Als neuen Service bietet die Handwerkskammer Region Stuttgart die Inklusionsberatung an. So werden seit kurzem Handwerksbetriebe beraten, wie Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen und Behinderungen beschäftigt, ausgebildet oder eingestellt werden können.
„Gerade das Handwerk bietet gute Möglichkeiten für eine Integration von Menschen mit Behinderung“, betont Handwerkskammerpräsident Rainer Reichhold. „In den kleinen und mittelständischen Betrieben gibt es ein gutes und familiäres Miteinander. Hier hilft man sich gegenseitig und ist bereit, soziale Verantwortung zu übernehmen. Allerdings braucht es dazu die entsprechende Unterstützung. Und genau die können wir jetzt bieten.“ Ein speziell geschulter Mitarbeiter wird künftig Unternehmer in rechtlichen und organisatorischen Fragen rund um das Thema Inklusion und bei der Beantragung von Fördermitteln kompetent unterstützen. Dazu arbeitet er eng mit den Arbeitsagenturen, Jobcentern, Integrationsämtern, Integrationsfachdiensten, Rehabilitationsträgern und weiteren Stellen zusammen, die Menschen mit Behinderung und ihre Arbeitgeber unterstützen.
Nach wenigen Wochen liegen bereits erste gute Erfahrungen vor. „Menschen mit Behinderung werden ihren Fähigkeiten entsprechend eingesetzt – sie sind motivierte, leistungswillige und zuverlässige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auf ihr Potenzial wollen und dürfen wir gerade auch in Hinblick auf die Fachkräftesicherung nicht verzichten“, bilanziert Reichhold. Individuelle Möglichkeiten auszuloten lohne sich für beide Seiten – zumal heute technische Arbeitshilfen viele Einschränkungen ausgleichen können.
Physische Barrieren sind aber nur das eine: „Meistens sind es Vorurteile und falsche Vorstellungen, die Menschen mit Behinderung ausschließen“, sagt Alexander Schwarz, der seit Jahresbeginn als Inklusionsberater das Projekt „Implementierung von Inklusionskompetenz“ leitet. „Das Recht auf Teilhabe lässt sich nur verwirklichen, wenn die Barrieren in den Köpfen abgebaut werden“, ist Schwarz überzeugt. „Ich will mit Irrtümern aufräumen.“ Viele Menschen verbänden mit dem Wort „Behinderung“ hauptsächlich einen Rollstuhl. Jedoch zählen auch viele nicht sichtbaren Beeinträchtigungen wie Rheuma, Tumorerkrankungen, Legasthenie oder Diabetes dazu. „Viele Betroffene brauchen im Arbeitsleben tatsächlich gar keine oder nur kleine Hilfestellungen“, erklärt Schwarz. Gleichzeitig hat der Betrieb die Chance, von den häufig guten Fachkenntnissen und hoher Motivation zu profitieren und kann zusätzlich die Ausgleichsabgabe vermeiden.
Bei Bedarf bespricht Inklusionsberater Alexander Schwarz vor Ort notwendige Veränderungen am Arbeitsplatz und mögliche Fördermaßnahmen. Die individuelle Betrachtung der Fälle ist eines der Ziele des Zwei-Jahres-Projekts, das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert wird. In den kommenden Monaten will die Handwerkskammer auf Multiplikatoren und Betriebe zugehen und nicht nur für das neue Beratungsangebot, sondern auch für die Idee der Inklusion selbst kräftig die Werbetrommel rühren. So sollen auch Fachpraktiker-Ausbildungen ermöglicht und die Netzwerkarbeit aktiviert werden.
Infos zur Inklusionsberatung: http://www.hwk-stuttgart.de/inklusion.htm und http://youtu.be/nyHMVPb4EZ4
PM