Erneut sind die Beschäftigten der Telekom in Baden-Württemberg in Unruhe versetzt. Sie mussten aus der unternehmensinternen Kommunikation erfahren, dass der Konzern Deutsche Telekom sich einmal mehr mit Unternehmensteilen aus dem Land zurückziehen will. Von der neusten Schließungswelle sind alleine in im Südwesten rund 1.100 Arbeitsplätze bedroht.
ver.di weist die Pläne zur Umorganisation der Standorte des Technischen Service (DTTS) der Deutschen Telekom als „vollkommen unverantwortlich“ zurück und fordert das Unternehmen auf, erneut in Verhandlungen über ein sozialverträgliches Konzept einzusteigen.
„Die geplanten Standortmaßnahmen bedeuten für die Beschäftigten und ihre Familien einen unzumutbaren Kahlschlag, der im Ergebnis zu einem nicht nachvollziehbaren Rückzug von Arbeitsplätzen aus der Fläche führen würde“, kritisierte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von DTTS, Frank Sauerland. „Die geplanten Standortmaßnahmen gefährden die Qualität des technischen Kundenservice und stellen das Erreichen wichtiger Unternehmensziele wie zum Beispiel den geplanten Netzausbau der Telekom in Frage.“
DTTS ist der Technikdienstleister der Deutschen Telekom. Dort befassen sich bundesweit rund 19.000 Beschäftigte mit technischen Serviceleistungen. Vom drohenden Kahlschlag, bei dem die Standorte bis Ende 2017 von 153 auf bis zu 18 zusammengestrichen werden sollen, wären direkt und indirekt bis zu 10.000 Beschäftigte des Innendienstes erfasst. Den Betroffenen drohen künftig deutliche längere Wegezeiten zur Arbeit, die für mehrere Tausend Beschäftigte auch deutlich mehr als ein und auch über zwei Stunden einfache Fahrtstrecke betragen können.
In Baden-Württemberg soll nur noch in Stuttgart und Karlsruhe ein DTTS-Innendienst-Standort übrig bleiben und somit elf Standorte geschlossen werden. Dies sind die Standorte Freiburg, Ravensburg, Schwäbisch Hall, Heilbronn, Heidelberg, Ulm, Rottweil, Reutlingen, Mannheim, Konstanz und Buchen.
„Das ist ein weiterer Personalabbau über die Hintertür“, so der für die Telekom zuständige ver.di Landesfachbereichsleiter Joachim Reiter. Nach den massiven Standortschließungen der letzten Jahren im Bereich des Privatkundenvertriebes Deutsche Telekom Kundenservice – DTKS, den Standortschließungen im Bereich des Geschäftskundenvertriebes Vertrieb Service Deutschland – VSD und den – „sozusagen noch warmen“ – Standortschließungen der Vivento Customer Services – VCS, bei dem die Umsetzung noch nicht einmal richtig begonnen hat, schlägt diese neue Botschaft bei den Beschäftigten „wie eine Bombe ein“. Zusätzlich belastend wirkt sich aus, dass sich Beschäftigte bei den bisherigen Standortschließungen DTKS, VSD und VCS in den Unternehmensbereich der DTTS verändert haben und jetzt erneut betroffen sind.
ver.di fordert stattdessen eine deutlich höhere Anzahl von Standorten, ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Abmilderung der Folgen des Umbaus sowie Standortgarantien und Schutzregelungen.
„Wir werden es nicht kampflos hinnehmen, wenn der Konzern Tausende von Beschäftigten infolge eines untauglichen Standortkonzepts gleichsam auf die Straße schickt und damit ihrer Freizeit und Erholungszeit beraubt“, so Joachim Reiter. Dieses Verhalten ist aus Sicht von ver.di und allen Beschäftigten „unsozial, familienfeindlich, frauenfeindlich, umweltfeindlich und den Betroffenen gegenüber unehrlich“. Protestmaßnahmen gegen die Verlagerungen sind in den kommenden Tagen und Wochen geplant.
Die Beschäftigten in Freiburg protestieren am 26.06.2015 um 12:15 Uhr mit einer Aktion in der Linnéstr. 7, Freiburg gegen den drohenden Verlust ihrer wohnortnahen Arbeitsplätze.
PM