ver.di hat gemeinsam mit anderen internationalen Gewerkschaften zu Protestaktionen am Mittwoch, dem 1. Juni 2016, an Flughäfen aufgerufen, um auf die extreme Belastung der Beschäftigten in den Bodenverkehrsdiensten aufmerksam zu machen und sich für existenzsichernde Arbeitsverhältnisse in der Branche einzusetzen. Bei ver.di organisierte Beschäftigte in den Bodenverkehrsdiensten werden sich an neun deutschen Flughäfen an der Protestaktion beteiligen. Am gleichen Tag gibt es Aktionen an Flughäfen in Australien, Irland, den Niederlanden, Schweden und den USA.
Auch der Flughafen Stuttgart wird Teil dieser Aktion sein. Hier werden die Beschäftigten morgens um 10 Uhr durch Transparente und akustische Aktivitäten auf die schweren Missstände in der internationalen Luftfahrt hinweisen. Zudem werden entsprechende Flugblätter, die das Thema aufgreifen, verteilt werden.
„Die Arbeitsbedingungen im Bodenverkehrsdienst haben sich in den letzten zehn Jahren durch Ausgründungen, Absenkungen, Spaltungen und Unterbietungswettbewerbe dramatisch verschlechtert“, betont ver.di-Bundesvorstands-mitglied Christine Behle. „Geringer Gesundheitsschutz, starke Belastungen, sehr unterschiedliche Entlohnungen bei gleichen Tätigkeiten und kurze Einarbeitungszeiten führen dazu, dass die Beschäftigten einem immer stärker werdenden Druck ausgesetzt sind. Um sie zu schützen und damit auch die Sicherheit der Passagiere zu gewährleisten, brauchen wir einen Tarifvertrag für alle Beschäftigten im Bodenverkehrsdienst an allen Flughäfen und in allen Unternehmen.“
Behle wies darauf hin, dass ver.di im vergangenen Jahr eine Umfrage unter den rund 18.000 Beschäftigten durchgeführt habe, in der 83 Prozent der Befragten beklagten, dass die Arbeit in den Bodenverkehrsdiensten nicht existenzsichernd sei. 72 Prozent gaben an, dass Sicherheits- und Qualitätsvorgaben aufgrund des Arbeitsdrucks oft nicht eingehalten werden können und nur sieben Prozent der Befragten sich vorstellen könnten, unter den gegebenen Bedingungen bis zum Rentenalter ihren Beruf ausüben zu können. ver.di habe daher entschieden, gemeinsame Standards für Qualifikation, Sicherheit und Gesundheit per Tarifvertrag anzustreben.
Diese Forderungen würden durch den von der Internationalen Transport-arbeiterförderation (ITF) erstellten Recherchebericht „Rekordgewinne für Airlines – Flughafenbeschäftigte unter Druck“ untermauert. Der Bericht zeige, dass die weltweiten Luftfahrtunternehmen trotz zu erwartender Rekordgewinne in Höhe von insgesamt 36,3 Milliarden US-Dollar einen beispiellosen Abwärtswettlauf der Arbeitsbedingungen an den Flughäfen in Gang gesetzt hätten.
„Dieser Abwärtswettlauf wird von Kostensenkungsmaßnahmen in Gang gesetzt, die Luftfahrtunternehmen haben es in der Hand, ihn zu stoppen und ein nachhaltiges Beschäftigungsmodell umzusetzen, mit dem eine qualifizierte und erfahrene Belegschaft aufrechterhalten wird“, so Behle. Aus diesem Grund hätten sich Gewerkschaften in aller Welt unter dem Banner Airports United zusammengeschlossen und die Aktion geplant. Unterstützt würden sie von der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) und UNI Global.
Der für den Stuttgarter Flughafen zuständige ver.di- Gewerkschaftssekretär Bernd Köster dazu: „Auch am Stuttgarter Flughafen gibt es etliche Missstände. Viele bei den Bodenverkehrsdiensten Beschäftigte können ohne Zweitjob oder Aufstockung durchs Amt in der Hochpreisregion Stuttgart von ihren Gehältern nicht leben. Dazu brauchen wir gezielte Entlastungen, insbesondere für ältere Beschäftigte, aufgrund von gesundheitlichen Problemen durch die häufige gebückte Arbeit beim Be- und Entladen der Flugzeuge. Wir brauchen einen bundesweiten Branchentarifvertrag: Damit Schluss ist mit dem Unterbietungswettbewerb zu Lasten der Beschäftigten.“
Hinweis: Auf der Jahreshauptversammlung der Internationalen Flug-Transport-Vereinigung (IATA) und dem weltweiten Luftverkehrsgipfel „World Air Transport Summit“ in Dublin am 2. Juni 2016 wird die Gruppe an diese weltweiten Aktionen anknüpfen, indem sie den teilnehmenden Generaldirektoren von Fluggesellschaften und Flughäfen ihre Petitionen unterbreitet. Am selben Tag wird Airports United eine Pressekonferenz in der Nähe der IATA-Versammlung durchführen. Für Deutschland reisen ver.di-Delegierte aus den Flughäfen München und Frankfurt an. Über diese Proteste und alle anderen Aktionen der Gruppe am 1. und 2. Juni können Sie sich unter dem Link https://goo.gl/AIEw5I und auf Twitter unter dem Hashtag #AirportWorkers informieren.
PM