ver.di ruft ab Dienstag in Baden-Württemberg bei T-System zum ersten Mal in der laufenden Gehaltstarifrunde zu Warnstreiks auf. Morgen werden zunächst Beschäftigte an den Standorten Mannheim und Karlsruhe mehrstündig die Arbeit niederlegen, weitere Standorte werden im Laufe der Woche in die Warnstreiks einbezogen. Grund für die Streiks ist die Verzögerung der Verhandlungen durch das Unternehmen. In drei Verhandlungsrunden hat der Arbeitgeber bislang kein Angebot vorgelegt, und ein Termin für die vierte Verhandlungsrunde steht in den Sternen.
Christine Muhr, zuständig für T-Systems bei ver.di Baden-Württemberg: „Drei Runden ohne Ergebnis und ohne neuen Termin und jetzt eine Umstrukturierung, die keinen Stein auf dem anderen lässt. Die Kolleginnen und Kollegen sind wie vor den Kopf gestoßen. So geht man mit seinen Beschäftigten nicht um.“
Die Gewerkschaft ver.di fordert für die rund 11.000 tarifgebundenen Beschäftigten eine Entgelterhöhung von 5,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Tarifverhandlungen waren Anfang April in Bonn begonnen worden. Die Warnstreiks stehen bundesweit unter dem Motto „so nicht, Herr Al-Saleh!“. Damit wollen die Streikenden deutlich machen, was sie vom harten Sparkurs des neuen Geschäftsführers der T-Systems International, Adel Al-Saleh, halten.
In Karlsruhe wird es morgen eine kleine öffentliche Aktion der Streikenden um 12 Uhr im Bürgerzentrum Südwerk in der Henriette-Obermüller-Straße 10 geben.
ver.di kritisiert außerdem den geplanten Kahlschlag bei der T-Systems scharf. „Statt eine zukunftsfeste Neuausrichtung in Angriff zu nehmen, soll es ein einfallsloses Sparprogramm, einen Standortkahlschlag und eine massive Arbeitsplatzvernichtung geben. Für uns steht fest: Dafür reicht ver.di nicht die Hand“, sagte der IT-Bundesfachgruppenleiter der Gewerkschaft, Michael Jäkel. “Die geplanten Maßnahmen sind unverantwortlich und gefährden das gesamte Geschäft der T-Systems.“
In mehreren Runden hatte ver.di gemeinsam mit betrieblichen Arbeitnehmervertretern versucht, den Arbeitgeber von seinen Ideen abzubringen und tragfähige Antworten zu finden. Doch diese Gespräche wurden nun ohne Ergebnis beendet.
„Das neue T-Systems-Management ist offensichtlich nicht in der Lage oder nicht willens, tragfähige und ausgewogene Lösungen zu finden“, so Jäkel weiter. Stattdessen plane der Arbeitgeber eine starke Verlagerung der Geschäftstätigkeit in Offshore-Länder wie zum Beispiel Indien und einen massiven Personalabbau. Weltweit sollten 10.500 Stellen wegfallen, davon allein in Deutschland 6.000, und zwar gestaffelt bis Ende 2020. Unter dem Motto „Sicherheit im Umbruch“ werde ver.di nun den Fokus auf den Schutz der Beschäftigten richten. Angesichts der Arbeitgeberpläne erhalte der am 31. Dezember 2018 auslaufende Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen einen neuen Stellenwert. Jäkel: „Gegen betriebsbedingte Kündigungen werden wir uns massiv zur Wehr setzen.“
In Baden-Württemberg betrifft die Tarifrunde und die Umstrukturierung rund 2.600 Beschäftigte an zehn Standorten (Weingarten, Ulm, Göppingen, Leinfelden, Stuttgart, Karlsruhe, Offenburg, Freiburg, Mannheim, Schwäbisch Hall).
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg