Jeder zehnte Beschäftigte im Südwesten mit Nebenjob

Zur Jahresmitte 2015 übten von den insgesamt fast 4,36 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Baden‑Württemberg 455 000 zusätzlich zu ihrer Haupttätigkeit einen Minijob1 in Nebentätigkeit aus. Wie das Statistische Landesamt nach Auswertung der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit mitteilt, hatte damit jeder zehnte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen geringfügig entlohnten Nebenjob.

Der Anteil der Beschäftigten mit Nebenjob war mit 10,4 Prozent in keinem anderen Bundesland so hoch wie in Baden‑Württemberg. Bayern (9,7 Prozent) und Rheinland-Pfalz (9,5 Prozent) hatten bundesweit den zweit- bzw. dritthöchsten Anteil an Nebenjobs. Umgekehrt wiesen Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen mit Anteilen jeweils unter 4 Prozent bundesweit die geringste Häufigkeitsrate an geringfügig entlohnten Beschäftigungsverhältnissen im Nebenjob auf. Bundesweit hatten 8,1 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zusätzlich einen Minijob.

Seit der gesetzlichen Neuregelung der geringfügigen Beschäftigungen im Jahr 20032 hat sich die Zahl der Beschäftigten mit einem Minijob als Nebentätigkeit von 182 000 auf 455 000 weit mehr als verdoppelt (+150 Prozent oder +273 000 Beschäftigte). Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt stieg im gleichen Zeitraum lediglich um 16 Prozent. Alleine im Jahr 2004 stieg die Zahl der Minijobs in Nebentätigkeit um fast 80 000 (+43,9 Prozent), nachdem seit April 2003 der erste Minijob neben einer Hauptbeschäftigung für den Arbeitnehmer wieder sozialversicherungsfrei blieb und die Verdienstgrenze bei Minijobs von 325 auf 400 Euro angehoben wurde. Mit Ausnahme des Jahres der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 nahm die Zahl der Nebenjobs kontinuierlich zu. Die jährlichen Wachstumsraten lagen dabei im Zeitraum 2004 bis 2012 zwischen 5 und 9 Prozent und fielen vergleichsweise kräftig aus. Nach erneuter Anhebung der Verdienstgrenze von 400 auf 450 Euro am 1. Januar 2013 schwächte sich der jährliche Zuwachs allerdings leicht auf 3,7 Prozent ab. Nach Einführung des Mindestlohns zum 1. Januar 2015 halbierte sich aktuell die Zuwachsrate gegenüber dem Vorjahr auf 1,8 Prozent (+8 000 Beschäftigte). Damit stieg im Jahr 2015 die Zahl der Beschäftigten mit geringfügig entlohnten Nebenjobs erstmals weniger stark als die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (+2,2 Prozent).

Minijobs in Nebentätigkeit werden häufiger von Frauen als von Männern ausgeübt. Während aktuell unter den voll sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Männer zu 55 Prozent und Frauen zu 45 Prozent vertreten sind, ist das Verhältnis von Frauen zu Männern bei den geringfügig entlohnten Nebenjobs umgekehrt. 65 000, und damit die meisten Beschäftigten mit geringfügig entlohnter Nebentätigkeit, arbeiten im Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (14,3 Prozent), allen voran in der Gebäudereinigung. Weitere 62 000 sind im Handel und 58 000 im Gastgewerbe tätig (13,6 bzw. 12,8 Prozent). Alleine fast 83 Prozent aller Nebenjobber arbeiten im Dienstleistungssektor, 16 Prozent im Produzierenden Gewerbe und lediglich ein Prozent in der Land- und Forstwirtschaft.

1 Es handelt sich um geringfügig entlohnte Tätigkeiten mit einer Verdienstgrenze bis 450 Euro monatlich. Kurzfristig Beschäftigte, die innerhalb eines Kalenderjahres für längstens 70 Arbeitstage beschäftigt sind, bleiben hier unberücksichtigt

2 Die Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten im Nebenjob wird erst seit dem Stichtag 30. Juni 2003 ausgewertet.

Tabelle 1

Anteil der Beschäftigten mit einer geringfügig entlohnten Beschäftigung im Nebenjob an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt in den Bundesländern 2003 und 2015
Bundesland 2003 2015
Anteil in %
Datenquelle: Bundesagentur für Arbeit; Stichtag jeweils 30. Juni.

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2016

Ostdeutschland 1,6 3,9
Westdeutschland 3,9 9,0
Deutschland 3,4 8,1
Sachsen-Anhalt 1,4 3,2
Mecklenburg-Vorpommern 1,5 3,7
Sachsen 1,7 3,8
Brandenburg 1,5 4,0
Thüringen 1,6 4,1
Berlin 1,8 4,5
Hamburg 3,3 7,0
Saarland 2,9 7,3
Bremen 3,4 7,4
Hessen 3,6 8,2
Nordrhein-Westfalen 3,5 8,3
Niedersachsen 3,4 8,4
Schleswig-Holstein 3,9 9,2
Rheinland-Pfalz 3,8 9,5
Bayern 4,1 9,7
Baden-Württemberg 4,8 10,4

 

Tabelle 2

Sozialversicherungspflichtig und im Nebenjob geringfügig entlohnte Beschäftigte in Baden-Württemberg 2003 bis 2015
Jahr im Nebenjob
geringfügig entlohnte Beschäftigte
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
Anzahl Veränderung zum Vorjahr 2003=100 Anzahl Veränderung zum Vorjahr 2003=100
Anzahl in % Anzahl in %
Datenquelle: Bundesagentur für Arbeit; Stichtag jeweils 30. Juni.

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2016

2003 182.028 100 3.770.709 100
2004 262.000 +79.972 +43,9 144 3.727.707 −43.002 −1,1 99
2005 283.281 +21.281 +8,1 156 3.726.967 −740 −0,0 99
2006 309.287 +26.006 +9,2 170 3.755.294 +28.327 +0,8 100
2007 331.530 +22.243 +7,2 182 3.822.445 +67.151 +1,8 101
2008 357.424 +25.894 +7,8 196 3.913.754 +91.309 +2,4 104
2009 357.080 −344 −0,1 196 3.873.890 −39.864 −1,0 103
2010 373.236 +16.156 +4,5 205 3.912.330 +38.440 +1,0 104
2011 397.127 +23.891 +6,4 218 4.004.578 +92.248 +2,4 106
2012 416.103 +18.976 +4,8 229 4.111.777 +107.199 +2,7 109
2013 431.624 +15.521 +3,7 237 4.173.813 +62.036 +1,5 111
2014 446.990 +15.366 +3,6 246 4.266.000 +92.187 +2,2 113
2015 455.223 +8.233 +1,8 250 4.359.526 +93.526 +2,2 116

Tabelle 3

Im Nebenjob geringfügig entlohnte Beschäftigte in Baden-Württemberg 2015 nach Wirtschaftsbereichen
Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ08) Anzahl Anteil in %
1) Einschließlich Fälle ohne Angabe zur Wirtschaftsgliederung.

Datenquelle: Bundesagentur für Arbeit; Stichtag 30. Juni.

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2016

Insgesamt1) 455.223 100
darunter
B,D,E Bergbau, Energie- und Wasserversorgung 2.710 0,6
K Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 4.913 1,1
A Land-, Forstwirtschaft und Fischerei 5.119 1,1
O, U Öffentl. Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung, Ext. Org. 7.448 1,6
J Information und Kommunikation 8.705 1,9
P Erziehung und Unterricht 8.792 1,9
F Baugewerbe 21.534 4,7
H Verkehr und Lagerei 28.405 6,2
Q Gesundheits- und Sozialwesenwesen 40.698 8,9
R,S,T Sonstige Dienstleistungen, Private Haushalte 45.975 10,1
L,M Immobilien, freiberuf. Wissenschaftl. U. techn. Dienstleistungen 46.587 10,2
C Verarbeitendes Gewerbe 49.151 10,8
I Gastgewerbe 58.129 12,8
G Handel, Instandhaltung, Reparatur von Kfz 61.953 13,6
N Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen 65.097 14,3
darunter nach Sektoren:
A Land-, Forstwirtschaft und Fischerei 5.119 1,1
B – F Produzierendes Gewerbe 73.395 16,1
G – U Dienstleistungsbereich 376.702 82,8

Tabelle 4

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und darunter im Nebenjob geringfügig entlohnte Beschäftigte
in Baden-Württemberg 2003 und 2015
Merkmal 2003 2015 Veränderung 2015 zu 2003
Anzahl in % Anzahl in % Anzahl in %
1) Einschließlich Fälle ohne Angabe zu den einzelnen Merkmalen.

Datenquelle: Bundesagentur für Arbeit; Stichtag jeweils 30. Juni

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2016

Insgesamt1) 3.770.709 100 4.359.526 100 +588.817 +15,6
Männer 2.122.016 56,3 2.390.114 54,8 +268.098 +12,6
Frauen 1.648.693 43,7 1.969.412 45,2 +320.719 +19,5
Deutsche 3.353.560 88,9 3.779.380 86,7 +425.820 +12,7
Männer 1.856.152 49,2 2.031.551 46,6 +175.399 +9,4
Frauen 1.497.408 39,7 1.747.829 40,1 +250.421 +16,7
Ausländer 415.356 11,0 578.390 13,3 +163.034 +39,3
Männer 264.725 7,0 357.483 8,2 +92.758 +35,0
Frauen 150.631 4,0 220.907 5,1 +70.276 +46,7
Insgesamt im Alter von:
unter 25 Jahren 481.279 12,8 487.461 11,2 +6.182 +1,3
25 bis unter 55 Jahren 2.899.220 76,9 3.103.241 71,2 +204.021 +7,0
55 bis unter 65 Jahren 374.669 9,9 735.099 16,9 +360.430 +96,2
65 Jahre und älter 15.541 0,4 33.725 0,8 +18.184 +117,0
Darunter: Im Nebenjob geringfügig entlohnte Beschäftigte
Insgesamt1) 182.028 100 455.223 100 +273.195 +150,1
Männer 84.968 46,7 204.925 45,0 +119.957 +141,2
Frauen 97.060 53,3 250.298 55,0 +153.238 +157,9
Deutsche 158.285 87,0 388.513 85,3 +230.228 +145,5
Männer 70.485 38,7 168.993 37,1 +98.508 +139,8
Frauen 87.800 48,2 219.520 48,2 +131.720 +150,0
Ausländer 23.730 13,0 66.680 14,6 +42.950 +181,0
Männer 14.476 8,0 35.912 7,9 +21.436 +148,1
Frauen 9.254 5,1 30.768 6,8 +21.514 +232,5
Insgesamt im Alter von:
unter 25 Jahren 24.778 13,6 52.414 11,5 +27.636 +111,5
25 bis unter 55 Jahren 142.583 78,3 334.477 73,5 +191.894 +134,6
55 bis unter 65 Jahren 13.731 7,5 65.034 14,3 +51.303 +373,6
65 Jahre und älter 936 0,5 3.298 0,7 +2.362 +252,4

Herausgegeben vom Statistischen Landesamt Baden‑Württemberg.

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