Der „Azubi-Endspurt“ läuft: Noch sind 595 Ausbildungsplätze im Landkreis Göppingen unbesetzt. Umgekehrt registriert die Arbeitsagentur 409 junge Menschen, die noch einen Ausbildungsbetrieb suchen, um in ihren Wunsch-Job starten zu können. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. Die Nachwuchssuche gehe quer durch die Berufswelt. Einige Branchen müssten sich beim „Kampf um gute Köpfe“ allerdings etwas mehr anstrengen: Dazu gehöre das Bäckerhandwerk. Ebenso die Hotel- und Gastronomie-Branche. Rund um Backofen und Verkaufstresen in Bäckereien gebe es im Kreis Göppingen noch 30 offene Ausbildungsplätze. Und auch die Gastro-Branche suche noch 56 Nachwuchskräfte.
Die NGG Ulm-Aalen-Göppingen verwundert das nicht: „Jugendliche wissen, dass sie hier keine Standard-Arbeitszeit, keinen ‘Nine-to-Five-Job‘ bekommen. Die Brötchen werden nun mal früh gebacken. Und in der Gastronomie wird es abends spät. Es kommt deshalb darauf an, Jugendliche durch deutlich attraktivere Arbeitsbedingungen vom Bäckerhandwerk und von der Gastronomie zu überzeugen.“, sagt NGG-Geschäftsführerin Karin Brugger. Beide Branchen müssten der hohen Azubi-Abbrecherquote „schleunigst etwas entgegensetzen“.
Die Gewerkschaft lasse hier nicht locker und trete mit Nachdruck für ein besseres Image der Branchen ein, das insbesondere durch höhere Löhne und attraktivere Regelungen bei der Arbeitszeit erreicht werden müsse. „Aber auch durch eine gute und qualifizierte Ausbildung – mit Ausbildern, die ihren Job ernst nehmen und den Azubis ständig zur Verfügung stehen“, so Karin Brugger.
Enorm wichtig sei zudem ein gutes Betriebsklima – und eine „klare Linie“ gegen ausbildungsfremde Arbeiten. „Der neue DGB-Ausbildungsreport legt offen, dass etwa jeder zehnte Azubi zu Arbeiten verdonnert wird, die nicht zur Ausbildung gehören. Das geht vom Putzen über stupide und monotone Hilfsarbeiten in Dauerschleife bis zu Botengängen“, kritisiert NGG-Geschäftsführerin Karin Brugger. Die Arbeitgeber müssten im eigenen Interesse dafür sorgen, dass „schwarze Schafe“ in den eigenen Reihen nicht den Ruf einer ganzen Branche schädigten.
„Mittlerweile weiß jeder, dass in Küchen ein rauer Ton herrscht und überlange Arbeitszeiten schon fast an der Tagesordnung sind. Die Gastronomie sollte sich fragen, wie lange sie dieses Manko noch als Negativ-Markenzeichen mitschleppen will? Guter Nachwuchs fällt nämlich nicht vom Himmel. Den muss man suchen und dem muss man dann auch etwas bieten“, so Brugger.
Eine Ausbildung in der Lebensmittelindustrie ist übrigens eine „interessante Job-Nische“, so die NGG Ulm-Aalen-Göppingen. „Vom Käse bis zur Marmelade, vom Keks und von der Schokolade bis zum Gemüse und Fleisch – das Spektrum der Ernährungsindustrie ist breit. Ebenso das Jobangebot. Die Lebensmittelherstellung bietet die Chance, eine Maschinenstraße zu steuern oder die Produktion im Labor zu überprüfen. Jugendliche, die ihren Traumjob noch nicht gefunden haben, sollten sich hier mal schlau machen“, sagt Brugger.
In der Genuss- und Lebensmittelherstellung gibt es im Kreis Göppingen aktuell noch 26 Ausbildungsplätze, die Betriebe bei der Arbeitsagentur als unbesetzte Lehrstellen gemeldet haben. „Das neue Ausbildungsjahr hat gerade erst begonnen. Noch ist es nicht zu spät, einen Ausbildungsvertrag zu unterschreiben …“, sagt NGG-Geschäftsführerin Brugger.
PM