ver.di begrüßt die Initiative des Kultusministeriums, für die Rhythmisierung des Ganztagsbetriebes an Schulen einen Qualitätsrahmen zu schaffen, befürchtet aber, dass dadurch die Zahl der Anträge zurückgeht. In einem Schreiben an Ministerin Susanne Eisenmann fordert die Gewerkschaft außerdem verbindliche Standards für alle Ganztagsschulen. Die nun vom Kultusministerium geplanten Qualitätsstandards sollen nur an den 33 gebundenen Ganztagsschulen gelten. Damit bleiben die 365 Grundschulen mit Ganztagsbetrieb in Wahlform sowie natürlich auch alle weiteren Schulen mit Ganztagsangeboten und deren jeweiliges Personal außen vor.
„Die von den Kommunen sowie freien und kirchlichen Trägern gestellten pädagogischen Fachkräfte leisten einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen des rhythmisierten Ganztags an den Schulen im Land. Sie brauchen dringend verbindliche Rahmenbedingungen, damit diese Ganztagskonzepte mit guter Qualität umgesetzt werden können“, so Hanna Binder, stellvertretende Landesbezirksleiterin von ver.di Baden-Württemberg: „Wenn schon der Unterrichtsausfall an den Schulen im Land ein ungelöstes Problem bleibt, ist es umso wichtiger, dass die Qualität im Ganztagsprogramm gesichert wird. Dazu gehören zwingend auch Personalstandards.“
Denn Ganztagsschule heißt nicht „den ganzen Tag Schule“, sondern gerade auch die Ausgeglichenheit von Unterricht, sozialpädagogischen Angeboten und Freizeit- sowie Ruhephasen. Hier werden Regelungen bezüglich der Fachkraft-Kind-Relation benötigt, des ausschließlichen Einsatzes von Fachkräften im Elementarbereich, ausreichend geeigneter Räume und auch Standards für die Mittagessenssituation.
Der ver.di Landesfachgruppenvorstand Sozial-, Kinder- und Jugendhilfe fordert einen verbindlichen Betreuungsschlüssel bei den sozialpädagogischen Angeboten in der Grundschule und befürwortet eine dahingehende Harmonisierung von Klassen- und außerunterrichtlicher Gruppengröße.
Hansi Weber, Vorsitzende der ver.di Landesfachgruppe Sozial-, Kinder- und Jugendhilfe: „Damit die Eltern ihre Kinder mit einem guten Gefühl in der Ganztagsschule anmelden können, ist die qualitative Ausstattung auch im pädagogischen Angebot unerlässlich. Wenn diese Qualität stimmt, profitieren alle: Eltern, Kinder und die Gesellschaft.“
Außerdem müsse, so Binder, die Konzeption von Lehr- und pädagogischen Fachkräften gemeinsam auf Augenhöhe entworfen und weiterentwickelt werden. Hier gebe es noch einigen Regelungsbedarf. Dass die Angebote von außerschulischen Partnern, wie Vereinen, Kirchen und anderen zentraler verwaltet werden sollen, hält ver.di unter der Prämisse, auch die Qualität dieser Angebote sicher zu stellen, ebenfalls für sinnvoll. Denkbar wäre auch die Koordination dieser Angebote bei den pädagogischen Fachkräften zu verorten.
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg