Im Tarifkonflikt der Tageszeitungsredakteurinnen und Redakteure beginnt heute die zweite bundesweite Warnstreikwelle. In Baden-Württemberg sind es Redakteure der Gemeinschaftsredaktion von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten, der Esslinger Zeitung, des Schwarzwälder Bote, der Südwest Presse Ulm und der Heilbronner Stimme, die heute und am Wochenende mit Arbeitsniederlegungen auf das „provozierend niedrige Arbeitgeberangebot“ reagieren. Am kommenden Montag, wenn in Frankfurt/Main die Verhandlungen in die vierte Runde gehen, treten weitere Redaktionen in den Streik.
In einer Solidaritätsadresse ordnet der baden-württembergische DGB-Landesvorsitzende Martin Kunzmann, der heute Mittag gegen 11:15 Uhr auch in Stuttgart zu den Streikenden reden wird, die Tarifauseinandersetzung ein: „Redakteurinnen und Redakteure sind seit Jahren von der allgemeinen Lohnentwicklung abgekoppelt. In den bisherigen Verhandlungsrunden wollten die Verleger die Beschäftigten auf schäbige Art und Weise abspeisen. So wird ein anspruchsvoller und für die Gesellschaft wichtiger Beruf immer weiter entwertet. Eine anständige Bezahlung, Wertschätzung durch den Arbeitgeber und sichere Arbeitsplätze sind aber die Basis für gute Arbeit. Für immer mehr Redakteurinnen und Redakteure bricht diese Basis weg. Doch ihre Arbeit trägt mit dazu bei, unsere Demokratie lebendig zu erhalten. Sachliche, fundierte Informationen schützen uns vor Populismus, fake news und auch vor Public Relations, die als Information daherkommen, aber in Wahrheit nur eine bezahlte Botschaft sind.“
Die Journalistengewerkschaften haben eine Tariferhöhung von 4,5 Prozent rückwirkend zum Jahresbeginn gefordert – mindestens aber 200 Euro, um den Redakteursberuf auch für jüngere Kollegen attraktiv zu halten. Die Arbeitgeber hatten dagegen erst für die zweite Jahreshälfte eine erste Erhöhung von 1,3 Prozent in Aussicht gestellt und wollen innerhalb von zweieinhalb Jahren lediglich eine Gesamt-Tariferhöhung von 2,6 Prozent gewähren.
Begleitend zu den Streiks planen die Gewerkschaften heute in Stuttgart eine Kundgebung auf dem Schlossplatz (Beginn 11 Uhr) und einen Infostand für die Leserinnen und Leser in Heilbronn. Am Montag werden bis zu 300 Journalistinnen und Journalisten zu einer zentralen Streikzusammenkunft im Stuttgarter DGB-Haus erwartet. Dort wird dann unter anderem der baden-württembergische ver.di-Landesbezirksleiter Martin Gross zu den Streikenden sprechen.
PM