Nahezu stabile Ausbildungszahlen in Baden-Württemberg – Besetzung offener Lehrstellen weiterhin Herausforderung für die Betriebe

Das Interesse an IHK-Berufen in Baden-Württemberg ist nahezu ungebrochen. Bei den zwölf Industrie- und Handelskammern (IHKs) im Land wurden bis zum 31.12.2016 mit 45.336 Ausbildungsverträgen annährend so viele wie im Vorjahr neu eingetragen (-0,2 Prozent). Zum Vergleich: 2015 waren es 45.412 neu registrierte Lehrlinge in Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungsgewerbe. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit blieben über alle Branchen hinweg 7.168 Ausbildungsstellen in Baden-Württemberg unbesetzt (Stand: 30.09.2016). „Das nahezu ausgeglichene Ergebnis verdanken wir dem Engagement der Betriebe im Land, die sich für die duale Ausbildung stark machen“, sagt Andreas Richter, Hauptgeschäftsführer der beim Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) für Ausbildungsfragen federführenden IHK Region Stuttgart. „Die Besetzung offener Lehrstellen bleibt für die Betriebe weiterhin eine Herausforderung“, betont Richter. „Unternehmen sind längst selbst zu Bewerbern geworden und betreiben immer größere Anstrengungen, um geeigneten Fachkräftenachwuchs zu gewinnen.“
Die Ausbildungsbetriebe im Südwesten haben in den vergangenen Jahren vermehrt in ihr Arbeitgebermarketing investiert und attraktive Angebote geschaffen – auch für bisher weniger beachtete Bewerbergruppen. Die Südwest-IHKs unterstützen ihre Mitgliedsbetriebe dabei mit einem umfassenden Serviceangebot, beispielsweise zur Ausbildung geflüchteter Menschen. Einen Hinweis darauf, dass deren Integration in die Betriebe gelingt, gibt die Statistik der neu eingetragenen Verträge nach Nationalität der Lehrlinge in IHK-Berufen im Land: 101 von ihnen stammen aus Syrien, 76 aus Afghanistan, 41 aus dem Iran, 49 aus dem Irak, 30 aus Pakistan, 25 aus Nigeria, 23 aus Eritrea und 13 Auszubildende haben eine somalische Staatsbürgerschaft.
Größtes Ausbildungshemmnis sind wie in den Vorjahren die unklaren Berufsvorstellungen der Bewerber. Dies bestätigte die jüngste IHK-Ausbildungsumfrage 2016, an der 1.800 Unter-nehmen in Baden-Württemberg teilnahmen. „Sowohl Schüler als auch deren Eltern müssen verstärkt über die Vorteile der dualen Ausbildung informiert werden, da diese einen großen Einfluss auf die Berufswahl ihrer Kinder ausüben“, sagt Richter. Veranstaltungen wie das Elterncafé der IHK Region Stuttgart tragen diesem Ansatz Rechnung.
Bei diesem Angebot werden die Eltern von Schulabsolventen durch Ausbildungsexperten der IHK und Fachleute aus der betrieblichen Praxis beraten. „Zur Verbesserung der Berufsorientierung von Schülern führt kein Weg an den Schulen vorbei“, so Richter. Die Südwest-IHKs erhoffen sich durch das seit Herbst 2016 an allen weiterbildenden Schulen eingeführte Fach Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung einen wichtigen und nachhaltigen Impuls, um die Schüler besser über Perspektiven der dualen Ausbildung zu informieren. Die Kammern fordern zusätzlich die Einführung eines ‚Tages der Berufsbildung‘ an allgemeinbildenden Schulen. Dies soll die berufliche Bildung als echte Alternative gegenüber Abitur und Studium weiter stärken. Die Ausbildung ist eines der wichtigsten Instrumente zur Fachkräftegewinnung. Zwischen 2017 und 2030 werden der Wirtschaft in Baden-Württemberg laut IHK-Fachkräftemonitor durchschnittlich pro Jahr 240.000 Fachkräfte fehlen, vor allem in gewerblich-technischen Berufen.
Die zwölf IHKs im Land unterstützen ihre Ausbildungsbetriebe mit unterschiedlichsten Angeboten bei der Suche und Vermittlung von Auszubildenden. Viele Unternehmen haben diese Unterstützung bereits erfolgreich in Anspruch genommen und ihre Ausbildungsplätze besetzt. Bildungspartnerschaften zwischen Schulen und Betrieben vor Ort helfen, mehr Informationen über Wirtschaft, Berufs- und Arbeitsleben sowie Ausbildungsinhalte, Berufswahl und Bewerbung in die Schulen zu tragen. Bei der Initiative „Ausbildungsbotschafter“ werben außerdem Auszubildende in Schulklassen für ihre Ausbildungsberufe. Allein in der Region Stuttgart erhielten seit Einführung der Initiative im Jahr 2011 so über 40.000 Schüler einen praxisnahen Einblick in die Berufsausbildung.

PM

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