„Junge Menschen haben heutzutage in Baden-Württemberg allerbeste berufliche Entwicklungsmöglichkeiten“, sagt Andreas Richter, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart, der für Ausbildungsfragen im Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) federführenden Kammer. Laut IHKs im Land haben im vergangenen Jahr mehr als 45.300 Auszubildende eine Lehre in einem Unternehmen aus Industrie, Handel oder Dienstleistungsbranche begonnen. „Mit einem Ausbildungsvertrag in der Tasche wird Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein attraktiver Start ins Berufsleben geboten“, so Richter. Die Lage auf dem baden-württembergischen Ausbildungsmarkt sei für Bewerber damit noch ein wenig komfortabler als bundesweit, wie der heute veröffentlichte Berufsbildungsbericht 2017 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zeige.
Demnach standen bundesweit 100 ausbildungsplatzsuchenden Schulabgängerinnen und Schulabgängern 104,2 Ausbildungsangebote gegenüber. In Baden-Württemberg liege das Verhältnis aktuell sogar bei 100 Ausbildungsplatzsuchenden zu 130 Ausbildungsangeboten. „Jeder Jugendliche und junge Erwachsene, der die Fähigkeit und das Interesse an einer Ausbildung mitbringt, kann sich ausbilden lassen, ganz gleich mit welchem Schulabschluss und welcher Herkunft“, sagt Richter. Im Zuge nach wie vor stagnierender Bewerberzahlen hätten sich die Chancen auf einen Ausbildungsplatz eher noch verbessert, so Richter.
Der BWIHK stimme mit Bundesbildungsministerin Wanka und Landeskultusministerin Eisenmann darin überein, dass das Image der Berufsausbildung in Deutschland aufgewertet werden müsse. Mit einer Berufsausbildung und anschließender Qualifikation zum Meister, Fachwirt oder Betriebswirt könne man eine mindestens ebenso erfolgreiche Karriere machen, wie mit einem Hochschulabschluss. Das müsse noch bekannter gemacht werden. Der Meinung der Präsidentin der Kultusministerkonferenz Eisenmann, der zufolge „der zweimal gescheiterte Realschüler dem Hauptschüler als Auszubildender vorgezogen werde“ bedürfe des Nachweises. Die Kammern können dies nicht bestätigen. Dass immer weniger Hauptschüler eine duale Ausbildung absolvieren, sei richtig. Ursache sei aber, dass die Zahl der Hauptschüler in den vergangenen 10 Jahren in Baden-Württemberg um rund 38 Prozent zurückgegangen ist. Heute verlassen nur noch 20 Prozent der Schüler eines Jahrgangs in Baden-Württemberg die Schule mit einem Hauptschulabschluss. Deren Chancen seien aber hervorragend, denn viele von ihnen beginnen eine betriebliche Ausbildung. „Die Ausbildungschancen für Hauptschüler werden nicht schlechter, sondern immer besser, sagt Richter.
Die IHKs im Land unterstützen die Betriebe bei der Besetzung freier Ausbildungsplätze und setzen sich bei der Politik für mehr Berufsorientierung ein. So startete auf Initiative der IHKs ab dem Schuljahr 2016/2017 ein neues Unterrichtsfach „Wirtschaft und Berufsorientierung“ mit dem mehr Inhalte aus Wirtschaft und Beruf in den Schulunterricht einfließen sollen. Auch setzen sich die IHKs für einen „Tag der Berufsbildung“ an allen allgemeinbildenden Schulen vor allem an Gymnasien des Landes ein. Mit der Aktion „Ausbildungsbotschafter“, bei der Auszubildende von Unternehmen in Schulen geschickt werden, um dort über ihren Beruf und ihre Ausbildung zu berichten, wurden bisher rund 225.000 Schülerinnen und Schüler landesweit zur Berufsorientierung informiert.
Auch die Unternehmen müssten verstärkt daran arbeiten, ihre Ausbildungsangebote attraktiv zu gestalten. Vor allem für kleine und mittlere Unternehmen sei das laut IHK-Hauptgeschäftsführer eine große Herausforderung. Mit einer Sinus-Studie zu Jugendmillieus haben die IHKs den Betrieben wichtige Informationen an die Hand gegeben, mit welchen Botschaften und Sujets sie bei Jugendlichen werben sollten, um diese für eine betriebliche Ausbildung zu begeistern.
PM