ver.di ruft die Beschäftigten der Uniklinik Heidelberg heute Nachmittag um 14:15 Uhr zu einer Protestkundgebung vor dem Aufsichtsrat auf. Die Kundgebung findet statt, den zeitgleich geplanten zweitägigen Warnstreik hatte die Gewerkschaft aufgrund der Grippewelle in der Region und des hohen Krankenstandes bei den Beschäftigten auf den 22. und 23.März verschoben. Am Donnerstag und Freitag ruft ver.di die Beschäftigten am Standort Ulm zum Warnstreik auf.
Aktuell müssen viele Mitarbeiterinnen in Heidelberg unter Bedingungen arbeiten, die einer Notbesetzung gleichen.
„In dieser Ausnahmesituation hätte der Arbeitgeber die Chance gehabt zu zeigen, dass ihm an einem echten Ausfallmanagement zur dringend notwendigen Entlastung der Beschäftigten gelegen ist. Aber er hat stattdessen sofort das Programm mit geplanten Eingriffen hochgefahren, nachdem wir die Verschiebung des Streiks bekannt gegeben hatten“, so die Gewerkschaftssekretärin Monika Neuner: „Das macht die Beschäftigten sehr wütend.“
ver.di Landesbezirksleiter Martin Gross sagte dazu nach einem Treffen mit Beschäftigten am gestrigen Montag in Heidelberg: „Die Arbeitgeber erwarten von uns Fairness und spielen selber Foul.“
Monika Neuner ergänzt: „Nicht der Streik gefährdet Patientinnen und Pflegekräfte, sondern längst der Normalzustand auf Station. Jeder Tag, an dem Beschäftigte auch unter Gefährdung Ihrer eigenen Gesundheit in Unterbesetzung Patienten versorgen müssen, ist ein Tag zu viel. Daher machen sich die Beschäftigten für eine tarifvertragliche Regelung stark, die durch verbindliche Mindestbesetzung und ein Konsequenzenmanagement echte Entlastung bringt.“
Zur Kundgebung, die nun in der Freizeit der Beschäftigten stattfindet, erwartet ver.di rund 100-200 Beschäftigte. Neben Mitgliedern der ver.di-Verhandlungskommission melden sich auch Beschäftigte zu Wort.
Die Kundgebung ist um 14:15 Uhr vor der Aufsichtsratssitzung (Verwaltungsgebäude, Im Neuenheimer Feld 672)
Am Standort Ulm finden die Warnstreiks Ende dieser Woche wie angekündigt statt.
„Mit seiner Personalpolitik am Uniklinikum Ulm sägt der Klinikvorstand selbst am Ast für eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung“, kommentiert die Ulmer ver.di Geschäftsführerin Maria Winkler die dortigen öffentlichen Verlautbarungen des ärztlichen Direktors zur Grippewelle: „Die Personaldecke am Klinikum ist derart auf Kante genäht, dass bereits ein Husten zum Kollaps führt.“
ver.di berücksichtigt bei Arbeitskämpfen in sensiblen Einrichtungen wie Krankenhäusern selbstverständlich das Patientenwohl, sowohl durch rechtzeitige Ankündigung der Streiks als auch durch eine ausreichende Notbesetzung. Am letzten Warnstreiktag in Ulm war die von ver.di zur Verfügung gestellte Notbesetzung stärker als an manchen „normalen“ Tagen an der Uniklinik, verweist Maria Winkler auf den 25. Januar 2018.
Warnstreik-Termine in Ulm:
Donnerstag, 15.03.2018
10.00 Uhr Kliniken am Michelsberg (Eingang Kinderklinik)
Aktion: Streikwurm mit anschließendem Demonstrationszug zum Haus der Gewerkschaften am Weinhof 23 Freitag, 16.03.2018
12.30 Uhr Oberer Eselsberg (Haupteingang) – Kundgebung mit Martin Gross, ver.di Landesbezirksleiter als Hauptredner
14.00 – 17.00 Uhr Streiklokal im Haus der Gewerkschaften, Weinhof 23
Der Arbeitgeberverband der Uniklinika Baden-Württemberg hat beim Tarifgespräch mit ver.di über einen Tarifvertrag zur Mindestbesetzung und Konsequenzenmanagement – bei Unterschreitung der Besetzung – am vergangenen Freitag kein verbessertes Angebot unterbreitet. Die Arbeitgeber lehnen weiterhin ein verbindlich tarifiertes Ausfallmanagement kategorisch ab.
Für die vier baden-württembergischen Uniklinika in Ulm, Tübingen, Heidelberg und Freiburg gilt ein eigener Tarifvertrag mit dem Arbeitgeberverband Uniklinika, von dem rund 27.000 Beschäftigten an den vier Kliniken betroffen sind. Die Ärzte fallen unter den TV Ärzte, das wissenschaftliche Personal als Landesbeschäftigte unter die Tarifbestimmungen des Landes.
PM