Der Arbeitsmarkt zeigte sich im vergangenen Jahr in ausgesprochen guter Verfassung und zeichnete sich durch viel Bewegung aus. Die Beschäftigung lag auf einem historischen Hoch, die Arbeitslosigkeit seit März unter den Vorjahreswerten. Auch Langzeitarbeitslose und schwerbehinderte Arbeitslose konnten von der Dynamik profitieren. Die Zahl der offenen Arbeitsstellen ist gestiegen.
Rückblick auf 2017
Im Bezirk der Agentur für Arbeit Göppingen, der die Landkreise Esslingen und Göppingen umfasst, zeigte sich der Arbeitsmarkt im vergangenen Jahr in ausgesprochen guter Verfassung und bot viele Chancen auf Beschäftigung. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist weiter gewachsen. Gleichzeitig bewegte sich am Arbeitsmarkt viel. Die Arbeitslosigkeit lag seit März unter den Werten des Vorjahres und zeichnete einen saisonal üblichen Verlauf. Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen war das ganze Jahr über ungebrochen hoch.
Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag 2017 mit 3,5 Prozent (Vorjahr: 3,7 Prozent) im Durchschnitt von Baden-Württemberg. Mit 15 342 Frauen und Männern, die im Jahresdurchschnitt arbeitslos gemeldet waren, waren es 429 Menschen weniger als im Jahr 2016. Das war ein Rückgang um 2,7 Prozent. Auf Landesebene ging die Arbeitslosigkeit um 6,0 Prozent zurück.
Die Arbeitslosigkeit bei unter 25-Jährigen sank mit minus 7,5 Prozent deutlich stärker als die Arbeitslosigkeit insgesamt. Die Quote lag mit 3,0 Prozent zwar unter der allgemeinen Arbeitslosigkeit, aber höher als in Baden-Württemberg (2,8 Prozent).
Die Zahl der Ausländer ist, überwiegend aufgrund der Zuwanderung, um 1,7 Prozent gestiegen. Die starke (flüchtlingsbedingte) Zunahme im Jahr 2016 hat sich für diesen Personenkreis damit deutlich abgeschwächt.
Bei Menschen über 50 Jahren ist die Arbeitslosigkeit um 1,9 Prozent gesunken.
Die Zahl der schwerbehinderten Arbeitslosen ging um 8,7 Prozent zurück. Besonders erfreulich ist, dass die Langzeitarbeitslosigkeit um 1,8 Prozent weiter zurückgegangen ist. Als langzeitarbeitslos gelten Personen, die seit einem Jahr und länger auf der Suche nach einem Arbeitsplatz sind.
Entwicklung in den beiden Landkreisen
Im Agenturbezirk Göppingen sind die Arbeitslosenzahlen in beiden Landkreisen gesunken.
Im Landkreis Esslingen sank die Zahl der arbeitslosen Menschen um 1,6 Prozent. Die Arbeitslosenquote lag bei 3,4 Prozent. Im Landkreis Göppingen sank die Arbeitslosigkeit um 4,8 Prozent. Die Arbeitslosenquote lag bei 3,7 Prozent. Die Spanne bei der Veränderung der Zahl der Arbeitslosen bei den Geschäftsstellen reichte von minus 0,2 Prozent bei der Geschäftsstelle Geislingen bis minus 6,2 Prozent bei der Geschäftsstelle Göppingen.
Entsprechend unterschiedlich fielen die Arbeitslosenquoten in den Geschäftsstellen der Agentur für Arbeit Göppingen aus. Die niedrigste Arbeitslosenquote verbuchte die Geschäftsstelle in Leinfelden-Echterdingen mit 2,9 Prozent, die höchste hatte mit 3,9 Prozent die Geschäftsstelle in Geislingen.
Viel Bewegung am Arbeitsmarkt
Arbeitslosigkeit ist kein fester Block, vielmehr bewegt sich auf dem Arbeitsmarkt viel. Seit Jahresbeginn gab es 53 858 Zugänge von Arbeitslosen; gegenüber dem Vorjahreszeitraum war das eine Zunahme um 993 Meldungen (plus 1,9 Prozent). Dem gegenüber standen 55 048 Abmeldungen von Arbeitslosen. Das war im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine Zunahme um 2 955 Abmeldungen (plus 5,7 Prozent).
Anstieg in der Arbeitslosenversicherung, Rückgang in der Grundsicherung
Bei den Personen, die von der Agentur für Arbeit Göppingen betreut werden und der Arbeitslosenversicherung (Sozialgesetzbuch III) angehören, ist die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt um 338 (plus 5,3 Prozent) auf 6 698 Personen gestiegen. Rund 600 Arbeitssuchende Personen bekamen, da sie vorher nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren, keine Leistungen der Agentur für Arbeit.
Bei den Menschen in der Grundsicherung (Sozialgesetzbuch II), die von den Jobcentern Landkreis Esslingen und Landkreis Göppingen betreut wurden, ist die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt um 767 Personen (minus 8,1 Prozent) gesunken. Ihre Zahl lag im Jahresdurchschnitt bei 8 644. Rund 56 Prozent aller Arbeitslosen waren in der Grundsicherung. Ein Grund für den deutlichen Rückgang in der Grundsicherung (Sozialgesetzbuch II) liegt in einer Gesetzesänderung. Die Betreuung von Personen, die gleichzeitig Arbeitslosengeld und Arbeitslosengeld II beziehen (sogenannte „Aufstocker“) ist ab dem 1. Januar 2017 von den Jobcentern auf die Agentur für Arbeit übergegangen. Infolge dessen hat die Zahl der Arbeitslosen in der Arbeitslosenversicherung (Sozialgesetzbuch III) zugenommen. Zum Jahresbeginn gab es im Bezirk etwa 500 Aufstocker. Vorjahresvergleiche sind deshalb nur eingeschränkt aussagefähig. Auf die Gesamtzahl der Arbeitslosen wirkte sich die Änderung nicht aus.
Befristete Arbeitsverhältnisse machen bisher im Vergleich zu den gesamten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen nur einen geringen Teil aus. Nur rund 2,5 % aller Arbeitsplätze sind zurzeit, vorrangig bei Zeitarbeitsfirmen zeitlich befristet. Besorgniserregend ist aber, dass zurzeit rund 50 % aller gemeldeten Stellen von Zeitarbeitsfirmen gemeldet werden. Eine Ausdehnung der befristeten Arbeitsverhältnisse ist also zu erwarten.
Wie sah die Nachfrage nach Arbeitskräften aus?
Im Jahresverlauf 2017 wurden insgesamt 37 968 Arbeitsstellen dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit und der beiden Jobcenter zur Besetzung neu gemeldet. Das waren 4 927 (plus 14,9 Prozent) mehr als im Vorjahr. Auf Landesebene lag das Plus bei 6,1 Prozent.
Der Bestand an gemeldeten Stellen lag im Jahresdurchschnitt bei 10 756, das sind 17,9 Prozent mehr als vor einem Jahr. Besonders gesucht waren Fachleute im Verarbeitenden Gewerbe, im Handel, im Gesundheits- und Sozialwesen, im Baugewerbe, im Bereich Verkehr und im Lager und in der Zeitarbeit.
Bei knapp 78 Prozent der Stellen werden Fachkräfte, Spezialisten und Experten gesucht. Die anderen 22 Prozent sind Stellen für An- und Ungelernte. Beschäftigungsaufbau setzt sich fort (Die Daten zur Beschäftigungssituation basieren auf Juni 2017)
Zum Juni 2017 waren 301 935 Männer und Frauen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 2,9 Prozent mehr als zum Vorjahresstichtag. Der Anstieg war mit plus 3,0 Prozent bei Frauen etwas höher als bei Männern mit plus 2,9 Prozent. Am stärksten ist mit einem Plus um 8,0 Prozent der Anstieg der Beschäftigung bei 55-Jährigen und Älteren. Bei Ausländern war der Beschäftigungsaufbau mit 7,1 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich hoch.
Mit einer Zunahme der Beschäftigung um 2,9 Prozent liegt der Agenturbezirk Göppingen über der von Baden-Württemberg, die bei plus 2,4 Prozent lag. Ein Beschäftigungsaufbau hat in nahezu allen Der Beschäftigungsaufbau hat mit Ausnahme des Bankensektors in allen Branchen stattgefunden: Im Verarbeitenden Gewerbe, bei Verkehr und Logistik, im Baubereich, bei Pflege, Gesundheit und Soziales, im Handel und im Gastgewerbe.
Arbeitsagentur investierte rund 55 Mio. Euro in die Integration von Menschen in Arbeit und Ausbildung
Bei einer Marktsituation, die durch strukturelle Arbeitslosigkeit (Mismatch) gekennzeichnet ist – Arbeitskräfte und Arbeitsstellen passen nicht optimal zusammen – müssen Vermittlungsansätze auf die einzelnen Personen abgestimmt werden. Die Agentur für Arbeit hat dafür einen Koffer an Instrumenten, die sie gezielt einsetzt, um Menschen wieder in Arbeit zu bringen. Dabei spielt die Qualifizierung eine tragende Rolle. Wer keinen beruflichen Abschluss hat, trägt ein deutlich größeres Risiko, arbeitslos zu werden und dies zu bleiben: Fast jeder zweite Arbeitslose hat keine abgeschlossene Berufsausbildung. Weiterbildungen mit Berufsabschluss erhöhen die Arbeitsmarktchancen für diese Personen deutlich.
Mit rund 55 Mio. Euro wurden erhebliche Mittel eingesetzt, um Arbeitslosigkeit zu vermeiden oder zu beenden. Um Arbeitsuchende und Arbeitslose im Suchprozess und bei der Aufnahme einer Tätigkeit zu unterstützen, investierte die Arbeitsagentur 7,7 Mio. Euro.
8,9 Mio. Euro flossen in die Qualifizierung und die Initiative zur Flankierung des Strukturwandels (IFlaS). Zusätzlich sicherte die Arbeitsagentur arbeitslosen Menschen während Qualifizierungen ihren Lebensunterhalt, indem sie Arbeitslosengeld weiterbezahlte. Dafür wurden weitere 8 Mio. Euro eingesetzt.
Mit 23,6 Mio. Euro unterstützte die Agentur die Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben und die Förderung schwerbehinderter Menschen.
Den Übergang von der Schule in den Beruf begleitete die Agentur – auch mit frühzeitigen, präventiven Ansätzen – mit dem finanziellen Einsatz von 6,5 Mio. Euro.
Ausgaben für Lohnersatzleistungen
Für die Versicherungsleistung Arbeitslosengeld wurden im vergangenen Jahr rund 74 Mio. Euro ausgegeben. Zusätzlich wurden rund 54 Mio. Euro an Sozialversicherungsbeiträgen gezahlt.
Ausblick auf 2018
Die Ausgangssituation für das Jahr 2018 ist erfreulich. Der Arbeitsmarkt ist seit langem in einer ausgesprochen guten Verfassung. Die Konjunktur befindet sich im Aufschwung, getragen sowohl von der welt- als auch von der binnenwirtschaftlichen Entwicklung. Trotz geopolitischer Risiken wie Brexit und Diesel-Krise wird eine positive Entwicklung erwartet.
Nach Einschätzung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wird der Abbau der Arbeitslosigkeit im kommenden Jahr weitergehen. Der nach wie vor steigende Bedarf an Fachkräften, der sich nicht zuletzt aufgrund der kräftigen Konjunktur ergibt, führt zu einem weiteren Sinken der Arbeitslosigkeit. Das IAB prognostiziert auch für den Göppinger Agenturbezirk einen weiteren Beschäftigungsaufbau und einen Rückgang der Arbeitslosigkeit.
Aufgaben und Herausforderungen:
Ein passendes Angebot für jeden: aktivieren – qualifizieren – unterstützen
Die Agentur für Arbeit Göppingen nutzt aktiv die Chancen, die sich am Arbeitsmarkt für arbeitslose Menschen im Jahr 2018 bieten. Die Besetzung offener Stellen, individuelle Beratung, Qualifizierung von Menschen zu einem Berufsabschluss, weiterer Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit,
Vermittlung von Schwerbehinderten und die Integration von Flüchtlingen in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt sind die Kernthemen.
Digitalisierung und E-Mobilität werden die Arbeitswelt verändern, die Anforderungen an die Mitarbeiter steigen. Zum Teil sehr deutlich. Voraussichtlich werden in Summe keine Arbeitsplätze wegfallen, unklar bleibt, ob neue Arbeitsplätze auch dort entstehen, wo andere wegfallen.
Die Agentur für Arbeit begleitet und unterstützt im Netzwerk Betriebe und Beschäftigte bei diesem Strukturwandel.
Längerfristiger Ausblick
Geburtenstarke Jahrgänge werden in den nächsten Jahren den Arbeitsmarkt verlassen. Dies wird sicherlich dazu beitragen, dass die Arbeitslosenzahlen niedrig bleiben. Für Firmen ergibt dies aber, dass der Wettbewerb um Fachkräfte weiter zunimmt. Der flexible Übergang in die Rente sowie der Zuverdienst (Minijob) von Rentnern wird zunehmen.
Ein besonderes Problem werden die Langzeitarbeitslosen bleiben. Auch wenn deren Zahl etwas zurückgegangen ist, so bleiben die vielfältigen Gründe für deren Arbeitslosigkeit schwer zu beheben. Gesundheitliche Probleme, Suchtprobleme, soziale Probleme, eine fehlende Berufsausbildung und mit der Dauer der Arbeitslosigkeit zunehmende Demotivation bedürfen vor allem auch der Hilfe durch Sozialbetreuer.
PM