Im Jahr 2017 haben in Baden-Württemberg mehr junge Menschen als im Vorjahr eine gewerblich-technische oder kaufmännische Ausbildung begonnen. Bis zum 31.12.2017 wurden bei den zwölf Industrie- und Handelskammern (IHKs) im Land 45.512 Ausbildungsverträge in Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungsgewerbe neu eingetragen, ein Plus von 0,4 Prozent im Vergleich zu Ende 2016. Damals wurden 45.336 neue Lehrlinge registriert.
„Diese positive Entwicklung spiegelt das Engagement der rund 27.000 Ausbildungsbetriebe im Land wider. Sie werben für die duale Ausbildung, bieten eine Qualifikation auf Spitzenniveau und ermöglichen so vielen jungen Menschen einen gelungenen Start ins Berufsleben“, sagt Johannes Schmalzl, Hauptgeschäftsführer der beim Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) für Ausbildungsfragen federführenden IHK Region Stuttgart. Mit Blick auf die rückgängigen Schülerzahlen ist die Lehrstellenbilanz für die IHKs ein großer Erfolg. So ist nach einer Prognose des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg die Zahl der Schulabgänger von 2016 auf 2017 von etwa 170.000 auf 163.700 zurückgegangen. In der Kernregion Stuttgart wurden im Jahr 2017 10.642 Ausbildungsverträge neu eingetragen, zwei mehr als im Vorjahr. In kaufmännischen Berufen waren es 0,9 Prozent weniger, in technischen Berufen 1,8 Prozent mehr Verträge als im Jahr zuvor.
Dass die Besetzung freier Lehrstellen jedoch eine Herausforderung bleibt, zeigt die Statistik der Bundesagentur für Arbeit: Über alle Branchen hinweg blieben 7.659 Ausbildungsstellen im Jahr 2017 in Baden-Württemberg unbesetzt (Stand: 30.09.2017). „Viele Betriebe haben erkannt, dass die Ausbildung von Flüchtlingen eine gute Strategie sein kann, um Ausbildungsplätze zu besetzen. Die Unternehmen gewinnen so zukünftige Fachkräfte und leisten gleichzeitig einen wertvollen Beitrag zur Integration“, so Schmalzl. Die Anzahl Geflüchteter in Ausbildung ist im Vorjahresvergleich deutlich gewachsen. Von den neu registrierten Azubis stammen 350 aus Syrien (Jahr 2016: 98), 322 aus Afghanistan (74), 177 aus Gambia (60), 87 aus dem Irak (46), 61 aus Pakistan (30), 48 aus dem Iran (38), 47 aus Eritrea (23), 44 aus Nigeria (23) und 19 Auszubildende haben eine somalische Staatsbürgerschaft (13).
Individuelle Beratung zur Integration Geflüchteter in eine Ausbildung ist nur eines der umfassenden Serviceangebote der Südwest-IHKs für ihre Mitgliedsbetriebe. Die Kammern informieren und beraten Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern und Lehrkräfte und bringen passgenau potenzielle Lehrlinge und Unternehmen zusammen. Die Vermittlung von Bildungspartnerschaften zwischen Schulen und Betrieben vor Ort stärkt zudem die Berufsorientierung junger Menschen. Bei der IHK-Initiative „Ausbildungsbotschafter“ werben außerdem Auszubildende in Schulklassen für ihre Ausbildungsberufe und geben authentische Einblicke in den Arbeitsalltag.
Die aktuelle IHK-Ausbildungsumfrage 2017 unter 1.900 Betrieben im Land macht deutlich, wie wichtig diese Angebote der Kammern sind. So sehen die Unternehmen in den unklaren Berufsvorstellungen der Schulabgänger weiterhin das größte Ausbildungshemmnis. Auch erscheint eine Ausbildung offenbar vielen als weniger attraktive Option. In Baden-Württemberg fehlen laut dem IHK-Fachkräftemonitor jedoch vor allem beruflich Qualifizierte; bis 2030 sind es jährlich im Durchschnitt 230.000. „Wer eine Berufsausbildung mit einer Aufstiegsqualifizierung kombiniert, ist auf dem Arbeitsmarkt oft mindestens so gefragt wie ein Hochschulabsolvent“, so Johannes Schmalzl. „Die Ausbildung im Betrieb bleibt ein unersetzlicher Beitrag zu Fachkräftesicherung und bietet ausgezeichnete Karriere-perspektiven. Darum werden wir mit unvermindertem Einsatz für die duale Ausbildung werben.“ Der von Kultusministerin Eisenmann angekündigte „Tag der Berufsbildung“ an allen Schularten müsse darum in diesem Jahr zügig und flächendeckend im Land eingeführt werden.
PM