Warnstreik an Unikliniken noch nicht diese Woche

Aufgrund einer einstweiligen Verfügung der Arbeitgeber gegen den für morgen und übermorgen angesetzten Warnstreik an den Uniklinikstandorten Tübingen und Freiburg, hat ver.di entschieden, die Arbeitsniederlegungen zu verschieben.

Irene Gölz, ver.di Fachbereichsleiterin Gesundheitswesen und Verhandlungsführerin, dazu: „Die Arbeitgeber haben offenkundig keine Ahnung mehr, was auf den Stationen los ist. Anstatt mit uns an Lösungen für die permanente Unterbesetzung zu arbeiten, suchen sie juristische Formfehler. Es geht nicht um Paragrafen, es geht um Menschen. Menschen, die gepflegt werden, und Menschen, die diese Pflege unter immer schlechteren Bedingungen tagtäglich leisten. Mit ihrem Vorgehen haben sie sich keinen Gefallen getan: Auf den Stationen brodelt es gewaltig.

Die Aktion wird den Arbeitgebern außer noch weniger Verständnis bei ihren Beschäftigten nichts bringen. Am Freitag werden wir in der Verhandlungskommission das weitere Vorgehen beraten. Der Kampf um mehr Personal geht jetzt richtig los.“

Trotz der Streikabsage werden die Beschäftigten morgen und übermorgen protestieren. In Tübingen Demo am Mittwoch ab elf Uhr und Kundgebung um 12.15 Uhr auf dem Holzmarkt mit ver.di Landesbezirksleiter Martin Gross. Am Donnerstag Protest in Freiburg.

Hintergrund:

ver.di hatte die Beschäftigten der Unikliniken in Tübingen und Freiburg zum Warnstreik für Entlastung unter anderem durch eine verbindlich geregelte bessere Personalausstattung aufgerufen. Damit hatte die Gewerkschaft auf die über drei Monate dauernde Hinhaltetaktik des Arbeitgeberverbandes reagiert. Gestreikt werden sollte zunächst in Tübingen am morgigen Mittwoch und Donnerstag und in Freiburg am Donnerstag. Diese Streiks sind nun abgesagt worden.

Nachdem ver.di Baden-Württemberg den Arbeitgeberverband der vier Uniklinika in Baden-Württemberg (Freiburg, Tübingen, Heidelberg und Ulm) bereits Ende Juli zu Verhandlungen über einen Tarifvertrag zur Entlastung der Beschäftigten und mehr Personal aufgefordert hatte, kam es am 27. Oktober in Stuttgart nach fast drei Monaten endlich zu einem ersten Gespräch. Die Arbeitgeber hatten dort zwar Verhandlungsbereitschaft erkennen lassen, wollten aber nicht verbindlich über Mindestbesetzungen, sprich mehr Personal, verhandeln. Bevor über konkrete Entlastungen gesprochen werden könne, müsse erst eine Analyse der Belastungen gemacht werden, so die Arbeitgeber. ver.di ist nicht bereit, weitere Monate über Analysen zu verhandeln, sondern nur noch über konkrete Maßnahmen zur Lösung der Personalengpässe auf den Stationen.

Für die vier baden-württembergischen Uniklinika in Ulm, Tübingen, Heidelberg und Freiburg gilt ein eigener Tarifvertrag mit dem Arbeitgeberverband Uniklinika, von dem rund 27.000 Beschäftigten an den vier Kliniken betroffen sind. Die Ärzte fallen unter den TV Ärzte, das wissenschaftliche Personal als Landesbeschäftigte unter die Tarifbestimmungen des Landes.

PM

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