Der Baden-Württembergische Handwerkstag zeigt sich enttäuscht über die gestrige Ankündigung der Landesregierung, nur für studienbefähigte Flüchtlinge aus Syrien ein eigenes Stipendienprogramm vorzulegen. „Grün-Rot hat hier einmal wieder nur die besonders begabten Akademiker im Blick. Beruflich Qualifizierte dagegen müssen schauen, wo sie bleiben“, bedauert Landeshandwerkspräsident Joachim Möhrle.
Der Baden-Württembergische Handwerkstag hatte in der vergangenen Woche in einer Positionierung zur Flüchtlingspolitik deutlich gemacht, dass das Handwerk im Land bereit ist zur Integration von Flüchtlingen und ihnen eine Brücke in Ausbildung und Arbeit bauen möchte. Doch sind sowohl Handwerksbetriebe wie auch Flüchtlinge hierbei auf Unterstützung durch die Landespolitik angewiesen. „Neu ankommende Flüchtlinge haben keinen Anspruch auf BaföG, keinen Anspruch auf ausbildungsbegleitende Hilfen und keinen Anspruch auf Übernahme von im Rahmen des Berufsqualifikationsfeststellungsgesetzes anfallenden Kosten“, macht Möhrle deutlich.
Anstatt abwartend nach Berlin zu blicken, sollte die Landesregierung aus Sicht des Handwerks daher dringend auch etwas für die beruflich Qualifizierten und Ausbildungsinteressierten tun. „Es geht nicht darum, diese gegen studienbefähigte Flüchtlinge auszuspielen. Aber man kann ja das eine tun und das andere nicht lassen“, zeigt sich Möhrle versöhnlich. Wünschenswert wäre aus Sicht des Handwerks als erster Schritt die Erweiterung des geplanten Stipendienprogramms auf beruflich qualifizierte Flüchtlinge, die sich in Baden-Württemberg ihren ausländischen Berufsabschluss anerkennen lassen wollen. Bislang droht dies beispielsweise an den Kosten für Übersetzer und notwendige Qualifikationsmaßnahmen zu scheitern.
PM