In der Tarifrunde im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen ruft ver.di am Freitag landesweit zu einem Jugendstreiktag auf. Zu einer Streik-Parade durch Mannheim werden über 500 streikende Azubis, Pflegeschülerinnen und Praktikantinnen erwartet. Der ver.di Vorsitzende Frank Bsirske kommt am Mittag zur Parade.
Nachdem heute Streiks in Schwäbisch Gmünd bei der Stadt, den Stadtwerken und der Klinik sowie in Oberschwaben in mehreren Gemeinden waren, werden die Streikaktivitäten am Donnerstag deutlich ausgeweitet. Neben dem landesweiten Schwerpunkt in den kommunalen Kliniken streiken Beschäftigte auch in vielen Städten und Gemeinden, größere Kundgebungen sind in Freiburg und Karlsruhe. Am Freitag liegt der Schwerpunkt neben Mannheim auf dem Raum Heilbronn.
Dagmar Schorsch-Brandt, stellvertretende ver.di Landesbezirksleiterin: „Das Arbeitgeberangebot ist in Wahrheit eine Nullnummer. Leermonate, lange Laufzeit, geforderte höhere Beiträge der Beschäftigten für die Betriebsrente und prognostizierte Preissteigerungsrate ergeben saftige Reallohnverluste. Und dies zu Zeiten, in denen die öffentlichen Kassen voller sind denn je.“
Details zu den Streikaktivitäten in den kommenden Tagen:
Ablauf Mannheim am Freitag: Ab 10:00 Uhr treffen sich Auszubildende aus den Gemeinden und den kommunalen Kliniken aus ganz Baden-Württemberg vor dem Gewerkschaftshaus in Mannheim (Hans-Böckler-Straße 1) und ziehen ab 11:00 Uhr in einem Demonstrationszug durch die Kurpfalzstraße zum Paradeplatz, von dort durch die Planken und über den Ring zum Willy-Brand-Platz vor den Hauptbahnhof. Begleitet wird die Parade von einem DJ und seinem Soundsystem. Die Abschlusskundgebung mit Frank Bsirske ist auf dem Willy-Brandt-Platz (Bahnhofsvorplatz) gegen 12:30 Uhr.
Mittelbaden-Nordschwarzwald
Am Donnerstag Warnstreik in Karlsruhe, Pforzheim und Rastatt (ohne Nahverkehr) bei den Kliniken, den Stadtverwaltungen (Kitas mit Notgruppen), Stadtwerken. Kundgebung mit der stellvertretenden ver.di Landesbezirksleiterin Dagmar Schorsch-Brandt um 9:30 Uhr vor dem ver.di Haus in Karlsruhe in der Rüppurrer Straße 1 a.
Südbaden
Am Donnerstag Warnstreik in Freiburg in allen Bereichen (Nahverkehr, Stadtverwaltung, Müllabfuhr, Kitas mit Notgruppen, Bäder, Badenova). Beschäftigte des Badischen Roten Kreuzes werden sich am Protest beteiligen. Kundgebung nach 12 Uhr am Kartoffelmarkt mit der ver.di Landesbezirksleiterin Leni Breymaier.
Ostwürttemberg-Ulm
Am Donnerstag Warnstreik bei der Stadt Ulm ab Mittag: Verwaltung und Servicestellen.
Am Donnerstag Warnstreik in Aalen zwischen 10 und 14 Uhr Streik beim Landratsamt, der Sparkasse, der Klinik, der Stadtverwaltung und den Stadtwerken sowie in Heidenheim zwischen 11 und 13 Uhr bei der Stadt, dem Landratsamt, der Klinik und der Agentur für Arbeit.
Heilbronn-Neckar-Franken
Am Donnerstag 10 bis 13.30 Uhr Warnstreik in den SLK Kliniken mit den Standorten Heilbronn Gesundbrunnen, Bad Friedrichshall Plattenwald, Möckmühl und Brackenheim, Kundgebung um 11:30 Uhr am Gesundbrunnen in Heilbronn.
Am Freitag ganztägiger Warnstreik in Heilbronn und weiteren Kommunen (Heilbronn, Weinsberg, Neckarsulm, Bad Friedrichshall, Schwäbisch Hall, Crailsheim, die Landratsämter Heilbronn und Hohenlohe, die SLK Kliniken , die Stadtwerke Heilbronn mit den Verkehrsbetrieben, die Heilbronner Versorgungs GmbH , die Bundesagentur für Arbeit, der Jobcenter des Stadt- und Landkreises Heilbronn, die Kreissparkasse Heilbronn und der Samariterstifts der Diakonie mit verschiedenen Einrichtungen in der Region). Die Verkehrsbetriebe in Heilbronn fahren den Schüler und Berufsverkehr und beteiligen sich ab etwa 8.30 Uhr am Streik bis 24 Uhr.
Auch Erzieherinnen streiken, Notgruppen wurden eingerichtet.
Sternmarsch zum Marktplatz ab 8:30 Uhr, Kundgebung gegen neun Uhr mit ver.di Landesbezirksleiterin Leni Breymaier.
Schwarzwald-Bodensee
Am Donnerstag Warnstreik am Schwarzwald-Baar Klinikum (WS über 24 Stunden Intensivstation und Komplettschließung von zwei Normalstationen über 36 Stunden von Donnerstag 6:00 Uhr bis längstens Freitag 21:Uhr). Menschenkette vor dem Klinikum am Donnerstag ab 12:00 Uhr.
Klinikum Tuttlingen : Warnstreik ZentralOP von 7:00 bis 12:00 Uhr. Kundgebung um 10:30 Uhr.
Weitere zum Teil mehrstündige Warnstreiks bei der Bundesagentur für Arbeit in Rottweil, beim Klinikum Konstanz, beim Landratsamt in Villingen-Schwenningen, bei den Stadtwerke Villingen-Schwenningen und weiteren Dienststellen.
Fils-Neckar-Alb
Am Donnerstag Aktionen am Klinikum Esslingen, am Klinikum am Steinenberg in Reutlingen sowie am Zollernalb-Klinikum in Balingen und Albstadt.
Oberschwaben
Am Donnerstag von 12:00 Uhr bis 13:30 Uhr Warnstreik bei der Bundeswehr in Ummendorf.
Am Donnerstag wird ver.di bundesweit den Schwerpunkt der Warnstreiks auf die kommunalen Kliniken legen. Auch in Baden-Württemberg wird es an über 20 Kliniken zu Arbeitsniederlegungen oder Aktionen kommen. Dabei wird ver.di an ausgewählten Kliniken, unter anderem am Schwarzwald- Baar- Klinikum, an den Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim, am Klinikum Stuttgart und in Calw, die Streiks so organisieren, dass es zu Schließungen von Betten bzw. Bereichen wie zum Beispiel Funktionsdiensten kommen wird.
Stuttgart
Am Montag ganztägiger Warnstreik in Stuttgart und den Landkreisen Böblingen, Ludwigsburg und Rems-Murr. Betroffen sind alle Bereiche (Kitas, Bäder, Nahverkehr, Gemeindeverwaltung, Arbeitsagentur, Müllabfuhr, Kliniken).
Kundgebung auf dem Marktplatz am späten Vormittag.
Hintergrund:
ver.di fordert für die rund 2,14 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes des Bundes und der Kommunen sechs Prozent mehr Geld und eine Anhebung der Ausbildungsvergütung um 100 Euro pro Monat. Zudem will die Gewerkschaft die sachgrundlose Befristung von Arbeitsverträgen abschaffen. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrages soll zwölf Monate betragen. Die Ergebnisse sollen zeit- und wirkungsgleich auf die Beamtinnen und Beamten sowie die Versorgungsempfängerinnen und –empfänger des Bundes übertragen werden.
In Baden-Württemberg arbeiten nach Zahlen des Statistischen Landesamtes (Stichtag: 30.6.2014) 192.800 Tarifbeschäftigte bei den Kommunen. 63 Prozent der Beschäftigten sind Frauen. Die Teilzeitquote beträgt 41 Prozent (insgesamt). Im Jahr 2000 lag die Teilzeitquote noch bei 34 Prozent. 25 Prozent der Beschäftigten sind 55 Jahre und älter.
PM