei denen keine oder nur eine geringfügige Ordnungswidrigkeit zugrunde liegt. Den Anstieg dieser Sachschadensunfälle um 955 auf 13.438 Unfälle (7,5 Prozent), schreibt die Polizei beispielsweise auch der gestiegenen Zahl von Baustellen und Staubildungen mit dem erhöhten Risiko von Auffahrunfällen zu. So waren zum Beispiel auf der A8 mit zahlreichen Baustellen fast ein Viertel mehr Kleinstunfälle zu verzeichnen.

Entsprechend der Zunahme von Kleinstunfällen stieg auch der Gesamtschaden aller Verkehrsunfälle an: um 4,4 Millionen auf jetzt 56 Millionen Euro (+8,5 Prozent).

 

   Das Ziel der Polizei: Mehr Sicherheit

„Angesichts der Unfallzahlen der vergangenen Jahre sowie mit Blick auf die Unfallbilanz 2017 werden wir weiter konsequent gegen die Ursachen der schweren Verkehrsunfälle vorgehen“, sagte Hepp. Das Mittel dazu: „Wir werden den Kontrolldruck erhöhen und vorbeugende Verkehrssicherheitsarbeit fortsetzen. Das haben wir uns als Polizei für 2018 ins Stammbuch geschrieben. Die aktuelle Unfallbilanz zeigt, dass die Ulmer Polizei mit ihren Maßnahmen richtig lag“, betonte Hepp. Denn die Zahl der Getöteten sank 2017 im Vergleich zu 2016, entgegen dem Trend in Baden-Württemberg, von 47 auf jetzt 41 Personen. Das bedeutet für das Präsidium Ulm einen Rückgang um 6 Getötete und somit 13 Prozent. Mit 858 blieb in diesem Zeitraum die Zahl der Schwerverletzten nahezu unverändert (Anstieg um 4 Verletzte bzw. 0,5 Prozent), während die Zahl der Leichtverletzten um 63 auf jetzt 2.985 verletzte Personen zurückging (Rückgang 2 Prozent).

 

   Unfallursachen konsequent bekämpfen

„Unfallträchtige Strecken überwachen, gefährdete Gruppen im Auge behalten und Faktoren, die Unfälle begünstigen reduzieren – das liegt uns am Herzen“, pflichtete Polizeidirektor Manfred Bayer, Leiter der Verkehrspolizeidirektion, bei. So wird Monat für Monat analysiert, wo sich schwere Verkehrsunfälle ereignen. Dort wird sofort mit gezielten Maßnahmen gegen die typischen Ursachen vorgegangen. Ein Beispiel dafür sind etwa Geschwindigkeitskontrollen. Der Grund: Ein Viertel aller tödlichen Unfälle werden durch zu schnelles Fahren verursacht.

 

   75.000 Verfahren gegen Raser  – Eine Zahl dokumentiert das Risiko

Fast 75.000 Verwarnungen und Anzeigen wegen zu schnellen Fahrens und rund 7.200 Verstöße gegen die Gurt- bzw. Kinderssicherungspflicht im Jahr 2017 dokumentieren den immer noch vorhandenen Leichtsinn unter manchen Verkehrsteilnehmern, die unbedacht schwerer Folgen für sich und andere in Kauf nehmen. Erfreulich stimmt hingegen die Entwicklung bei den Fahrern von motorisierten Zweirädern; die festgestellten Verstöße wegen Fahrens  ohne Helm liegt mit 33 auf dem niedrigsten Wert seit 2014. „Hier scheint sich die Vernunft durchzusetzen“, mutmaßt Bayer.

 

   Gefahrenherd Mobiltelefon

Wenig Vernunft hingegen zeigt sich bei der unerlaubten Handynutzung im Verkehr: 4.719 Anzeigen musste die Polizei deshalb im Jahr 2017 fertigen, 1.083 mehr als im Vorjahr (+30 Prozent). „Das erschreckt uns deshalb, weil  trotz höherem Bußgeld und verstärkter Aufklärung immer noch keine Verhaltensänderung festzustellen ist“, so Bayer weiter. Denn die Nutzung des Handys lässt sich nach Unfällen als Ursache zwar selten belegen, bei der Betrachtung der Ursachen der tödlichen Unfälle fällt aber eines auf: Bei neun der 36 tödlichen Unfälle (25 Prozent) kam der Unfallverursacher aus unbekannten Gründen auf die Fahrspur des Gegenverkehrs. Gerade das deutet auf „Ablenkung“ als Unfallursache hin – sei es  durch Handy, Radio, oder Navi. Wenn sich dies bestätigen ließe, wären nach Einschätzung der Polizei die Hälfte der tödlich verlaufenen Verkehrsunfälle auf zu schnelles Fahren und Ablenkung zurückzuführen. „Deshalb sehen wir uns auf dem richtigen Weg, wenn wir diese Kontrollen weiter intensivieren,“ kündigt Bayer an.

 

   Keine Chance für Alkoholfahrer

Dazu gehörten auch Alkoholkontrollen, die nach Einschätzung der Polizei ebenso wie die ständige gezielte Vorbeugung zu einem weiteren Rückgang der Unfälle unter Alkoholeinfluss geführt haben. In der vergangenen Dekade hat sich deren Zahl fast stetig um ein Drittel von

530 Unfällen auf jetzt 365 Unfälle reduziert (-165 Unfälle). Trotzdem ereignet sich noch immer im Schnitt jeden Tag ein Verkehrsunfall, bei dem Alkohol im Spiel ist. „Ich bin davon überzeugt – wir können die Zahlen weiter reduzieren“, so Bayer. Und weiter: „wir werden weiter konsequent kontrollieren. Denn gerade die Alkoholunfälle haben oft schwere Folgen.“ 36 Prozent der Alkoholunfälle, so die Statistik, führten 2017 zu Unfällen mit Verletzten oder Getöteten.

 

   Die Ursachen gezielt bekämpfen

Erfreulich ist, dass sich der Rückgang der Unfallzahlen auf fast alle Arten der Verkehrsteilnehmer erstreckt. „Die Zielgruppen der jungen Fahrer und der Senioren standen in den vergangenen Jahren besonders im Fokus unserer Präventionsarbeit“, sagte Hepp. Die von diesen Personengruppen verursachten Unfälle mit Personenschaden sanken bei jungen Fahrern um 60  (-10%) auf 536 Unfälle.  Bei den Senioren sank diese Zahl um 27 (-7 Prozent) auf 376 Unfälle. Entgegen dem Landestrend sank auch die Zahl der durch  Kraftradfahrer verursachten Unfälle mit Personenschaden, wenn auch nur leicht um 2 auf 225 Fahrer und damit um -1 Prozent. „Mit öffentlichkeitswirksamen Kontrollen zum Saisonbeginn machen wir die Motorradfahrer auf die Gefahren aufmerksam. Wir sensibilisieren gleichzeitig die anderen Fahrer, denn auch sie laufen Gefahr, Unfälle  mit Kraftradfahrern zu verursachen, weil deren schmale Silhouette schwer zu erkennen ist.

Der Hinweis auf die Gefahren, denen Motoradfahrer durch andere Verkehrsteilnehmer ausgesetzt sind, ist uns sehr wichtig“, stellt Hepp die Maßnahmen der Polizei zum Schutz der Fahrer motorisierter Zweiräder heraus.  „Wir müssen aber auch noch intensiver für Fahrsicherheitstrainings werben, gemeinsam mit unseren Partnern“

sagte Hepp. Denn von den 523 Unfällen, an denen Motorradfahrer beteiligte waren, waren sie in 144 Fällen allein beteiligt (28 Prozent).

 

   Pedelec-Unfälle: Die Zahlen steigen weiter

Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Radlern und Pedelec-Fahrern liegt zum dritten Mal in Folge bei 682. Deutlich beobachtet die Polizei eine Steigerung der beteiligten Pedelec-Fahrer, zuletzt von 72 auf 86

(+14 Prozent). Diese Steigerung scheint am ehesten darauf zurückzuführen zu sein, dass die Zahl der Pedelecs derzeit noch immer stark steigt. Aufgrund der deutlich höheren Durchschnittsgeschwindigkeiten dieser Fahrzeuge mit Elektrounterstützung haben sie nach Einschätzung der Polizei aber auch ein höheres Risikopotenzial.  So erfordern höhere Geschwindigkeiten ein anderes, angepasstes Fahrverhalten: mehr Vorausschau und Konzentration sowie zeitigeres Bremsen. Und vor allem einen Helm. Mehr als die Hälfte der Pedelec-Fahrer (46 Fahrer, 54 Prozent) hat die Unfälle selbst verursacht.

 

   Die Lkw-Lawine fordert vermehrt Unfallopfer

Auffällig sei, so Hepp, die deutliche Zunahme der Verkehrsunfälle mit Lastwagen. Im Vergleich zum Vorjahr seien 2017 die Unfälle mit diesen Fahrzeugen um 139 auf 1270 Unfälle (12 Prozent) gestiegen. Das zeige die deutliche Verlagerung der Gütertransporte auf die Straße.

Bei gleichzeitigem Anstieg der Zahl der zugelassenen gesamten Fahrzeuge um 2,3 Prozent  auf 680.389 Fahrzeuge nimmt die Verkehrsdichte weiter zu und steigt auch das Unfallrisiko.

 

   Unfallflucht breitet sich aus

Nicht erklären lässt sich hingegen die stets steigende Zahl der Fälle von Unfallflucht. Deren Zahl stieg um 255 auf 5.099 Fälle – also um 5 Prozent. „Mittlerweile flüchtet jeder Fünfte nach einem Unfall. Das ist unsozial, verwerflich und nicht akzeptabel“, sagt Bayer. Innerhalb von zehn Jahren ist die Zahl fast kontinuierlich von

3.762 um rund 36 Prozent gestiegen. „Immer mehr flüchten, aber auch immer mehr werden ermittelt“, weiß Bayer. Die Polizei habe auch die Zahl der aufgeklärten Fälle gesteigert und so ihre Aufklärungsquote bei einem Drittel der Fälle (33 Prozent) gehalten. Höher noch sei die Aufklärungsquote bei Unfällen, bei denen Menschen verunglückten. Fast die Hälfte die Fälle (48 Prozent) klärten die Ermittler der Polizei auf. „Das Risiko, nach einer Unfallflucht erwischt zu werden, ist mittlerweile sehr hoch. Das muss jeder wissen, der in einen Unfall verwickelt ist“, mahnt Bayer. Er appelliert an die Unfallbeteiligten, sich ihrer Verantwortung als Verursacher zu stellen. Meist sei dann nur ein Verwarnungsgeld fällig. Nach einer Flucht aber drohen eine Strafanzeige, eine Geld- oder Freiheitsstrafe und der Führerscheinentzug.

 

   Mit langem Atem gegen Unfallgefahren

„Das Polizeipräsidium Ulm ist der Garant für die Sicherheit in der Region – auch der Sicherheit im Straßenverkehr. Angesichts der wachsenden  Aufgaben, die wir mit einer knappen Personaldecke zu erledigen haben, ist es wichtig, dass wir Schwerpunkte setzen und das Übel des Unfallgeschehens an  den Ursachen anpacken“, erklärte Hepp am Ende des Pressegesprächs. „Eines steht fest: Wir lassen nicht locker und die Zahlen zeigen, dass wir mit den Maßnahmen zur Bekämpfung schwerer Verkehrsunfälle auf dem richtigen Weg sind. Sie verdeutlichen einmal mehr den hoch motivierten Einsatz der Polizeikräfte „sowie der Partner der Verkehrssicherheit“, so Hepp weiter. Er fasst zusammen: „An dieser Strategie halten wir auch 2018 fest mit folgendem Fünf-Punkte- Programm: Erstens: Wir schaffen hohen Kontrolldruck gegen Raser Zweitens: Wir gehen konsequent gegen Alkohol im Straßenverkehr vor Drittens: Wir verfolgen unerlaubte Handynutzung Viertens: Wir verstärken unsere Kontrollen im Schwerlastverkehr Fünftens: Wir leisten wirksame Aufklärungsarbeit bei Kindern, jungen Fahrern und Senioren sowie Motorradfahrern.“

 

   Unabhängige Auszeichnung für Exzellenz der Ulmer Polizei

„Wir halten damit fest an dem Ziel, den Menschen in der Region Sicherheit auch im Verkehrsgeschehen zu geben“, schloss Hepp. Der Ulmer Polizeivizepräsident verweist dabei zudem auf die im vergangenen Jahr erfolgte Zertifizierung des Polizeipräsidiums Ulm durch externe Gutachter der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ). Die Ulmer Polizei arbeitet mit einem weit entwickelten Qualitätsmanagementsystem. Der kontinuierliche Verbesserungsprozess im Bereich der Verkehrssicherheit zeigt sich unter anderem in der schnelleren Beseitigung von örtlichen Unfallgefahren sowie der Bündelung von Ermittlungskompetenz der Polizei bei tödlichen Verkehrsunfällen. Die unabhängigen Gutachter verliehen dem Polizeipräsidium die Auszeichnung „Recognized for Excellence“ mit vier Sternen.

PM

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