Arbeitsmarkt zeigte sich in guter Verfassung
Arbeitslosigkeit lag über Vorjahresniveau
Der Arbeitsmarkt zeigte sich im vergangenen Jahr in guter Verfassung und zeichnete sich durch viel Bewegung aus. Beschäftigung (+ 2,6 % sozialversicherungspflichtige Beschäftigte) und Zahl der offenen Arbeitsstellen sind gestiegen. Das Niveau der Arbeitslosigkeit lag insgesamt allerdings über dem Vorjahr. Langzeitarbeitslose und schwerbehinderte Arbeitslose konnten von der Dynamik profitieren.
Rückblick auf 2016
Im Bezirk der Agentur für Arbeit Göppingen, der die Landkreise Esslingen und Göppingen umfasst, zeigte sich der Arbeitsmarkt im vergangenen Jahr in guter Verfassung und aufnahmefähig. Gleichzeitig bewegte sich am Arbeitsmarkt viel. Die Arbeitslosigkeit lag seit Jahresbeginn über den Werten des Vorjahres und zeichnete einen saisonal üblichen Verlauf. Dies war denn auch für die Agentur ein schwieriges und arbeitsreiches Jahr, so der Leiter der Arbeitsagentur, Wilfried Hüntrelmann.
In der Grundsicherung (Sozialgesetzbuch II) ist der Anstieg überwiegend migrationsbedingt, weil sich im Jahresverlauf zunehmend anerkannte Flüchtlinge arbeitslos gemeldet haben.
In der Arbeitslosenversicherung gab es mehr Arbeitslosmeldungen aus Erwerbstätigkeit als im Vorjahr, vor allem aus dem Verarbeitenden Gewerbe, dem Bau, dem Handel, Verkehr, Lager und Sicherheit. Dies hat zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt.
Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung sind weiter gewachsen. Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen war das ganze Jahr über hoch.
Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag 2016 bei 3,7 Prozent (gegenüber dem sehr guten Vorjahr: 3,5 Prozent). Mit 15 771 Frauen und Männern, die im Jahresdurchschnitt arbeitslos gemeldet waren, waren es 861 Menschen mehr als im Jahr 2015. Das war ein Zuwachs um 5,8 Prozent. Damit weist der Bezirk eine andere Entwicklung auf als Baden-Württemberg. Auf Landesebene ging die Arbeitslosigkeit um 0,3 Prozent zurück.
Die Arbeitslosigkeit bei unter 25-Jährigen stieg vor allem durch junge arbeitslose Flüchtlinge mit plus 21,6 Prozent (600 Arbeitslose) deutlich stärker als die Arbeitslosigkeit insgesamt. Die Quote lag mit 3,3 Prozent zwar unter der allgemeinen Arbeitslosigkeit, aber höher als in Baden-Württemberg (2,9 Prozent).
Die vermehrte Fluktuation führte zu mehr kurzzeitig arbeitslos gemeldete Beschäftigte (260).
Bei Menschen über 50 Jahren ist die Arbeitslosigkeit um 3,9 Prozent gestiegen. Die lag aber nicht am Alter der Beschäftigten, sondern überwiegend an deren mangelnde Qualifizierung. Dieser Gruppe nehmen sich spezielle Teammitarbeiter an um die älteren Arbeitslosen für den sich verändernden Markt fit zu machen.
Die Zahl der Ausländer ist, überwiegend aufgrund der Zuwanderung, um 16,6 Prozent gestiegen.
Besonders erfreulich ist, dass die Langzeitarbeitslosigkeit um 4,0 Prozent zurückgegangen ist. Als langzeitarbeitslos gelten Personen, die seit einem Jahr und länger auf der Suche nach einem Arbeitsplatz sind.
Die Zahl der schwerbehinderten Arbeitslosen ging um 7,4 Prozent zurück.
Insgesamt ist der Arbeitsmarkt sehr aufnahmefähig. 33.000 offene Stellen wurden neu gemeldet. Durchschnittlich gab es einen Bestand von 9.000 offenen Stellen, auf die die Arbeitssuchenden zurückgreifen konnten. Hiervon entfielen aber rund 80% auf Fachkräfte, vor allem aus dem Gesundheits-/Sozialbereich, der Logistik und dem Handwerk.
Entwicklung in den beiden Landkreisen
Im Agenturbezirk Göppingen sind die Arbeitslosenzahlen in beiden Landkreisen gestiegen. Im Landkreis Esslingen stieg die Zahl der arbeitslosen Menschen um durchschnittlich 5,7 Prozent. Die Arbeitslosenquote lag bei 3,5 (Vorjahr: 3,4%) Prozent. Im Landkreis Göppingen stieg die Arbeitslosigkeit um 5,9 Prozent. Die Arbeitslosenquote lag bei 4,0 Prozent (Vorjahr: 3,8%).
Die Spanne bei der Veränderung der Zahl der Arbeitslosen bei den Geschäftsstellen reichte von plus 0,5 Prozent bei der Geschäftsstelle Kirchheim bis plus 10,9 Prozent bei der Geschäftsstelle Nürtingen. Entsprechend unterschiedlich fielen die Arbeitslosenquoten in den Geschäftsstellen der Agentur für Arbeit Göppingen aus. Die niedrigste Arbeitslosenquote verbuchte die Geschäftsstelle in Leinfelden-Echterdingen mit 2,9 Prozent, die höchste hatte mit 4,0 Prozent die Geschäftsstelle in Göppingen. Der Geschäftsstellenbezirk Geislingen zeigte mit einem Rückgang um 0,1 Prozentpunkte als einzige Geschäftsstelle eine Verbesserung bei der Arbeitslosenquote auf (Rückgang von 4,0 Prozent in 2015 auf 3,9 Prozent in 2016).
Viel Bewegung am Arbeitsmarkt
Arbeitslosigkeit ist kein fester Block, vielmehr bewegt sich auf dem Arbeitsmarkt viel.
Seit Jahresbeginn gab es 52 865 Zugänge von Arbeitslosen; gegenüber dem Vorjahreszeitraum war das eine Zunahme um 3 876 Meldungen (plus 7,9 Prozent).
Dem gegenüber standen 52 093 Abmeldungen von Arbeitslosen. Das war im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine Zunahme um 3 199 Abmeldungen (plus 6,5 Prozent).
Anstieg in der Grundsicherung stärker als in der Arbeitslosenversicherung
Die Arbeitslosigkeit ist im vergangenen Jahr in beiden Rechtskreisen gestiegen, aber unterschiedlich stark.
Bei den Personen, die von der Agentur für Arbeit Göppingen betreut werden und der Arbeitslosenversicherung (Sozialgesetzbuch III) angehören, ist sie im Jahresdurchschnitt um 264 (plus 4,3 Prozent) auf 6 360 Personen gestiegen.
Bei den Menschen in der Grundsicherung (Sozialgesetzbuch II), die von den Jobcentern Landkreis Esslingen und Landkreis Göppingen betreut wurden, ist die Arbeitslosigkeit insgesamt im Jahresdurchschnitt um 597 Personen (plus 6,8 Prozent) gestiegen. Ihre Zahl lag im Jahresdurchschnitt bei 9 411. Rund 60 Prozent aller Arbeitslosen waren in der Grundsicherung.
Wie sah die Nachfrage nach Arbeitskräften aus?
Im Jahresverlauf 2016 wurden insgesamt 33 041 Arbeitsstellen dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit und der beiden Jobcenter zur Besetzung neu gemeldet. Das waren 2 012 (plus 6,5 Prozent) mehr als im Vorjahr.
Der Bestand an gemeldeten Stellen lag im Jahresdurchschnitt bei
9 126, das sind 5,7 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Besonders gesucht waren Fachleute im Handel, im Verarbeitenden Gewerbe, im Gesundheits- und Sozialwesen, im Baugewerbe, im Bereich Verkehr und im Lager, im Gastgewerbe und in der Zeitarbeit.
Bei knapp 80 Prozent der Stellen werden Fachkräfte, Spezialisten und Experten gesucht. Die anderen 20 Prozent sind Stellen für An- und Ungelernte.
Beschäftigungsaufbau setzt sich fort
(Die Daten zur Beschäftigungssituation basieren auf Juni 2016)
Zum Juni 2016 waren 292 896 Männer und Frauen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 2,6 Prozent mehr als zum Vorjahresstichtag. Der Anstieg lag bei Frauen und Männern jeweils bei 2,6 Prozent. Bei Ausländern war der Beschäftigungsaufbau mit 8,8 Prozent überdurchschnittlich hoch.
Mit einer Zunahme der Beschäftigung um 2,6 Prozent liegt der Agenturbezirk Göppingen über der von Baden-Württemberg, die bei plus 2,1 Prozent lag.
Ein Beschäftigungsaufbau hat in vielen Branchen stattgefunden: Bei Pflege, Gesundheit und Soziales, im Handel, im Baubereich, Verkehr und Logistik und in der öffentlichen Verwaltung.
Rund 50 Mio. Euro für die Integration von Menschen in Arbeit und Ausbildung haben ausgereicht
Bei einer Marktsituation, die durch strukturelle Arbeitslosigkeit (Mismatch) gekennzeichnet ist – Arbeitskräfte und Arbeitsstellen passen nicht optimal zusammen – müssen Vermittlungsansätze auf die einzelnen Personen abgestimmt werden. Die Agentur für Arbeit hat dafür einen Koffer an Instrumenten, die sie gezielt einsetzt, um Menschen wieder in Arbeit zu bringen. Dabei spielt die Qualifizierung eine tragende Rolle. Wer keinen beruflichen Abschluss hat, trägt ein deutlich größeres Risiko, arbeitslos zu werden und dies zu bleiben: Fast jeder zweite Arbeitslose hat keine abgeschlossene Berufsausbildung. Weiterbildungen mit Berufsabschluss erhöhen die Arbeitsmarktchancen für diese Personen deutlich.
Mit rund 50 Mio. Euro wurden erhebliche Mittel eingesetzt, um damit im Bezirk Arbeitslosigkeit zu vermeiden oder zu beenden.
Für die präventive Förderung von Beschäftigungsverhältnissen wie WeGebAU (Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter Älterer in Unternehmen) gab die Agentur für Arbeit 2,4 Mio. Euro aus. Hier wurde im letzten Jahr besonders der Sozialbereich gefördert.
Um Arbeitsuchende und Arbeitslose im Suchprozess und bei der Aufnahme einer Tätigkeit zu unterstützen, investierte die Arbeitsagentur 6,8 Mio. Euro. Hier werden Reiskosten zu Vorstellungsterminen, Kennenlernphasen in Betrieben genauso bezahlt wie Eingliederungszuschüsse und Bewerbungstrainings.
5,6 Mio. Euro flossen in die Qualifizierung und die Initiative zur Flankierung des Strukturwandels (IFlaS). Zusätzlich sicherte die Arbeitsagentur arbeitslosen Menschen während Qualifizierungen ihren Lebensunterhalt, indem sie das Arbeitslosengeld weiterbezahlte. Dafür wurden weitere 6,9 Mio. Euro eingesetzt.
Mit 21,6 Mio. Euro unterstützte die Agentur die Teilhabe behinderter und lernschwächerer Menschen am Arbeitsleben und die Förderung schwerbehinderter Menschen. Hierzu gehören Wiedereingliederungsmaßnahmen, Umschulungen, der Umbau von Arbeitsplätzen und Autos sowie generell die Ausbildung.
Den Übergang von der Schule in den Beruf begleitete die Agentur – auch mit frühzeitigen, präventiven Ansätzen – mit dem finanziellen Einsatz von 6,2 Mio. Euro.
Zukunftsstarter: Förderung der Ausbildung älterer Menschen (25 – 30 Jahre).
Ausgaben für Lohnersatzleistungen
Für die Versicherungsleistung Arbeitslosengeld wurden im vergangenen Jahr rund 75 Mio. Euro (Vorjahr 70 Mio.) ausgegeben. Zusätzlich wurden rund 53 Mio. Euro an Sozialversicherungsbeiträgen gezahlt.
Besondere Herausforderung: Die Integration von geflüchteten Menschen in den Arbeitsmarkt
Im Jahresverlauf 2016 haben sich vermehrt geflüchtete Menschen bei der Arbeitsagentur und vor allem den beiden Jobcentern gemeldet.
Im Jahresdurchschnitt wurden 3 063 erwerbsfähige geflüchtete Menschen von Arbeitsagentur und Jobcentern betreut. 928 waren arbeitslos. Die meisten Flüchtlinge kamen aus Syrien und dem Irak. Drei Viertel sind jünger als 35 Jahre, rund 80 Prozent sind Männer. Rund 85 Prozent der Flüchtlinge haben keinen formalen Berufsabschluss. Die Herausforderung ist die Integration in Arbeit und Ausbildung. Für 2016 war das Potenzial ausbildungsreifer Flüchtlinge allerdings gering, weil die Sprachkenntnisse für die Berufsschule noch nicht ausreichten. Spracherwerb und Berufsvorbereitung mit Blick auf die Vermittlung in Arbeit und Ausbildung standen 2016 im Vordergrund.
Ausblick auf 2017
Die Ausgangssituation für das Jahr 2017 ist gut. Nach Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) setzt die Wirtschaft in Deutschland ihren moderaten Aufschwung fort, was sich auch auf dem Arbeitsmarkt niederschlägt. Es gibt allerdings weltwirtschaftliche Risiken, die sich auf die regionale Wirtschaft und den Arbeitsmarkt auswirken könnten. Das IAB prognostiziert für den Göppinger Agenturbezirk einen moderaten Beschäftigungsaufbau und einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit wegen der Arbeitssuche von Flüchtlingen.
Aufgaben und Herausforderungen
Ein passendes Angebot für jeden: aktivieren – qualifizieren – unterstützen
Die Agentur für Arbeit Göppingen nutzt aktiv die Chancen, die sich am Arbeitsmarkt für arbeitslose Menschen im Jahr 2017 bieten. Die Besetzung offener Stellen, Qualifizierung, weiterer Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit, Vermittlung von Schwerbehinderten und die Integration von Flüchtlingen in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt sind die Kernthemen.
Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel beschränkt sich auf wenige Berufsfelder: Pflegebereich, Berufskraftfahrer, Handwerker. Der Bedarf wird eher größer!
Vermehrt werden besondere Anforderungen an die Berufsqualifikation gestellt, bis hin zu Erfahrungen an speziellen Maschinen. Die Arbeitswelt 4.0 (Digitalisierung) ist hier eine weitere Herausforderung.
Der Hauptnachwuchs der Fachkräfte kommt immer noch aus der Schule, vermehrt muss man aber in die Qualifizierung, auch in Teilabschnitten, investieren.
Ein Problem ist, dass die Berufswünsche der Schulabgänger oft nicht mit den Berufsangeboten deckungsgleich sind.
Für die Agentur für Arbeit bleiben also auch die nächsten Jahre arbeitsintensiv. Die Aufgaben werden sich aber, wie bisher auch schon, stetig wandeln.