„Die Landesregierung hat das Thema Digitalisierung als Zukunftsthema früh erkannt und zu einem politischen Schwerpunkt gemacht. Denn die Digitalisierung wird die Art und Weise wie wir leben, lernen, arbeiten, produzieren und konsumieren grundlegend verändern. Deswegen ist es so wichtig, insbesondere junge Menschen frühzeitig auf diese Veränderungen vorzubereiten. Wir wollen ihre digitalen Fähigkeiten fördern, damit sie für die Jobs der Zukunft gut gerüstet sind. Baden-Württemberg soll das Pionierland für Digitalisierung werden“, sagten Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid im Anschluss an die Sitzung des Ministerrats am Dienstag (23. Februar 2016) in Stuttgart.
Dazu habe die Landesregierung diverse Maßnahmen in einer digitalen Bildungsoffensive gebündelt. „Die Offensive integriert die Maßnahmen zum Umgang mit den neuen Techniken in unser Bildungssystem entlang des Dreiklangs ‚Bedienen – Begreifen – Beherrschen‘“, so der Ministerpräsident. Digital gestützte Bildung solle für alle Altersstufen durchbuchstabiert und dabei auch die Lern-inhalte und Vermittlungsformen der zunehmend digitalen Umwelt angepasst werden. Wirtschaftsminister Schmid, Forschungsministerin Bauer und Bildungsminister Stoch hatten zuvor die Kabinettsmitglieder über die neuesten Aktivitäten und Maßnahmen im Zusammenhang mit der Digitalisierung im Bildungsbereich informiert.
Bedienen
„Der erste Schritt ist eine massive Stärkung der Medienbildung“, erklärte Ministerpräsident Kretschmann. Mit der breit angelegten Initiative Kindermedienland Baden-Württemberg werde die IT- und Medienkompetenz entlang aller Altersstufen im Land gestärkt. „Leitgedanke der Initiative ist es, Kinder und Erwachsene mit niederschwelligen Angeboten gezielt an die zahlreichen Chancen des digitalen Zeitalters heranzuführen“, sagte Kretschmann. So wurde beispielsweise im frühkindlichen Bereich im vergangenen Jahr erstmals das Fortbildungsangebot „Medienwerkstatt Kindergarten“ aufgelegt, bei dem Erzieherinnen und Erzieher in Kindertageseinrichtungen die altersgerechte Vermittlung von Medienkompetenz erlernen. Mit dem Programm „Senioren-Medienmentoren“ sollen sich die bisher in diesem Bereich ehrenamtlich Aktiven weiterbilden können, um älteren Menschen einen niederschwelligen Zugang zum Internet anbieten zu können. „Medienbildung ist auch für ältere Menschen von besonderer Bedeutung, um an der zunehmend digitalisierten Gesellschaft ganz im Allgemeinen teilhaben zu können“, so der Ministerpräsident. Neben den Einzelmaßnahmen wurde zudem ein Strategiepapier Medienbildung entwickelt, welches neben dem Status Quo die weiteren Meilensteine für die kommenden Jahre identifiziert.
Sowohl um Anwendungs- und Handhabungskompetenzen als auch um die persönliche und soziale Entwicklung der jungen Menschen geht es bei der Medienbildung in den allgemeinen und beruflichen Schulen. „Die Medienbildung soll Orientierung und Bewertungsmaßstäbe vermitteln und so die Kinder und Jugendlichen auf eine sinnvolle, reflektierte und verantwortungsbewusste Nutzung der Medien und eine überlegte Auswahl an Medieninhalten in Schule, Ausbildung und Alltag vorbereiten“, sagte Minister Schmid. Die Medienbildung werde in den neuen Bildungsplänen als eine von sechs Leitperspektiven erstmals durchgängig und verpflichtend in allen Klassenstufen und Fächern ab Klasse 1 verankert sein. Alleinstellungsmerkmal dieser Leitperspektive sei, dass zusätzlich in Klasse 5 ein Basiskurs Medienbildung eingeführt wird.
Begreifen
„Im zweiten Schritt geht es darum, zu verstehen, was eigentlich hinter dem Bildschirm passiert. Ein niederschwelliger Zugang soll es ermöglichen, das spielerisch herauszufinden und selbst zu programmieren“, erklärte der Ministerpräsident. Zusätzlich zur fächerübergreifenden Leitperspektive werde es deshalb in der Klassenstufe 7 einen neuen „Aufbaukurs Informatik“ geben.
Bildungsminister Stoch habe außerdem bereits erste Schritte zur Einführung einer zentralen, sicheren und landesweit verfügbaren digitalen Bildungsplattform für alle 4200 Schulen im Land unternommen, unterstrich Minister Schmid. „Durch diese Bildungsplattform schaffen wir einen guten, strukturierten Speicherort für Lehr- und Lernmaterialien und bauen eine digitale Plattform für den pädagogischen Einsatz von neuen Medien zur individuellen Förderung und Inklusion von Schülerinnen und Schülern auf.“
Beherrschen
„Mit dem dritten Schritt wollen wir die Grundlagen dafür legen, die digitale Welt der Zukunft mit zu gestalten und ihre Konstruktionsprinzipien zu verstehen“, so Minister Schmid. „In den Klassenstufen 8 bis 10 werden dazu weitere Inhalte aus der Informatik über spezielle Vertiefungsmöglichkeiten vermittelt. Die bereits bestehenden Informatikangebote im beruflichen Bereich und in der gymnasialen Oberstufe werden fortgeführt.“
Die Förderung des Aufbaus der Lernfabriken 4.0 mit 6,5 Millionen Euro sei darüber hinaus ein entscheidender Schritt in die richtige Richtung, um junge Menschen in Baden-Württemberg fit für die Digitalisierung zu machen. „Die Digitalisierung wird vor allem die Arbeitsbedingungen nachhaltig verändern. Auf diese Entwicklungen müssen wir die Fachkräfte von morgen und die Beschäftigten sehr gut vorbereiten. Mit den 15 Lernfabriken gewinnt Baden-Württemberg ein weiteres Alleinstellungsmerkmal im internationalen Wettbewerb. Auch hier ist Baden-Württemberg Vorreiter – in keinem anderen Bundesland gibt es vergleichbare flächendeckende Projekte“, sagte Wirtschaftsminister Schmid. Die Lernfabriken gliedern sich in ein Grundlagenlabor, in dem Standardaufgaben der industriellen Fertigung in einer didaktisch vereinfachten Form vermittelt werden, und in die Lernfabrik im eigentlichen Sinne, in dem intelligente Produktionsprozesse auf der Basis realer Industriestandards gesteuert werden können. Gleichzeitig werden die Lernenden beispielsweise in die Vernetzung verschiedener Produktionsstandorte über das Internet und eine übergreifende Cloud eingeführt.
Im Bereich Wissenschaft, Forschung und Kunst setze Forschungsministerin Bauer gezielt Maßnahmen zur Digitalisierung von Studium und Lehre um. Die Maßnahmen zur Digitalisierung in Forschung und Lehre umfassen die Bereiche „E-Infrastruktur“, „E-Learning“ und „E-Science“. Baden-Württemberg habe eine Gesamtstrategie für IT- und Informationsinfrastrukturen im Hochschulbereich, so der Ministerpräsident. So wurde unter anderem im Rahmen der E-Learning-Strategie die Unterstützung der Hochschulen bei der Koordinierung des Digitalisierungsprozesses in der Lehre initiiert. Außerdem haben sich die Rektorenkonferenzen aller Hochschularten darauf verständigt, einen strategischen hochschulartenübergreifenden Arbeitskreis als wissenschaftlichen „Think Tank“ zur Digitalisierung der Lehre für den Hochschulstandort Baden-Württemberg einzurichten. „Der Ausbau einer leistungsfähigen, effizienten und innovativen Informationsinfrastruktur in Baden-Württemberg ist Voraussetzung für den Erfolg der wissenschaftlichen Einrichtungen des Landes im nationalen und internationalen Wettbewerb“, so Kretschmann. Der Zugang zu Datenbanken und elektronischen Medien sowie die Nutzung wissenschaftlicher Daten werde ein immer wichtigerer Faktor für Innovationsprozesse. „Die Landesregierung wird auch weiterhin alles dafür tun, damit die Forschungseinrichtungen auf höchstem Niveau forschen und arbeiten können“, betonte der Ministerpräsident.
„Baden-Württemberg ist das Innovationsland Nummer 1. Damit das auch in Zukunft so bleibt, müssen wir für jede Lebensphase Antworten auf die Fragen der Digitalisierung haben – für die ganz Kleinen über die Schülerinnen und Schüler und Studierenden mit ihren Lehrkräften und Lehrenden, die Azubis, die Beschäftigten bis hin zu den Senioren. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit den dargestellten Maßnahmen im Bereich der digitalen Bildung den nötigen Veränderungsprozess schon sehr stark angeschoben und vorangebracht haben. Wenn wir mit gleichem Elan und derselben hervorragenden ressortübergreifenden Kooperation weitermachen, sehe ich uns für alle weiteren Veränderungen gut gerüstet“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
PM