Der Fachkräftemangel in der Region Stuttgart wird sich in den nächsten Jahren weiter zuspitzen. Rund 79.000 Fachkräfte werden hier bis zum Jahr 2030 durchschnittlich pro Jahr fehlen. In Baden-Württemberg sieht die Lage für personalsuchende Unternehmen noch schwieriger aus: Landesweit werden innerhalb der nächsten 13 Jahre durchschnittlich etwa 257.000 Fachkräfte fehlen. Dabei werden die Unternehmen vor allem das Problem haben, qualifizierte nichtakademische Fachkräfte zu finden. In der Region Stuttgart fehlen bis 2030 jährlich rund 11.000 akademische Fachleute, 28.000 Meister, Techniker, Fach- und Betriebswirte sowie rund 40.000 Fachkräfte mit mittleren Qualifikationen. Das hat die Analyse des jetzt aktualisierten Fachkräftemonitors der Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Baden-Württemberg ergeben. Das Onlineportal www.fachkraeftemonitor-bw.de vergleicht Fachkräfteangebot und -nachfrage in 105 Berufsgruppen und 18 Branchen in den zwölf Regionen Baden-Württembergs bis zum Jahr 2030.
Besonders groß ist die Differenz zwischen Angebot und Nachfrage bei den nichtakademischen Fachkräften mit einer hohen beruflichen Qualifizierung, also bei Meistern, Technikern, Betriebswirten und Fachkaufleuten. „Der aktuelle digitale Wandel wird für die Unternehmen auch zu einer personellen Herausforderung. Um die nötigen Innovationen in den Prozessen anzustoßen, brauchen wir gute, kreativ denkende Fachkräfte in allen Qualifizierungsstufen“, sagt Marjoke Breuning, Präsidentin der vom baden-württembergischen Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) mit Fragen zu Volkswirtschaft und Beschäftigung beauftragten IHK Region Stuttgart.
Betroffen vom Fachkräftemangel sind vor allem die Berufsgruppen „Mechatronik und Automatisierungstechnik“, „Technische Forschung, Entwicklung, Konstruktion und Produktion“, „Rohstoffgewinnung/ -aufbereitung, Glas- und Keramikherstellung und -verarbeitung“ sowie „Maschinenbau und Betriebstechnik“. Die Region Stuttgart mit ihrer hohen Dichte an kleinen und mittleren Betrieben im Maschinen- und Anlagenbau zählt zu den Regionen im Südwesten, die im Jahr 2030 den größten Fachkräfteengpass verzeichnen. Aber auch in den Bereichen „Einkauf, Vertrieb und Handel“, „Unternehmensführung und -organisation“ sowie „Gesundheit, Körperpflege, Wellness, Medizintechnik“ wird sich der Fachkräftemangel ebenfalls weiter zuspitzen. In lediglich sieben der 35 Berufsgruppen mit hoher Qualifikation wird es im Schnitt der kommenden 13 Jahre ein leichtes Überangebot an Fachleuten im Vergleich zur Nachfrage erwartet: Insbesondere bei Meistern und Technikern im Reinigungsgewerbe sowie Fachwirten in der Gastronomie oder Chefkellnern.
„Die Unternehmen brauchen verbesserte Rahmenbedingungen, um zusätzliche Fachkräftepotenziale zu erschließen“, meint IHK-Präsidentin Breuning. Dazu zähle zum Beispiel eine bessere Vorbereitung auf das Berufsleben in der Schule, die Stärkung der dualen Ausbildung, eine bedarfsgerechte Erweiterung der Universitäten sowie ein am Bedarf der Eltern orientierter Ausbau der Kinderbetreuung.
Der IHK-Fachkräftemonitor wurde 2008 vom Wirtschaftsforschungsinstitut WifOR, Darmstadt, für die IHKs in Baden-Württemberg entwickelt. Die Anwendung stellt die Entwicklung von Angebot und Nachfrage auf dem Fachkräftearbeitsmarkt bis zum Jahr 2030 anschaulich dar. Die Angaben lassen sich differenzieren nach 105 Berufsgruppen, 18 Branchen und 12 Regionen in Baden-Württemberg sowie nach 25 Hilfsberufsgruppen zu den gering qualifizierten Arbeitskräften, die nicht zu den Fachkräften zählen. Der Fachkräftemonitor basiert auf Daten der IHK-Konjunkturumfragen, der Bundesagentur für Arbeit, der Statistischen Ämter sowie des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung. Er wird jährlich aktualisiert.
PM